Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
wie du«, antwortete Cedric.
»Ich bin aber mit ihnen verbündet, und wir werden Zusammenarbeiten. Warum du nicht?«
Laura merkte, wie sich ihr Magen zusammenklumpte. Auf einmal ergab alles einen Sinn. Sie ahnte, was kommen würde, und war geschockt.
»Milt, bitte zwing mich nicht dazu«, bat Cedric erstaunlich mild, was bei vielen Weggefährten Verwunderung auslöste. Sonst brüllte er sofort los.
»Sag es ihnen, oder ich werd’s tun!«, schrie Milt. Jener Milt, der sonst eher besonnen war und bei Verhandlungen meist das Wort geführt hatte, weil auch Jack zu hitzköpfig war. Irgendwas war hier verkehrt und die Rollen vertauscht.
Cedric seufzte. Dann strich er die dunklen Haare zurück und zeigte seine echten Ohren. »Ich bin ein Elf«, gestand er der Öffentlichkeit.
Das saß. Zunächst wortlos starrten ihn alle an, die es nicht gewusst hatten, einschließlich Laura. Ihre Befürchtungen wurden Wahrheit, denn sie ahnte, was als Nächstes kommen musste.
»Ist das rattenscharf!«, platzte Luca heraus und hielt begeistert beide Daumen hoch. »Gib mir fünf, Alter!«
Cedric tat ihm den Gefallen, und sie führten die Geste über die Entfernung aus.
»Na, das erklärt einiges«, äußerte Rudy.
Nachdem sich die Überraschung gesetzt hatte, hielt sich das Entsetzen in Grenzen. Genau genommen nahm es ihm niemand übel, ganz im Gegenteil sogar. Die meisten sahen Cedric längst als Beschützer an. Zudem hatte er den Ausbruch aus dem Labyrinth angeführt.
»Stimmt«, pflichtete Karen bei. »Unter anderem, wieso er sich die Hände im Labyrinth unten verbrannt hat, als er die Eisenstäbe anfasste.«
»Und seine rasche Heilung, nachdem Jack ihn in die Schulter geschossen hatte«, fügte Maurice hinzu.
»Und wieso er überhaupt als Einziger aus der Wüste zurückgekehrt ist und mit Früchten«, rief Emma. Es war nach der Bruchlandung gewesen. Zu viert waren sie aufgebrochen, aber nur Cedric war zurückgekehrt.
»Cedric, der sich angeblich so nennen lässt, weil sein wirklicher Name sehr schwer auszusprechen wäre«, fügte Jack hinzu. »Verrätst du ihn uns wenigstens jetzt?«
»Nein. Elfennamen haben Macht, und ich werde Alberich keine wie auch immer geartete Blöße bieten.«
Milts Haltung blieb jedoch feindselig. »Alberich gegenüber oder einem anderen?«, bohrte er weiter.
»Was kommt denn da noch?«, fragte Jack erstaunt. Er sah Felix und Finn an, die verlegen zur Seite schauten.
»Oh nein, Milt«, stöhnte Laura auf. »Bitte ...«
»Keine Chance, Laura.« Milt setzte einen strengen Ausdruck auf und richtete sich an die Versammlung.
»Das, was ich zu sagen habe, gilt nun auch für die Iolair«, begann er seine Erklärung. »Wir haben einen zweiten Feind zu bekämpfen, der weitaus ... gefährlicher und bedrohlicher ist als Alberich und der Jabberwock zusammen.«
»Wie soll das denn gehen?«, kam ein Zwischenruf aus den Bäumen.
»Es ist der Schattenlord«, fuhr Milt fort.
Ratlosigkeit breitete sich auf den Gesichtern vieler der Gestrandeten aus. Manch einer mochte sich daran erinnern, dass Laura diese Frage damals Alberich entgegengeschleudert hatte, als sie das erste Mal vor ihn geführt worden waren. Aber von der späteren Aufklärung durch Cwym und Bathú hatten nur noch diejenigen etwas mitbekommen, die mit Laura und den beiden Elfen zusammen in dieselbe Zelle gesperrt worden waren.
Die Iolair zogen zweifelnde Mienen.
»Der Schattenlord existiert nicht«, sagte Josce.
»Doch, das tut er«, widersprach Nidi. »Veda und ich haben Laura gestern aus seinen Fängen befreit.«
»Au Mann«, murmelte sie.
»Wer oder was ist der Schattenlord?«, fragte Micah für alle Unwissenden, teils auch für die Iolair.
Laura öffnete den Mund, doch Milt kam ihr zuvor. »Ich erklär’s euch.«
Er berichtete nun, dass der Schattenlord vielerorts, selbst bei den Elfen, nur als Legende galt, die sich jedoch bereits über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende hielt. Dass seine Identität nicht bekannt war, wohl aber seine düstere Bedrohung und dass schon lange jemand auf der Suche nach ihm war, um zu verhindern, dass die Bedrohung eines Tages Realität würde. Denn selbst die Elfen, die normalerweise keinen großen Unterschied zwischen Gut und Böse machten, bezeichneten den Schattenlord als das Böse schlechthin und weigerten sich zumeist, über ihn zu reden, um ihn nicht herbeizurufen. Einer der wenigen Aberglauben in den Reichen der Unsterblichen. Dabei war nicht einmal gesichert, ob der finstere Buhmann
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