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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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verzog das Gesicht wie im Schmerz und hielt sich die Nase zu. »Das ist ja widerlich!«
    Arun hob den zweiten Deckel. »... und flockige Eierpfannkuchen mit süßer Früchtegeleefüllung, überbacken und flambiert für Aswig.«
    »Igitt!«, schrie der Junge. »Das ist ja widerlich!«
    »Oh – habe ich etwa die Deckel vertauscht?« Der Korsar grinste. »Ich würde an eurer Stelle schnell essen, bevor sich der Geruch über dem Oberdeck verteilt und sich einige heißhungrige Matrosen auf euch stürzen. Das Essen ist zwar gut an Bord der Cyria Rani. Doch derartige Köstlichkeiten werden nur selten gereicht.«
    Nidi und Aswig fielen mit Heißhunger über die Speisen her. Sie aßen mit derart großem Appetit, dass auch Arun Hunger bekam. Er stieg ein weiteres Mal in die Kombüse hinab und drangsalierte Nacit, den stets mürrischen Koch, ihm ebenfalls ein Mahl zu kochen. Elfenbrot, versetzt mit undefinierbaren Fleischstückchen und in Salatblätter gewickelt. Getunkt in eine Soße, die aus zwei Teilen Rum und einem Teil starkem Rum bestand, gerade so, wie er es mochte.
    »Igitt!«, riefen die beiden Freunde und hielten sich einmal mehr die Nasen zu, als sie ihn mit seinem Gedeck kommen sahen. »Das ist ja widerlich!«
     
    Sie aßen gemeinsam im Halbschatten eines rasch gespannten Tuchs, tranken einige Schluck Wasser und plauderten über unverfängliche Dinge.
    Nidi plapperte wie meist irgendwelchen Unsinn daher, Aswig gab sich seinen naiven Ansichten über das unabhängige Leben an Bord eines Freibeuters hin. Arun würzte das Gespräch mit Weisheiten, die in seinen eigenen Ohren umso besser klangen, je mehr er von dieser wunderbaren Soße zu sich nahm. Es mochte auch helfen, dass er sie mit einem süffigen Wein würzte. Was er zu sagen hatte, klang ungeheuer intelligent und zeugte von der Erfahrung eines langen, abenteuerlichen Lebens. Nun gut – er peppte seine Erzählungen mit einigen Übertreibungen auf; doch was schadete das schon? Jedermann an Bord wusste, dass er, Arun, der kühnste, bedeutendste und erfolgreichste Kapitän aller Welten war!
    »Warum sehe ich bloß so schlecht?«, fragte Arun nach einer Weile und fuchtelte mit einer Hand vor seinem Gesicht hin und her. »Ist Magie im Spiel? Will mich Malefozus die Grimmbare verwirren? Ist sie wiedergekehrt, um Rache an mir zu üben? Zeig dich, Rattengesichtige, spür die Klinge meines Schwertes!«
    Arun stand auf – beziehungsweise wollte er aufstehen.
    Jemand hinderte ihn daran und machte, dass sich alles rings um ihn drehte, dass die Takelage mal über, dann wieder unter ihm hing. Oh ja, da wirkten mächtige, bösartige Zauber!
    »Bleib ruhig liegen, Käpt'n!«, hörte er Nidis Stimme aus weiter Ferne. »Es ist alles in Ordnung. Du hast bloß ein klein wenig zu viel von deiner Soße gehabt.«
    Seine Feinde, sie wollten ihn narren, seine Sinne verwirren.
    Oder? Arun fühlte sich wie eine Schildkröte, die man auf den Rücken gedreht hatte und die mit allen vieren hilflos in der Luft strampelte. Irgendjemand hielt ihn gepackt. Man transportierte ihn ab. Er hatte seine Schlacht wohl gewonnen, und nun brachte man ihn, den Schwerverletzten, in seine Kajüte, um seine Wunden zu pflegen.
    Arun war schrecklich müde. Ihm war danach, eine Frau zu fühlen, ihr seine Künste in der edelsten aller Disziplinen zu beweisen. Sie zu umgarnen, ihr ein Liebesgedicht ins Ohr zu flüstern, seine Zunge über nackte Haut wandern zu lassen und williges Fleisch zu kneten, stets darauf achtend, Respekt zu üben und nur ja nicht die Gesetze der Höflichkeit zu überschreiten. Denn die Höflichkeit war die größte Tugend eines edlen Mannes, wie er einer war.
    »Ich bin unglaublich geil!«, röhrte Arun, so laut er konnte. Und nochmals: »Ich bin geil!«
    Er schlug um sich, wollte sich befreien und diesen Wesen entkommen, die ihn festhielten. Die ihn daran hinderten, sich auf die Suche nach einem Opfer seiner Begierden zu machen.
    Und plötzlich fiel Arun alles unglaublich leicht. Er entwand sich seinen Häschern, kam vom Lager hoch, auf das man ihn gepresst hatte, wirbelte umher, schleuderte die Feinde von sich, prallte gegen Holz und Glas und Metall, stieß sich immer wieder ab mit seinem haarigen Körper ...
    Haariger Körper?
    Arun hielt inne und blickte in den Spiegel seiner Kajüte. Er sah ein kleines, sabberndes Ding, ein Monster, wie er es nur zu gut kannte. Diese zweite Seite seines Ichs, die er so gut wie möglich vermied herzuzeigen. Die nur dann erschien, wenn er einer Frau

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