Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
ernst diese Prüfungen sind, dachte Laura. Wir sind in keinem Märchenbuch, in dem die Helden am Ende immer gewinnen, sondern in der realen Welt. Hier können Helden auch scheitern und sterben.
    Und das hatten sie schon oft genug miterlebt, seit sie in Innistìr angekommen waren. Laura dachte unwillkürlich an die anderen, die sie im Krater zurückgelassen hatten. Sie hoffte, dass bei ihnen alles in Ordnung war.
    Die Wiesen wurden zu Lichtungen, die Bäume zu Wald. Nidi lief die Stämme hinauf, schwang sich von einem Ast zum anderen, so als erwarte er keine Gefahr. Als Laura ihn darauf ansprach, sagte er nur: »Die nächste Prüfung, die uns bevorsteht, ist der Wald der Sprechenden Bäume. Das klingt nicht sehr bedrohlich.«
    »Wo er recht hat ...« sagte Finn. Er ging an der Spitze der kleinen Gruppe, folgte dem gewundenen, schmaler werdenden Weg. Noch konnten Milt und Laura nebeneinander gehen, auch wenn Zweige ab und zu über ihre Haut kratzten oder sie über Wurzeln hinwegsteigen mussten. Vögel sangen in den Bäumen, über den Gräsern tanzten Schmetterlinge.
    Laura sah sich um. »Sind wir schon im Wald der Sprechenden Bäume?«
    »Hörst du sie reden?«, fragte Finn zurück.
    Milt bat Laura mit einer Geste, voranzugehen. »Vielleicht nehmen wir das zu wörtlich. Wald der Sprechenden Bäume muss nicht heißen, dass sie tatsächlich etwas sagen. Vielleicht sind Worte in ihre Stämme eingeritzt oder etwas Ähnliches.«
    Nidi sprang neben ihm auf einen Ast und balancierte darüber. »Das stimmt«, sagte er. »Manchmal ist schon der Name der Prüfung eine Prüfung.«
    Hoffentlich nicht dieses Mal, dachte Laura, während sie sich am Rücken kratzte. Sie war müde und sehnte sich nach einer Dusche, einer warmen Mahlzeit und einem Bett.
    Der Weg war mittlerweile so schmal, das er eher wie ein Trampelpfad wirkte. Sie hoffte, dass sie vor Einbruch der Dunkelheit auf eine Lichtung stoßen würden und nicht auf dem Pfad rasten mussten.
    Sie warf einen Blick nach rechts, in das dichte Unterholz hinein. Die Bäume waren hoch, mit weit ausladenden, breiten Ästen. Es gab Nadel- und Laubbäume, dazwischen leuchtend grüne Farne und braunes, totes Geäst. Gelegentlich sah sie einen Strauch voller Beeren, aber sie wagte nicht, eine von ihnen zu probieren. Alberichs Gift breitete sich immer schneller in Innistìr aus. Die Iolair hatten sie davor gewarnt, etwas zu sich zu nehmen, was nicht auch die Einheimischen aßen.
    »Endstation«, sagte Finn vor ihr.
    Laura stellte sich auf die Zehenspitzen und sah über seine Schulter hinweg. Der Weg endete vor ihnen in einer Wand aus Unterholz und Sträuchern.
    »Wir müssen irgendwo eine Abzweigung übersehen haben«, sagte sie. »Lasst uns umdrehen.«
    Sie gingen zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Keine zehn Schritte dauerte es, bis Milt vor einer Biegung stehen blieb.
    »Leute, wir haben ein Problem.«
    Das hatten sie tatsächlich, erkannte Laura, als sie zu ihm auf schloss. Der Weg, den sie kurz zuvor noch gegangen waren, endete in Sträuchern, Unterholz und Dornen, so als hätte es ihn nie gegeben.
    »Jemand möchte, dass wir bleiben«, sagte Finn. Er zwängte sich an Laura und Milt vorbei und hob einen Ast vom Boden auf. »Mal sehen, ob wir ihm den Gefallen erweisen müssen.«
    Er holte aus, als wolle er einen Baseballschläger schwingen. Der Ast krachte in das Unterholz. Zweige und Blätter flogen auseinander. Einen Moment lang sah Laura eine Lücke im Unterholz, doch beim nächsten Lidschlag schloss sie sich bereits wieder.
    Erneut holte Finn aus.
    »Vorsicht!«, rief Milt, aber seine Warnung kam zu spät. Ein Ast schnellte aus einer Tanne am Wegesrand hervor, traf Finn und schleuderte ihn zurück. Milt versuchte, ihn aufzufangen, doch der Aufprall war so heftig, dass sie beide zu Boden gingen.
    Finn krümmte sich keuchend zusammen und verzog das Gesicht. Der Ast hatte ihn im Magen getroffen. Hinter ihm kam Milt wieder auf die Beine. Laura ging neben Finn auf die Knie. »Alles in Ordnung?«
    Er nickte und schluckte mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht. »Ja«, stieß er dann hervor. »Gib mir nur einen Moment.«
    Als sich sein Atem beruhigte und sich seine Gesichtszüge ein wenig glätteten, halfen Milt und Laura ihm auf die Beine. »Anscheinend meint, wer auch immer uns nicht gehen lassen will, es ernst.« Finn rieb sich den Magen.
    »Nidi?« Milt drehte sich zu dem Schrazel um, der bei dem Angriff auf einen der Bäume geflohen war. »Kannst du nachsehen, ob der Weg

Weitere Kostenlose Bücher