Schattenlord 6 - Der gläserne Turm
schüttelte den Kopf. »Seit wann werden hier Kinder nach ihrer Meinung gefragt?«
Luca spürte die Hand seines Vaters auf seiner Schulter. »Hier wird jeder gefragt, der eine gute Idee haben könnte, und die Idee meines Sohnes ist gut.«
Ob er das wirklich meinte oder nur zur Verteidigung sagte, wusste Luca nicht, aber er war ihm dankbar für die Unterstützung. Einige nickten, allerdings keiner aus der Gruppe um Rimmzahn.
»Da hat er recht.« Reggie Freeman trat nun auch vor, ebenso seine Verlobte Emma. »Ich bin auch für Cedric.«
»Ich nicht.«
Luca drehte sich um, als er Jacks Stimme hörte. Der ehemalige Sky Marshal stand am Rand des Platzes, war wohl gerade erst dazugekommen. Seit er sich den Iolair angeschlossen hatte und mit ihren Kriegern trainierte, sah Luca ihn nur noch selten.
»Das ist eine ganz schlechte Idee«, sagte Jack, während er sich einen Weg durch die Gruppe bahnte. »Cedric ist nicht nur ein Elf, er ist ein Sucher. Seine Loyalität gilt nicht uns, sondern ihnen. Das hat er durch seine Weigerung, die Identität der anderen preiszugeben, bewiesen. Wir kennen seine wahren Absichten nicht, und solange er sie geheim hält, sollten wir davon ausgehen, dass sein Auftrag ihm wichtiger als unser Wohlergehen ist.«
Cedric breitete die Arme aus. »Dann mach du’s. Meinen Segen hast du.«
»Meine Pflichten bei den Iolair lassen das nicht zu, sonst würde ich mich zur Wahl stellen.« Jack sah sich suchend um. »Aber ich möchte jemanden vorschlagen.«
Sein Blick blieb auf einer Person hängen, die Luca nicht sehen konnte. »Andreas, wie wär’s denn mit dir?«
Einige Menschen traten zur Seite. Andreas, der Kopilot des abgestürzten Flugzeugs, hockte mit gesenktem Kopf im Türrahmen seiner Hütte. Als er die Aufmerksamkeit, die sich plötzlich auf ihn richtete, bemerkte, hob er den Blick. »Was?«, fragte er.
»Jack will dich als Sprecher der Gruppe vorschlagen«, sagte Cedric. »Wahrscheinlich, weil du weniger Müll redest als andere und dich nicht so aufspielst. Was meinst du?«
»Nein!« Andreas stieß das Wort hervor. Er sprang auf, strich sich hektisch mit den Händen über die Oberschenkel und schüttelte den Kopf. Luca fiel auf, dass er keine Schuhe trug.
»Entschuldigt«, sagte Andreas. »Ich war gerade mit den Gedanken woanders. Aber ... Hm, nein, ich könnte das nicht. Nehmt einen anderen.«
Er wirkte seltsam auf Luca, so als würde er von etwas abgelenkt und könne sich nicht konzentrieren.
Cedric hob die Schultern. »Schade. Möchte sich sonst noch jemand zur Wahl stellen?«
»Ich würde gern jemanden vorschlagen.« Maurice stand auf. »Einen Mann, der hervorragend geeignet ist, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse unserer Gruppe in adäquater Weise erfüllt werden. Meinen guten Freund Norbert.«
Rimmzahn streckte das Kinn vor und sah sich um, als erwarte er Applaus. Irgendwo stöhnte jemand, doch einige nickten auch.
»Sonst noch jemand?«, fragte Cedric mit einem fast schon verzweifelten Tonfall.
Es blieb still.
»Sieht so aus, als würde sich diese Wahl zwischen dir und mir entscheiden«, sagte Rimmzahn. »Ich würde vorschlagen, dass wir zur Abstimmung übergehen.«
Er trat in die Mitte des Platzes.
»Also, wer ist für den Elfen, dessen Motive wir nicht kennen und der sich bisher als nicht gerade vertrauenswürdig erwiesen hat?«
Hände hoben sich zögernd. Luca streckte den Arm in die Höhe und zählte sie mit klopfendem Herzen. Sein Vater hatte seine gehoben, ebenso Reggie, Emma, Micah, Simon und einige andere.
Nicht einmal die Hälfte, dachte er enttäuscht.
Rimmzahn wirkte siegessicher. »Und wer ist für mich?«
Die Gruppe, die vor seiner Hütte saß, meldete sich geschlossen, und dann hob auch Sandra die Hand.
Luca konnte es nicht glauben. »Bist du bescheuert?«
Sein Vater griff ein, bevor sie antworten konnte. »So redest du nicht mit deiner Schwester!«
»Sorry.« Luca drehte sich wieder zu den anderen um, zählte die erhobenen Hände und lächelte auf einmal. Fast im gleichen Moment weiteten sich Rimmzahns Augen.
»Was soll das? Wieso stimmen nicht alle ab?«
Jack hob die Schultern. »Vielleicht, weil eine Menge Leute keinen der Kandidaten haben wollen, Norbert. Aber von denen, die abgestimmt haben, sind die meisten für Cedric. Damit ist er unser Sprecher.«
»Nein, das geht so nicht.« Rimmzahn schüttelte den Kopf. »Wir müssen die Wahl wiederholen. Die Leute haben offensichtlich nicht die Tragweite ...«
Simon unterbrach ihn. »Wir
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