Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
Ihr habt gemerkt, was diese Änderungen bei uns und an uns bewirkt haben.«
»Unfug.« Cwym schüttelte heftig den Kopf, als könnte er dadurch das eben Gehörte daran hindern, in seine Gedanken einzudringen.
»Wir wollen bloß noch zurück ins Reich der Crain«, sagte Gloria. »Wir wollen mit dem Du-weißt-schon-was nichts mehr zu tun haben. Bringt es König Dafydd zurück und lasst uns gehen. Bitte.«
»Das ist doch bloß ein weiterer Trick von euch beiden!«
Gloria tastete nach seiner Hand und fand sie augenblicklich. »Wir sind müde. Wir haben unser bisheriges Leben satt. Wir werden unsere Schulden zurückzahlen und für all das, was wir angestellt haben, Buße tun. Unsere ... Gewissen werden uns dazu zwingen.«
Gewissen. Was für ein seltsames Wort. Ruairidh verstand seinen Wert noch nicht so richtig, doch er ahnte, dass es für sein weiteres Leben große Bedeutung erlangen würde.
»Warum sollten wir euch glauben?«, fragte Cwym. »Und warum sollten wir es riskieren, wegen zwei Dieben, die wir entkommen ließen, den Zorn des Königs auf uns zu ziehen?«
»Weil ihr uns gefühlt habt«, meinten Gloria und er im Chor. Sie lächelten einander an, dann fuhr Ruairidh fort: »Ihr habt doch selbst kein Interesse mehr am höfischen Geschehen. Ihr wollt zurück in eure Heimat und Zeit für euch selbst haben. Also übergebt Dafydd das Du-weißt-schon-was und bittet ihn, euch aus seinen Diensten zu entlassen. Sobald er sein Spielzeug zurück hat, wird er sich nicht mehr für uns interessieren.«
»Du hast es bei dir?«, fragte Bathú neugierig.
»Selbstverständlich.« Ruairidh zog es aus seiner Hautfalte. Das Du-weißt-schon-was war mit schützendem Tuch umwickelt. Darunter befand sich eine dicke Schicht Watte, wie er wusste. Und das war gut so. Andernfalls wäre er schon längst verrückt geworden.
»Gib es mir!«, verlangte Bathú. Er langte gierig nach dem wertvollen, einzigartigen Gegenstand, der sie alle vier hierher gebracht hatte.
»Du möchtest es sehen? Ich würde dir davon abraten. Das Du-weißt-schon-was ist sehr eigenwillig. Und gefährlich.«
»Ich möchte einen Blick darauf werfen. Man erzählt sich ja wahre Wunderdinge darüber.«
»Ich habe es einige Male verwendet, und es hat mir nicht sonderlich viel Spaß bereitet. Mag sein, dass es zum König freundlicher ist, aber ...«
»Wir lassen euch gehen«, unterbrach ihn Cwym, die Bohnenstange. Er stand da, blass und mit gerunzelter Stirn, als überraschten ihn seine eigenen Worte. Und mit wachsender Sicherheit fuhr er fort: »Gebt uns das verdammte Ding, und dann geht eurer Wege. Irgendwann werden sich die Tore zu den anderen Reichen und Welten wieder öffnen, da bin ich zuversichtlich. Ich vertraue auf die Menschenfrau, auf Laura. Sie wird es schaffen, die Blockade aufzuheben.«
»Sie hat etwas ganz Besonderes an sich, nicht wahr?« Gloria lächelte.
»Ja, das hat sie.«
Cwym bedeutete ihm ein weiteres Mal, ihm das Du-weißt-schon-was zu übergeben. Ruairidh zögerte und reichte seinem Gegenüber dann das magische Objekt. Er hielt es sachte am Griff, der wie der Rest des Gegenstands gut verpackt war.
»Lass es mich sehen!«, verlangte Bathú einmal mehr. Seine Augen glänzten. Er war zweifellos eitler als sein Kumpan.
Cwym zog die oberste Tuchschicht ab, dann noch eine und beseitigte schließlich die Watte. Je weiter er zum Du-weißt-schon-was vordrang, desto lauter wurde dessen Stimme. Es beklagte sich in einem fort, redete ununterbrochen, ohne Punkt und Komma: »Das wird aber Zeit dass sich jemand um mich kümmert ich bin schon ganz verspannt und blind weil ich nichts sehe und nichts höre aber hallo du bist aber ein hübscher Bursche eine angenehme Wohltat nach dem letzten Kerl der mich entpackt hat soll ich dir sagen wie du aussiehst soll ich dich beschreiben ich mach es gern ...«
Ruairidh griff zu. Er packte das Du-weißt-schon-was so rasch wie möglich wieder in den schützenden Schichten ein und reichte es dann dem völlig verdutzt dreinblickenden Bathú zurück. »Glaub mir – du bist besser dran, wenn du ihm nicht zuhörst.«
»Aber ... das ist ein Spiegel! Ein sprechender Spiegel! Einer, der keine Reflexionsfläche benötigt, sondern dich so beschreibt, wie du bist!«
»Das ist, gelinde gesagt, eine Übertreibung.« Ruairidh zuckte die Achseln. »Das Du-weißt-schon-was ist ein Speichellecker. Es würde dir das Blaue vom Himmel herab versprechen, wenn du es dafür in seiner Nähe behieltest und es reden ließest. Ich habe
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