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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sah den Ersten an, ebenso die anderen Sucher. Der dachte einen Moment lang nach, dann schüttelte er den Kopf. Kurz spiegelte sich der Wald in der Maske, dann wieder der Fluss. »Um von hier zu entkommen, muss er die Suche nach dem Herrscherpaar nur so lange sabotieren, bis die Welt sich von selbst auflöst. Dafür benötigt er Laura nicht.«
    Den Einwand hatte Cedric geahnt. Nicht umsonst hatte er tagelang über seine Theorie nachgedacht. »Und wenn er die Auflösung nicht will? Was, wenn er stattdessen die Herrschaft über Innistìr und all die Welten dort draußen anstrebt? Was, wenn Laura ihm dazu verhelfen soll?«
    Seine Worte hingen dunkel und drohend in der Luft. Auf einmal wirkten die Nacht und der Fluss nicht mehr so friedlich wie zuvor. Die anderen Sucher schwiegen. Cedric wartete, hoffte darauf, dass sie einen Fehler in seiner Argumentation fanden.
    Schließlich aber sagte der Erste: »In diesem Fall wärest du tatsächlich eine Gefahr für uns und für unseren Auftrag. Was schlägst du vor?«
    »Dass ich die Gruppe verlasse, die Aufmerksamkeit des Schattenlords auf mich ziehe und auf meine Weise nach ihm suche. Ich halte das für das Vernünftigste.«
    Die anderen nickten, langsam und zögernd.
    »Dann ist es beschlossen?«, fragte Cedric.
    »Ja«, sagte der Erste. »Es ist beschlossen.«
    Ohne ein weiteres Wort wandten sie sich voneinander ab und verließen das Flussufer.

5
    Wähler
    und Gewählte
     
    H ey, Alter, was geht?«
    Luca grinste, als er Peddyr winken sah. Als Einziger von seinen neuen Freunden hatte der Vogeljunge die Sprachkonventionen der Menschenwelt für sich entdeckt.
    »Nicht viel«, rief er zurück, während er durch den Ufersand des Flusses zum Felsen ging, an dem sie sich auch an diesem Morgen trafen. »Und bei dir?«
    »Jede Menge, Alter. Du wirst nicht glauben, was Marcas letzte Nacht erlebt hat.«
    Der Krakenelf tauchte aus dem Wasser auf und griff spielerisch mit einem Tentakel nach Lucas Knöchel. Die drei anderen Elfen hockten im Sand. Ciar hatte einige große, palmenartige Blätter ausgebreitet, auf denen Beeren und kleine Rollen, die wie Sushi aussahen, lagen. Luca setzte sich zu ihnen.
    »Hier, iss was«, sagte Duibhin zur Begrüßung. »Die Ramrol hat Peddyrs Mutter gemacht.«
    Der Vogelelf grinste. »Und ich hab sie geklaut, bevor meine Schwestern alle wegfressen konnten ... Alter.«
    Ciar verdrehte die Augen. »Wenn du noch einmal Alter sagst ...«
    »Was dann ... Alter?«
    Luca unterbrach den Schlagabtausch, bevor er zum Streit werden konnte. »Was sind Ramrol?«
    Duibhin nahm eine der Rollen und reichte sie ihm. »Probier einfach.«
    Die Rolle war weich und so saftig, dass Luca klebrige Flüssigkeit über die Finger rann. Sie roch wie das Innere eines Blumenladens, und als er hineinbiss, stellte er fest, dass sie auch so schmeckte, nur süßer, viel, viel süßer.
    »Boah, ist das geil!«, stieß er mit vollem Mund hervor. »Kann ich noch eine haben?«
    »Nimm, so viele du möchtest.« Duibhin zeigte einladend auf die ausgebreiteten Blätter. »Nur zur Warnung. Bei uns sagt man: Nach der ersten Ramrol musst du lächeln, nach der zweiten lachen, nach der dritten kotzen.«
    »Alles klar.« Luca nickte. »Zwei ist die Grenze.«
    Sie lachten und aßen, dann fiel ihm wieder ein, was Peddyr gesagt hatte. »Was hat denn Marcas gesehen?«
    »Etwas sehr Seltsames«, antwortete Ciar. Er aß nur Beeren, keine Ramrol. »Du weißt ja, dass er im Fluss lebt, richtig? Also, gestern Nacht war er allein hier bei den ...«
    »Moment«, unterbrach ihn Luca. »Wenn er nicht spricht, woher wisst ihr, was er erlebt hat?«
    »Er spricht in unseren Köpfen«, sagte Peddyr. »Es fällt ihm sehr schwer, deshalb tut er das nur selten.«
    Ciar wischte sich die Hände an den Blättern ab. »Genau. Er war also hier, und auf einmal sind seltsame Gestalten aufgetaucht, die Masken und Umhänge trugen. Einer ...«
    Luca ließ ihn erneut nicht ausreden. »... trug eine Glasmaske, ein anderer eine aus Holz. Und sie waren zu fünft.«
    Die Elfen sahen einander an. »Woher weißt du das?«
    »Ich kenne sie.« Luca schüttelte über seine eigenen Worte den Kopf. »Nein, ich kenne sie nicht, ich weiß nur, dass es sie gibt. Sie nennen sich Sucher.«
    »Und sie sind hinter dem Schattenlord her oder er hinter ihnen«, sagte Ciar.
    »Das stimmt. Konnte Marcas verstehen, worüber sie gesprochen haben?«
    Sie erzählten es ihm. Der Krakenjunge blieb an der Wasseroberfläche und hörte aufmerksam zu, als wolle er

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