Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
allen Mut zu.
»Genau genommen haben wir doch nie mit einem Sieg gerechnet!«, rief ein Elf, der kopfunter am Ast eines Baumes schaukelte.
»Aber genau das war unsere Absicht, als wir gesammelt angegriffen haben«, erwiderte Deochar mit seiner eindringlich leisen Stimme.
»Wir haben gehofft, ja. Aber im Stillen haben wir doch geahnt, dass dieser miese Drecksack noch etwas in der Hinterhand hat. Ich meine, er ist auch ein Drache ! Muss ich mehr sagen?«
»An sich hat er den schlechten Ruf der Drachen erst begründet«, versetzte Josce. »Wie auch immer. Damit herrscht nun offener Kriegszustand zwischen den Kämpfern für die Freiheit Innistìrs und dem Usurpator. Wir können davon ausgehen, dass er die nächste Zeit damit verbringen wird, jeden, der eine Waffe auch nur halten kann, in seinen Kriegsdienst zu pressen. Deswegen müssen wir offensiv vorgehen und das Gleiche erreichen oder vielmehr schneller sein als er und die Kämpfer auf unsere Seite ziehen.«
»Werden wir einen zweiten Angriff auf Morgenröte wagen können?«
»Uns wird letztlich nichts anderes übrig bleiben, aber dafür muss der richtige Augenblick kommen - denn eine dritte Chance erhalten wir nicht.«
Die Zentaurin wies auf die Gäste ganz vorn. »Aber wir haben neue Verbündete gewonnen, die uns im Kampf unterstützen werden - auf die eine oder andere Weise. Diejenigen, die sich nicht beteiligen können, haben bei uns Asyl erhalten. Ich bitte euch nun, euch der Versammlung vorzustellen, damit wir euch in unserem Kreis willkommen heißen können.«
Jack stand sofort auf und drehte sich zu den Iolair. »Ich bin Jack Barnsby«, stellte er sich vor. »Ich bin zweiunddreißig Jahre alt und kenne mich in nahezu allen Kampfsportarten aus, kann mit sehr vielen Waffen umgehen und habe mein Leben lang nichts anderes gemacht, als Menschen unter Einsatz meines Lebens zu beschützen. Ich kann euch Tricks im Nahkampf zeigen, die euch in der Schlacht Mann gegen Mann nützlich sein werden, und sicher können wir uns erfolgreich im Waffenumgang austauschen. Ich bin jedenfalls dabei, auch wenn es zum Kampf kommt. Betrachtet mich ab jetzt als Iolair.«
Eine Menge Beifall brandete auf, und Milt und Finn hielten die Daumen hoch. Jack schien nun seine Berufung gefunden zu haben, da er nicht mehr die hauptsächliche Verantwortung für die Gestrandeten trug. Er tat das, was er am besten konnte und sein Leben lang gemacht hatte.
Als Nächster stand Norbert Rimmzahn auf. »Ich bin Norbert Rimmzahn, sechsundfünfzig Jahre alt, und ich denke gar nicht daran, mich an diesem Krieg zu beteiligen, denn ich bin Schweizer und neutral, und meine Zeiten als Soldat sind lange vorbei. Oder vielmehr nie gewesen. Erst recht nicht für ein Land, das gar nicht meines ist.«
Das mit der Schweiz verstanden nicht einmal alle Gestrandeten. Diejenigen grinsten dazu, und einer rief: »Nichts anderes haben wir von dir erwartet, Herr Schulmeister!«
Die Iolair hatten keine Schwierigkeiten, seine Entscheidung zu akzeptieren. Verglich man ihn und Jack, ein Mann wie ein Schrank und ein Mann wie ein ... nun, ein Eierkopf eben.
So stellten sie sich alle der Reihe nach vor. Viele boten ihre Unterstützung »hinter den Kulissen« an, um für ihr Asyl aufzukommen. Wer nichts tun wollte, war auch willkommen. Zwei, drei Männer und Frauen begannen sogar zu weinen und wollten nur nach Hause; sie erhielten Verständnis und Aufmunterung.
Zuletzt stellten sich der Reihe nach Felix, Finn, Laura, Milt - und Cedric vor. Laura konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Milt das genau so geplant hatte.
Der Bahamaer starrte den verkappten Elfen an, als der sich mit nur wenigen Begriffen vorstellte - sein Alter ließ er weg, und er gab nur preis, dass er als Bauarbeiter auf der ganzen Welt im Einsatz war. Dabei schien er es belassen zu wollen.
»Cedric«, sagte Milt dann scharf und laut. »Hast du nicht ein paar Kleinigkeiten vergessen?«
Einige der Gestrandeten, allen voran Jack, horchten auf. Sie erkannten, dass hier ein Konflikt schwelte, von dem sie bisher nichts mitbekommen hatten. Cedric war schwierig im Umgang, das war allen bekannt, denn er polterte viel. Er hatte sich aber immer als verlässlich erwiesen, und er war ein guter Kämpfer, wie ein Rammbock. Wo er hinschlug, wuchs nichts mehr.
Die Iolair, mit Ausnahme der Anführer, zeigten Neugier. Sie fanden alles, was mit den Reinblütigen zusammenhing, spannend.
»Du schließt dich nicht den Iolair an?«, fuhr Milt fort.
»Genauso wenig
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