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Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte

Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte

Titel: Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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sie das Herrscherpaar finden, sonst bestand überhaupt keine Hoffnung mehr.
    Der Angriff der Iolair machte ihr in der Hinsicht auch wieder Mut. Und vielleicht steckten sogar Königin Anne und König Robert dahinter und waren die heimlichen Anführer?
    Jetzt erst fiel ihr auf, dass Alberich immer noch nicht weitergeredet hatte. Er beobachtete sie, schweigend, lauernd, in leicht geduckter Haltung, zum Sprung bereit. Sein Schatten war mit dem Drachenthron verschmolzen, und in diesem Moment sah er ... nein, er sah nicht klein oder zwergenhaft oder gar weniger mächtig aus. Es gab vermutlich keine Situation, in der Alberich jemals freundlich und friedlich war, gutes und gepflegtes Aussehen hin oder her.
    Nidi hatte sich ganz fest an ihre Halsbeuge geschmiegt und den Blick abgewandt. Er fürchtete Alberich nicht weniger als Laura.
    Was sollte dieses Belauern? Worüber dachte er nach? Worauf musste sie sich gefasst machen?
    In jedem Fall darauf, dass seine Laune schon wieder wechselte - so wie jetzt. Plötzlich entspannte er sich, setzte ein leutseliges Lächeln auf und hob die Hände.
    »Aber was streiten wir uns?«, sagte er leichthin. »Wir sind zivilisiert, ich habe sehr lange unter euch Menschen gelebt, und niemand soll mir nachsagen, ein Barbar zu sein. Wir können uns auch gepflegt unterhalten. Du hast sicherlich Hunger?«
    Und wie. Aber das würde Laura nicht zugeben. Sie kannte die Regeln der Anderswelt von Glatzkopf und Bohnenstange: Einmal angenommen, stand sie in der Pflicht. Es war eine Sache, sich von dem zu ernähren, was das Reich hergab oder was sie in ihrer Gefängniszelle bekam, aber wenn ein mächtiges Wesen wie Alberich unter diesen Umständen etwas anbot, war es immer mit einer Verpflichtung verbunden - im besten Fall ein Handel, im schlechtesten Fall verlor man alles. Auch wenn in Innistìr vieles anders als in der sonstigen Anderswelt sein mochte, sollte sie das Risiko nicht eingehen.
    »Vielen Dank, ich wurde bereits versorgt«, sagte sie höflich. Patzig zu sein brachte gar nichts, außer dass er wieder sauer wurde und zu toben anfing. Das hatte sie schon einmal erlebt; sie legte keinen Wert auf eine Wiederholung.
    »Sehr gut«, flüsterte Nidi ihr ins Ohr.
    Alberichs Miene veränderte sich nicht. Er klatschte in die Hände, um Diener herbeizurufen, und ließ auf den Banketttisch an der Seite der Halle auftragen. »Der Hunger kommt mit dem Genuss«, rief er und lächelte dazu. »Nimm doch Platz, das Stehen ist auf Dauer unbequem.«
    »Oh, ich sitze sowieso sehr viel ...«, setzte Laura an. Sie verstummte erschrocken, als Alberich von seinem Sitz hochschnellte und mit einem einzigen Sprung zu ihr herabkam. Er legte die Hände an ihre Schultern und zwang sie mit kräftigem Druck, auf den Tisch zuzugehen.
    » Setz ... dich ... hin«, forderte er sie erneut und unmissverständlich auf, nur mühsam bezähmt.
    Laura blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Sie konnte sich seinem Griff ohnehin nicht entwinden, und das war schon der Beginn der Folter. Verschiedene köstliche Düfte wehten ihr um die Nase, Braten, gegrilltes Hühnchen, frische Soßen, Kräuter, eingelegte Früchte, kräftig abgeschmecktes Gemüse. Funkelnde Getränke in Kristallpokalen: Wein rot, Wein weiß, Wein rosé, Wasser, Säfte und etwas, das aussah und schäumte wie Bier.
    Alberich drückte sie auf den Stuhl nieder und drohte Nidi mit dem Finger. »Anständig bleiben, Kleiner.«
    Der Schrazel fing sofort wieder zu zittern an. Er ahnte wohl schon, was geschehen würde, aber er konnte es Laura nicht mitteilen.
    Alberich griff sich einen Stuhl und rückte nahe zu ihr, nahm einen Teller und belud ihn, stocherte hier und da, trank Wein und prostete ihr zu.
    Laura blieb standhaft, nicht einmal Wasser würde sie annehmen. Das hier war keine freie Gabe, keine Gastlichkeit.
    Zuletzt stülpte Alberich sich eine Art silbernen Fingerhut auf die Zeigefingerkuppe, an dem ein langer silberner Zahnstocher befestigt war, und fuhrwerkte damit zwischen seinen perfekten Zähnen herum.
    »Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass sich deine Lage kein bisschen gebessert hat«, sagte er in fröhlichem Tonfall, doch Frost zersplitterte seine Augen.
    Laura lauschte auf die Kampfgeräusche, aber in der Halle kam nur wenig davon an. Lediglich dumpfe Klänge drangen durch die Scheiben der hoch gelegenen Fenster, die keinen Aufschluss gaben. Wie war wohl der Verlauf der Schlacht? Standen die Iolair schon vor dem Sieg? Wieso hielt niemand den

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