Schattenkommando: Thriller (German Edition)
verstummten die Perser im Raum konsterniert, mit einer Ausnahme: Buzhazi verschlug der gebieterische Ton der jungen Frau die Sprache.
» Shahdokht … Hoheit … Gnädige Frau … « , stammelte Noshahr, der den Blick nicht von den dunkel glänzenden Locken lassen konnte, so als hätte sich soeben ein güldenes Zepter vor seinen Augen materialisiert. » Ich denke, es ist an der Zeit für uns zu gehen und … «
» Sie werden hierbleiben und den Mund halten, Kanzler! « , fauchte Azar. » Wir haben wichtige Dinge zu besprechen. «
» Wir können uns auf keinen Fall mit diesem … Terroristen einlassen! « , ereiferte sich Noshahr. » Er ist doch nichts weiter als ein alter Narr, der unter Größenwahn leidet und … «
» Ich sagte, wir haben mit dem General etwas zu besprechen « , sagte Azar, und diesmal hatte das Wort » wir « aus ihrem Munde eine ganz andere Bedeutung: Es bezog ihn nicht mit ein, sondern war eindeutig das hochherrschaftliche » wir « , mit dem allein sie gemeint war. » Seien Sie still, Großkanzler. «
» Ich soll … still sein? « , stammelte Noshahr empört. » Verzeihen Sie, Shahdokht, aber ich bin Großkanzler am königlichen Hof und Vertreter des Königs. In seiner Abwesenheit habe ich die volle und alleinige Befugnis, Verhandlungen zu führen sowie mit befreundeten und alliierten Streitkräften Vereinbarungen zu treffen und Bündnisse zu schließen. «
» Nicht mehr, Großkanzler « , entschied Azar mit Nachdruck. » Seit einem Jahr hat niemand mehr etwas von dem König und der Königin gehört oder gesehen. In der Zwischenzeit wurde der Hof von ernannten Staatsdienern geführt, die, obwohl treu und loyal, nicht die Interessen des Volkes im Auge haben. «
» Ich bitte um Verzeihung, Shahdokht …! «
» Das ist die Wahrheit, Großkanzler, wie Sie sehr wohl wissen « , sagte Azar. » Ihre Hauptaufgabe war die Organisation, Verwaltung und Sicherung des Hofes, damit der König und die Königin im Falle ihrer Rückkehr die Regierungsgeschäfte wieder aufnehmen können. Diese Aufgabe haben Sie mit Bravour gemeistert, Großkanzler. Der Hof ist in Sicherheit, er wird bestens geführt, ist finanziell gut ausgestattet und bereit, die Verwaltung dieses Landes zu übernehmen, sobald die Zeit gekommen ist. Derzeit jedoch brauchen und wollen die Menschen keinen Verwaltungsbeamten, sie wollen einen Anführer und General. «
» Bis zur Rückkehr des Königs, Shahdokht, bin ich der rechtmäßige Anführer « , beharrte Noshahr. » Und als Kriegsminister und Marschall des Kriegsrats bin ich der Oberbefehlshaber unserer Streitkräfte. Niemand sonst ist dazu berechtigt. «
» Da irren Sie sich, Großkanzler « , sagte Azar. » Ich bin das durchaus. «
» Sie? Aber das verstieße … gegen sämtliche Regeln, Shahdokht « , stieß Noshahr hervor. » Weder liegt eine Abdankungserklärung von dem König und der Königin vor, noch wurden sie für tot erklärt. Danach müsste eine Ratsversammlung einberufen werden, die sich zusammensetzt aus meiner Person, den Religionsführern und den Vertretern der elf königlichen Familien, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Das ist in Kriegszeiten völlig ausgeschlossen und zu unsicher! «
» Dann werde ich als rechtmäßige Thronanwärterin die Erklärung selbst abgeben « , entschied Azar.
» Sie? « , wiederholte Noshahr. » Sie … Das ist … Verzeihen Sie, dass ich dies sage, Shahdokht, aber das ist eine Beleidigung des Andenkens Ihrer seligen Eltern, unseres geliebten Königs und der Königin. Möglicherweise leben sie noch immer im Untergrund, vielleicht befinden sie sich nach einer Verletzung in der Rekonvaleszenz oder sind gar in Gefangenschaft geraten. Unsere Feinde könnten auf genau eine solche Reaktion Ihrerseits warten, nur um anschließend zu enthüllen, dass sie noch am Leben sind, um uns dadurch zu verwirren und zu einer Rebellion gegen die königliche Familie aufzustacheln. Das dürfen Sie unmöglich … Wollte sagen, das sollten Sie nicht tun, Shahdokht! «
» Ich bin nicht mehr Shahdokht, Großkanzler « , sagte Azar. » Sie werden mich fortan mit Malika anreden. «
Noshahrs Augen traten vor. Er warf einen verstohlenen Blick nach hinten zu seinen Leibwächtern, sah dann wieder zu Azar, betrachtete sie eingehend und versuchte zu ergründen, wie ernst es ihr war oder ob sie vielleicht einen Rückzieher machen würde, wenn man sich ihr widersetzte. » Ich … ich fürchte, das kann ich unmöglich zulassen, Prinzessin « , sagte er,
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