Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
Worte zur Beruhigung«, brummte Milt verärgert.
»Ich spreche die Wahrheit, Milt. Der Schattenlord ist längst, nicht so weit - wir haben immer noch eine Chance. Ich bin seit dreihundert Jahren Sucher und kenne die Arbeit meiner Vorgänger. Der Schattenlord hat alles Mögliche unternommen, um mehr Macht zu erlangen. Anscheinend aber ist es ihm bisher nicht einmal gelungen, materielle Form anzunehmen. Das kostet Kraft und Aufwand. Er hat sich schließlich hierher zurückgezogen, weil er vielleicht auf die Kräfte dieses Reiches gesetzt hat - nur um jetzt genauso gefangen zu sein wie wir.«
»Dann braucht er doch nur zu warten, bis das Reich zerfällt«, wandte Jack ein. »Es ist ja schon dabei.«
Cedric schüttelte den Kopf. »Er ist in einer besonderen Absicht hierher gegangen. Ihm kann am Untergang ebenso wenig gelegen sein wie jedem von uns. Wenn Innistìr zugrunde geht, ist er zwar wieder frei - aber er steht erneut am Anfang und ist keinen Schritt weiter. Nur mit dem Unterschied, dass wir Fünf Sucher ihm so nahe sind wie nie zuvor und ihn unausweichlich finden werden. Er kann uns nicht mehr entkommen. Aber das ist es nicht allein, er will ja auch einmal ans Ziel gelangen. Selbst ein unsterbliches Wesen verliert irgendwann die Geduld, wenn es beim Umsetzen seiner Pläne nicht vorwärtsgeht.«
»Das bedeutet«, sagte Jack, »er wird darauf warten, bis wir die Herrscher gefunden haben und die Stabilität wiederhergestellt ist. Und die Grenze für uns geöffnet wird.«
»Ja. Das ist wahrscheinlich unsere letzte, wenn nicht einzige Chance, seiner habhaft zu werden. Wir werden ihm eine Falle stellen, der er nicht entkommen kann.«
»Aber was hat Laura damit zu tun?«, fragte Andreas.
»Ich weiß es nicht«, antwortete diese. »Es ist, wie Cedric gesagt hat. Irgendetwas muss in mir sein, von dem sowohl Alberich als auch der Schattenlord profitieren wollen. Ich glaube, er wollte versuchen, mich zu übernehmen, aber so weit ist er noch nicht.«
»Um eines klarzustellen«, sagte Cedric eindringlich. »Der Schattenlord ist unser aller Feind. Der Feind jedes Iolair, jedes Einwohners von Innistìr und der Menschenwelt. Möglicherweise auch der Anderswelt, denn ich sehe das so, dass er plant, alles zu erobern und sich zu unterwerfen. Und das wird er von hier aus steuern. Er wird wie eine fette Spinne im Netz sitzen und seine klebrigen Fäden auswerfen.«
»Er will allein Krieg gegen uns alle führen?«
»Eben nicht. Es wird keine Schlacht geben. Wir müssen auf alles gefasst sein, denn er wird subtil und raffiniert vorgehen. Deswegen geht es uns sehr wohl alle an, das möchte ich euch klarmachen, jedem Einzelnen von euch. Keiner kann sich raushalten.«
»Schöne Aussichten«, spottete Norbert und stand auf. »Mir reicht’s für heute. Wenn ihr mich entschuldigen wollt ...«
Nach einigem Zögern verließen auch die anderen die Runde; sie hatten genug an Enthüllungen erfahren und wollten zunächst vor den Konsequenzen davonlaufen. Was konnten sie schon ausrichten? Die Lage hatte sich für sie nicht verbessert, sondern eher noch verschlechtert, weil sie jetzt von der zweiten drohenden Gefahr wussten. Diese war jedoch derart abstrakt, dass sie kaum erfasst werden konnte, und es gab keinen Weg, ihr zu begegnen.
Auch die Iolair verstreuten sich; für sie gab es nichts dazu zu sagen.
Die Runde verkleinerte sich, Jack und Andreas waren geblieben, und mit ihnen setzten sich nun die vier Anführer, Laura, Milt, Cedric, Felix und Finn und Nidi an einen Tisch. Josce, die am Kopfende stehen blieb, übernahm wie bisher den Vorsitz.
18
Ein
neuer Plan
S o«, begann Milt die Runde. »Wir haben unseren Teil zur Aufklärung beigetragen. Ihr wisst jetzt, was Laura mit eingeschleppt hat. Nun seid ihr dran, und ich wiederhole meine Frage von gestern: Wer ist Sgiath?«
Deochar und Veda zogen erstaunte Gesichter. »Wer hat dir ...«
Bricius sah Josce an. Sie seufzte. »Eine unbedachte Bemerkung, Milt, und du lässt nicht locker? Er könnte ein Gott sein, den ich angerufen habe!«
»Ganz so einfach ist das nicht«, mischte Finn sich ein. »Ich habe gestern bereits mit Veda gesprochen, und ich bin genauso wie Milt und übrigens unabhängig von ihm zu dem Schluss gekommen, dass ihr einen Oberbefehlshaber habt. Milts Bemerkung entnehme ich, dass sein Tarnname Sgiath lautet.«
»Tarnname?«, fragte Jack.
»Ja, Sgiath bedeutet Flügel im Gälischen, so, wie Iolair Adler heißt. Jemand hier scheint ein Faible für meine alte
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