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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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abbeißt und ...«
    »Nicht jetzt, Nidi«, unterbrach ihn Milt. »Wir würden gern ohne Albträume schlafen.«
    »Aber ich wollte euch doch nur erklären, worauf ihr achten solltet.«
    »Erklär es uns morgen.« Laura legte sich hin und wickelte die Decke um sich. Es war nicht kalt, aber ohne wenigstens ein wenig Stoff zwischen ihr und den Bäumen fühlte sie sich ungeschützt. Milt streckte sich neben ihr aus. Sie hatten die Decken so dicht zusammengelegt, dass sie nebeneinander schlafen konnten. Laura schmiegte sich an ihn. Er legte seinen Arm um sie.
    Eine Weile lag sie wach, ebenso wie die anderen, das hörte Laura an ihren unregelmäßigen Atemzügen und dem Rascheln, wenn sie sich umdrehten. Irgendwann musste sie aber doch eingeschlafen sein, denn als sie die Augen öffnete, blinzelte sie in das graue, kalte Licht eines neuen Tages.
    »Na endlich«, sagte eine Stimme neben ihr, die nicht Milt gehörte.
    Mit einem Schrei fuhr Laura hoch.

    »Können sie uns hören?«
    »Ja, ich glaube, sie können uns hören.«
    »Dann sollen sie anfangen. Ich will nicht mehr länger warten.«
    »Ich auch nicht. Es ist so lange her.«
    »Fangt an.«
    »Fangt an!«
    »FANGT AN!«
    Die Stimmen wurden immer lauter, fordernder. Blätter rauschten, Äste peitschten hin und her. Es waren die Bäume selbst, die zu ihnen sprachen, daran zweifelte Laura nicht. Die drei standen neben ihren Decken und drehten sich im Kreis, hatten Angst, von einem der Äste angegriffen zu werden, so wie Finn am Tag zuvor.
    Weibliche und männliche Stimmen, junge und alte, schrien wild durcheinander, doch immer wieder wurde aus ihnen ein Chor. »Fangt an!«
    »Womit denn?«, schrie Laura zurück, als der Lärm einen Moment lang nachließ. »Was wollt ihr von uns?«
    »Fangt an!«
    »Ruhe!« Wie Donner hallte die tiefe Männerstimme durch den Wald. »Ruhe!«
    Nach und nach verstummten die Stimmen. Laura atmete auf, neben ihr nahm Nidi die Hände herunter, die er auf die Ohren gepresst hatte.
    »Sie können nicht anfangen, wenn sie nicht wissen, womit«, fuhr die Stimme fort. »Das sollten sogar die Pappeln verstehen.«
    Milt und Finn sahen sich nach dem Baum um, der die anderen zurechtwies. Nidi zupfte an Finns Hosenbein und zeigte auf eine gewaltige Tanne ein Stück vom Weg entfernt. Sie stand einzeln, so als ließen die anderen Bäume ihr Platz.
    »Was soll das denn jetzt?«, fragte eine schnippisch klingende Stimme zurück. Laura vermutete, dass sie zu einer Pappel gehörte.
    »Das weißt du genau, Bekka, deshalb werde ich nicht weiter darauf eingehen. Und für euch andere gilt: Wenn ihr ruhig seid, bekommt ihr umso schneller, was ihr wollt.«
    Die Tanne rauschte mit den Nadeln. Niemand sagte etwas.
    »Nun«, begann sie dann. Ihre Zweige bewegten sich im Rhythmus ihrer Worte. »Unsere Besucher möchten bestimmt wissen, welchen Wunsch wir hegen und wie sie ihn erfüllen können.«
    »Wir möchten vor allem wissen«, sagte Laura, »weshalb ihr uns hier festhaltet.«
    »Das eine und das andere sind eng miteinander verbunden. Mein Name ist übrigens Groddaruk, wie darf ich euch nennen?«
    Laura stellte sich selbst und die anderen vor.
    Groddaruk wiederholte die Namen, dann sagte er: »Wir hätten euch gern schon gestern unseren Wunsch geschildert, aber Weichrinden wie ihr brauchen die Ruhe dessen, was ihr Schlaf nennt, bevor ihr uns verstehen könnt.«
    »Weichrinden«, murmelte Finn. »Charmant.«
    Die Tanne beachtete ihn nicht. »Aber nun, da wir diesen Schritt hinter uns gebracht hätten, können wir fortfahren. Es gibt nicht sehr viel Abwechslung in diesem Wald, und so freuen wir uns stets, wenn Wanderer aus der großen Welt ihren Weg zu uns finden. Und wir bitten sie immer um das Gleiche. Es ist ein einfacher Wunsch, der euch nicht schwerfallen sollte.«
    »Erzählt uns eine Geschichte«, flüsterten andere Stimme. »Fangt an.«
    Groddaruk seufzte, ein so menschlicher Laut, dass Laura ihn fast schon als unheimlich empfand. »Bitte entschuldigt die Pappeln. Sie sind ungeduldig und vorlaut.«
    Dieses Mal widersprach ihm kein Baum. »Aber sie haben auch recht. Wir sehnen uns nach Geschichten aus der Welt, die wir niemals bereisen werden. Das ist unser Schicksal, und wir haben uns damit abgefunden, aber es wird erträglicher mit etwas Abwechslung.«
    Die Bäume rauschten mit Nadeln und Blättern, als wollten sie applaudieren. Sie taten Laura leid. »Eine Geschichte, dann lasst ihr uns gehen?«
    »So ist die Abmachung.«
    Nidi sprang auf einen alten,

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