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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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erinnerte. »Solange ich für ihn verantwortlich bin, wird er zu nichts gezwungen, und es wird ihm nichts geschehen. Hast du mich verstanden, Käpt'n?«
    Arun blickte den Schrazel an. Er sah ein Leuchten in den Augen des seltsamen Wesens. Eines, das er niemals zuvor gesehen hatte – und das ihn irritierte, wenn nicht gar ihm Angst machte.
    War das noch derselbe Nidi, der sich sonst wie ein kleiner Clown gebärdete? Er kannte ihn zwar gut genug, um ihn einen treuen Kameraden nennen zu können. Er wusste auch, wer Nidi in Wirklichkeit war. Und dennoch war er ... fremd.
    »Dann red mit ihm! Mach Aswig den Ernst der Lage deutlich. Und sage ihm, dass wir seine Hilfe benötigen. Bereite ihn darauf vor, dass wir drei in den Morgenstunden des neuen Tages ein längeres Gespräch führen müssen.«
    »Das werde ich tun.« Der Schrazel ließ seinen Schwanz würdevoll um das sauber gebürstete Geländer schweifen. Er glitt davon, ein Schatten in der Nacht, um sich in irgendeinem Winkel zu verkriechen, in dem wohl auch Aswig zu finden war.
    Arun wandte sich ab und ging steuerbords zur Reling. Das Schiff schwankte ein klein wenig. Windböen verfingen sich immer wieder in der Takelage, die Cyria Rani zerschnitt auf ihrer langsamen Fahrt Nebel- und Wolkenbänke. Über ihm war Dunkelheit. Keine Sterne, kein Mond. Das stete Zwielicht der Welt Innistìr wirkte beruhigend auf sein Gemüt.
    Hatte er richtig gehandelt, oder war er zu schroff zu dem Kleinen gewesen?
     
    Der nächste Morgen brachte ein stürmisches Lüftchen. Die Segel blähten sich fröhlich im Wind, und mit dem Wind wehte so etwas wie Aufbruchsstimmung und Hoffnung über die Schiffsaufbauten hinweg.
    Die Luftsee ... sie war ein bisschen anders als der Wasserozean. Das Medium, das sie durchpflügten, lag nicht nur unter dem Schiffsrumpf – es umgab sie zur Gänze. Es war unberechenbar, vor allem in diesem Land der Magie, der Wunder und unbekannten Kräfte.
    Arun beobachtete Aswig und Nidi. Die beiden waren gerade an Deck gekommen und hatten Frühstück gefasst. Lustlos kauten sie auf einer geteilten Kante Brot herum und steckten dabei wie fast immer die Köpfe zusammen. Sie tuschelten leise. Scheue Blicke wanderten zu ihm, zum Kapitän. Er zeigte ein strenges Gesicht und kreuzte die Arme vor der Brust. Der Junge zog eingeschüchtert den Kopf ein und wandte sich ab.
    »Lagebericht!«, forderte Arun vom Steuermann.
    »Wir sind mit langsamer Luftfahrt Richtung Nordwesten getrieben. Wir haben das Land Bariswah zur Hälfte gequert. Du erinnerst dich, was Aswig darüber erzählte ...«
    Ja, das tat er. In Bariswah existierten sonderbare Geschöpfe, die ebenso sonderbare Pflanzen, Algen nicht unähnlich, durch monotone Gesänge zum Wachstum anregten und deren Spitzen fast hundert Meter hoch in die Luft gelangten.
    »Wir sind hoch genug?«, fragte er, obwohl er wusste, dass er sich auf den Steuermann verlassen konnte.
    »Selbstverständlich.«
    »Hast du diese merkwürdigen Viecher gesichtet?«
    »Ja. Sie haben es versucht, obwohl wir uns weit außerhalb ihrer Reichweite befinden. Sie sind imstande, sich aus dem Gestrüpp ihrer Algenbäume mehrere Dutzend Meter hoch abzustoßen und die Fangarme ein weiteres gutes Stück in unsere Richtung auszufahren. Aber wir hielten stets einen Höhenabstand von mehr als hundert Faden.«
    Also fast zweihundert Meter. Sehr gut.
    »Wie sieht es mit dem Kartenmaterial aus, das wir erhalten haben?«
    »Es dient bloß als Orientierungshilfe. Vieles, was wie in Stein gemeißelt aussieht, ändert sich auf Innistìr binnen weniger Stunden, manchmal sogar innerhalb einiger Minuten.«
    Arun nickte. Die Magie des Landes und seiner Bewohner machte die Luftschifffahrt zu einem ganz besonderen Wagnis – und zu einem Abenteuer, das er niemals missen wollte.
    Er schickte den Steuermann zurück an seine Arbeit. Die anderen Maate und Offiziere der Nachtwache krochen in ihre Hängematten. Sein Vertreter jedoch, der ebenfalls Dienst geschoben hatte, schien keinerlei Müdigkeit zu kennen.
    Arun atmete tief durch und füllte seine Lungen mit frischer Luft, die nichts mit diesem Mief zu tun hatte, den man an Land atmete. Er tastete über das Holz der Reling und fühlte die winzigen Unebenheiten der Maserung. Seine Stiefel glitten über den feuchten Schlick, den die Dämmerung mit sich brachte und der erst mit der mittäglichen Sonne verschwinden wurde. Er schob den Hut tief ins Gesicht und verbog die Krempe ein wenig. Er wusste, was die Mannschaft von ihm

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