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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sich vergewissern, dass sie nichts Falsches sagten.
    Ciar beendete die Geschichte und hob die Schultern. Seine harte schwarze Haut knarrte wie Holz. »Um ehrlich zu sein, haben wir das meiste nicht verstanden, aber du siehst so aus, als wüsstest du genau, worum es geht.«
    »Nicht genau, nein.« Luca griff nach seiner dritten Ramrol, sah dann aber Peddyrs warnenden Blick und zog die Hand zurück. »Nur ein wenig.«
    Und das wenige verriet ihm, dass Cedric die Gruppe verlassen würde, um die Aufmerksamkeit des Schattenlords auf sich zu lenken. Er ahnte, wie gefährlich das war.
    »Ich muss zu meinen Leuten«, sagte Luca und stand auf. Er war auf einmal nervös, hatte das Gefühl, dass nur er zwischen Cedric und einem schweren Fehler stand. Er wusste zwar noch nicht, was er dagegen tun konnte, aber irgendetwas würde ihm schon einfallen.
    »Kommst du nachher noch mal runter?«, fragte Peddyr.
    Luca winkte ihm zu, ohne sich umzudrehen. »Weiß nicht, vielleicht, glaub schon.«
    »Cool, Alter.«
    Hinter ihm seufzte Ciar laut.
    Der Weg zurück zur Siedlung erschien Luca länger als zuvor. Die Sucher hatten sich bereits in der Nacht getroffen, und er befürchtete, dass Cedric den Krater bereits verlassen hatte. Doch als er den Platz atemlos und schwitzend erreichte, sah er den Elfen zwischen den anderen Passagieren. Fast alle waren da. Es sah aus, als hätten sie sich aus einem bestimmten Grund versammelt und nicht zufällig getroffen. Er entdeckte Sandra und seinen Vater und ging zu ihnen.
    »Ist etwas passiert?«, fragte er.
    Seine Schwester beachtete ihn nicht. Ihre Augen waren verquollen, so als hätte sie geweint. Sie war blass und wirkte müde.
    »Nein, keine Sorge«, sagte sein Vater. »Wir wollen nur ...«
    »Alle mal herhören«, unterbrach ihn in diesem Moment Cedric. Der Elf stieg auf einen Hocker, der aussah, als würde er unter ihm zusammenbrechen. »Ich hab euch jetzt ein Dutzend Mal gebeten, einen Sprecher zu bestimmen, aber ihr kriegt das irgendwie nicht auf die Reihe. Also machen wir es jetzt. Überlegt euch, wen ihr haben wollt, dann stimmen wir ab und Schluss.«
    »Das werden wir natürlich nicht tun.« Norbert Rimmzahn saß, umgeben von einigen anderen Passagieren, darunter - natürlich - Maurice, aber auch Rudy, Frans und Gina, auf einem Stuhl vor seiner Hütte. Als er die Blicke der Gruppe auf sich spürte, erhob er sich. »Zum einen lasse ich mir von einem Wesen, das noch nicht einmal der gleichen Spezies wie ich angehört, nichts befehlen. Zum anderen ist die Wahl eines Sprechers unnötig und falsch, da jeder von uns durchaus in der Lage ist, das wenige, was er mit unseren Bewachern, deren mögliche Motive ich hier nicht näher erörtern möchte, selbst besprechen kann. Das ist eine der wenigen Freiheiten, die uns noch geblieben ist.«
    Cedric ballte die Hände. Luca sah, wie sich die Muskeln unter seinem Hemd spannten. Cedric erinnerte ihn an den Hulk, einen seiner Lieblingssuperhelden. Vielleicht mochte er den grobschlächtigen, polternden Mann deshalb.
    »Eure Freiheit«, antwortete Cedric mühsam ruhig, »geht den Iolair auf den Sack. Alle fünf Minuten kommt ein Mensch angeschissen und verlangt irgendeinen Mist von ihnen, der das genaue Gegenteil von dem ist, was der Mensch davor von ihnen wollte. Das treibt sie in den Wahnsinn.«
    »Deine Ausdrucksweise ist beschämend«, sagte Maurice. »Mäßige dich. Es sind Kinder anwesend.«
    »Versuch doch, mich zu mäßigen, du Arschloch.«
    Luca grinste.
    Rimmzahn fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Wir kommen vom Thema ab, auch wenn ich Maurice durchaus zustimme.«
    »Danke, Norbert.«
    »Keine Ursache.« Er ließ die Hand sinken. »Aber ich nehme dein Argument trotzdem zur Kenntnis. Es handelt sich um ein Organisationsproblem, und mit solchen Dingen kenne ich mich bestens aus. Ich werde eine Liste mit ...«
    »Ich finde die Idee mit dem Sprecher gut.« Luca trat vor. Sein Mund wurde trocken, als sich die Blicke aller auf ihn richteten, aber er fuhr trotzdem fort: »Ich schlage Cedric vor.«
    »Was?« Cedric stemmte die Hände in die Hüften. »Ich stelle mich nicht zur Wahl.«
    »Das solltest du aber.« Lucas Gedanken überschlugen sich. Die Idee, Cedric vorzuschlagen, war ihm spontan gekommen, und nun suchte er verzweifelt nach Argumenten, die für ihn sprachen. »Du verstehst uns, weil du so lange in unserer Welt gelebt hast, und du verstehst die Iolair, weil du auch ein Elf bist. Du kannst zwischen beiden Seiten vermitteln.«
    Rimmzahn

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