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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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sobald ihm bewusst geworden war, dass der Kerl ihn nicht angegriffen hatte.
    Allmählich ließ der Druck in der Blase nach. Hindernisse in der Vorrichtung, mit deren Hilfe sich der Körper selbst reinigt, so hatte es ihm der Arzt erklärt und einen kleinen Einschnitt vornehmen wollen. Der Heiler war gerade noch entkommen, ohne die Metallinstrumente an allen möglichen unangenehmen Stellen seines eigenen Körpers wiederzufinden. Kayne hatte nicht so lange überlebt, um jetzt einem Mann zu erlauben, mit scharfen Objekten in seinem Körper herumzustochern.
    Zehn, neun, acht, sieben … Im Geiste zählte er rückwärts, als folgte er einem stummen Ritual. Wenn er im Laufe seiner vielen Lebensjahre eines gelernt hatte, dann war es die Tatsache, dass man sich beharrlich bemühen musste, damit der menschliche Körper den Verwüstungen der Zeit widerstand. Das hatte weder mit Aberglauben noch damit zu tun, dass man eben älter wurde.
    Fünf … vier … drei … Befreit seufzte er, als die Schmerzen nachließen und die Blase Anstalten machte, sich zu entleeren. Zwei … eins … »Verdammt.« Gerade als er sich endlich erleichtern wollte, hörte er einen Lärm, der nur von einer Verfolgungsjagd herrühren konnte. Ein paar Tropfen verfärbter Pisse tropften am Bein hinab, ehe sich sein Schwanz aufblähte wie der Leib eines Toten.
    Kayne schob das verräterische Glied in die Hose zurück und schritt aus der Gasse heraus, um zu erkunden, was es mit dem Lärm auf sich hatte.
    Dafür würde jemand büßen müssen.
    Ein Stück die Straße hinauf brach ein Bursche vor einem alten Lagerhaus zusammen. Der Kopf sank ihm auf die Brust, und er atmete unregelmäßig, als hätte er eine innere Verletzung erlitten, die jeden Atemzug zur Qual machte. Aus Türen spähten Anwohner heraus und verzogen sich sofort, sobald Brodar Kayne sich der elenden Gestalt näherte. Er packte das schweißnasse Haar und zog den Kopf des Jungen hoch.
    Ein Batzen blutiger Spucke verfehlte ihn um Haaresbreite. Eine Hand tastete nach oben und suchte verzweifelt nach einer Waffe, vollbrachte aber nichts weiter, als ihm einen schmerzhaften Stoß in den Schritt zu versetzen.
    Blitzschnell packte er zu und drehte dem Burschen den Arm herum. Der junge Mann japste vor Schmerzen. Mit der zweiten Hand versetzte er dem aufsässigen Kerl einen kräftigen Schlag vor den Kopf, sodass der Schädel gleich wieder von der Wand zurückprallte. Dann griff er noch einmal zu und zog den Dummkopf auf die Beine.
    »Du hast dir einen schlechten Tag ausgesucht, um mit mir Raufhändel anzufangen«, erklärte er dem Mann mit dem blutverschmierten Gesicht. Der Kerl mochte um die zwanzig Winter zählen und hatte helle Haut wie die meisten Stadtbewohner. Die stahlgrauen Augen blickten ins Leere und waren etwas wässrig, als hätte er geweint. Kayne schüttelte angewidert den Kopf.
    »Ein kleiner Klaps auf den Kopf, und der Kerl fängt an zu heulen. In deinem Alter hatte ich schon mehr Männer getötet, als ich zählen konnte. Außerdem hatte ich Wunden davongetragen, an denen manch anderer verendet wäre, und bin doch immer wieder auf die Beine gekommen. Ich würde sagen, du hast dir eine Rippe gebrochen, und die Nase wird wahrscheinlich so krumm bleiben, wie sie jetzt ist. Aber immerhin, du lebst noch. Vorausgesetzt natürlich, ich lasse dich am Leben.«
    Als er hinter sich das Klirren eines Kettenhemds hörte, drehte er sich um und ließ den Tiefländer los, der prompt wieder zu Boden sank.
    »Aus dem Weg! Dies ist eine Angelegenheit der Roten Wache.« Der Sprecher war ein hässlicher kleiner Mann mit einem von den Pocken verwüsteten Gesicht. Beim Gehen zog er das rechte Bein nach. Hinter ihm glitzerte eine Blutspur.
    Der zweite Bewaffnete hatte breitere Schultern und war jünger, aber immer noch einen halben Kopf kleiner als Kayne. Dieser Wächter hatte eine frische Prellung unter dem rechten Auge. Der Soldat mit der roten Rüstung starrte ihn finster an.
    »Du bist ein Hochländer. Was treibst du so weit im Süden? Ein Mann in deinem Alter sollte Ziegen hüten oder am Lagerfeuer hocken und sich Geschichten ausdenken, damit dir ein Mädchen den Schwanz lutscht, oder was ihr Bergbewohner sonst tut. Du bist hier nicht willkommen. Lord Salazar hält nicht viel von dem Magierfürsten der Hohen Klippen.«
    Kayne zuckte mit den Achseln. »Das kann ich ihm nicht verdenken«, erwiderte er. »Der Schamane und ich, wir sind uns seit einer Weile nicht mehr grün. Daher ist der frostige Norden keine

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