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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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nach vorn hinter der Barriere weitergeht?«
    »Natürlich kann ich das.« Wie immer war Nidi sichtlich stolz, dass er etwas für die Gruppe und damit auch für Laura tun konnte. Geschickt lief er an dem Stamm empor, sprang in eine höhere Baumkrone und kletterte über Zweige nach oben, die Laura zu dünn für sein Gewicht erschienen.
    »Sei vorsichtig!«, rief sie.
    Nidi erreichte den Wipfel des nächsten Baums und hielt sich dort fest. Dann ließ er so plötzlich los, dass Laura beinahe aufgeschrien hätte, und sprang von einem Ast zum nächsten, bis er wieder auf dem Boden landete.
    »Angeber«, sagte Finn mit einem etwas schiefen Grinsen.
    Der Schrazel hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was du meinst.« Seine Mundwinkel zuckten.
    »Also«, fuhr er dann fort. »Das Unterholz ist nur eine Barriere, ungefähr so breit, wie Milt lang ist. Dahinter geht der Weg weiter. Er führt tiefer in den Wald hinein. Ich könnte über die Barriere ...«
    »Keine gute Idee«, unterbrach ihn Laura. »Der Wald würde dich aufhalten. Und wir haben ja gesehen, wie unsanft er das tut.«
    »Vielleicht haben wir ja irgendwas übersehen.« Milt drehte sich bereits um und begann, die Seiten des Weges abzusuchen. Überall konnten sie einige Schritte in den Wald hineingehen, bis sie erneut von Barrieren aus Unterholz und Dornen aufgehalten wurden. Es kam Laura so vor, als stünden sie im Inneren einer Wagenburg.
    »Kein Weg«, sagte sie, »und kein Hinweis, was wir als Nächstes tun sollen. Irgendwelche Ideen?«
    Finn zog seinen Rucksack von den Schultern. »Es wird bald dunkel. Lasst uns hier lagern. Vielleicht sehen wir morgen früh ja klarer.«
    Milt nickte, Laura nach kurzem Zögern auch. Sie versuchte, sich ihre Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Seit drei Tagen waren sie bereits unterwegs, und wie weit sie noch von ihrem Ziel entfernt waren, wusste keiner von ihnen. Am liebsten hätte sie jeden einzelnen Baum untersucht und jeden Strauch auf der Suche nach Hinweisen ausgegraben, nur um etwas zu tun zu haben. Stattdessen breitete sie die Decken aus, während Milt und Finn Feuerholz sammelten und Nidi die Vorräte auspackte.
    »Brot und Käse«, murmelte er dabei. »Ich kann euch nicht mehr sehen.«
    Milt schichtete einige Äste auf, Finn legte Blätter und Zweige darauf. »Nur ein kleines Feuer«, sagte der Ire. »Wir wollen ja nicht den Wald abbrennen.«
    Er zögerte. »Obwohl das vielleicht eine Lösung wäre.«
    »Genau.« Milt lachte. »Wir machen aus dem Wald der Sprechenden Bäume den Wald der Brennenden Bäume. Prüfung bestanden.«
    Laura musste ebenfalls lachen. Es tat gut, wenigstens einen Moment lang nicht an die Probleme zu denken, die vor und hinter ihnen lagen.
    »Und wie wollt ihr das Feuer machen?«, fragte sie schmunzelnd.
    »Na, ganz einfach, wie die Pfadfinder«, antwortete Finn, und Milt nickte.
    Sie suchten zwei trockene Stöckchen und eine passende Unterlage und machten sich an die Arbeit. Im gleichen Moment rauschte es neben Laura. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der große Ast einer Kiefer nach hinten schwang, als würde der Baum damit ausholen. Sie warf sich zur Seite. Eine Fontäne aus Dreck und Sand flog an ihr vorbei und begrub die im Entstehen befindliche Feuerstelle unter sich.
    Auch die anderen beiden stolperten erschrocken zurück. Der Ast schnellte in seine alte Stellung zurück und hing so ruhig, als hätten sie sich seine Bewegung nur eingebildet.
    Finn starrte auf die zugeschüttete Feuerstelle. »Okay, also kein Feuer. Wie ihr wollt.«
    Sie setzten sich hin, aßen und tranken, ohne viel zu reden. Laura fühlte sich beobachtet, die beiden Männer anscheinend auch, denn immer wieder warf einer von ihnen einen Blick in den dunklen Wald. Wind rauschte in den Blättern, ab und zu knackten Äste, doch kein Nachtvogel schrie, und kein Insekt summte.
    »Es kommt mir so vor, als würde der ganze Wald warten«, sagte Milt leise.
    Laura nickte, obwohl es mittlerweile so dunkel war, dass er das nicht sehen konnte. Sie vermisste den Mond und die Sterne mindestens so sehr wie eine Dusche.
    »Aber auf was?«, fragte Finn ebenso leise zurück.
    Laura hörte ein Rascheln und nahm an, dass Milt die Schultern hob. »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    »Es gibt vieles, was im Wald auf einen Wanderer warten kann.« Nidi sprach so laut, dass Laura zusammenzuckte. »Ihr Menschen habt daraus Märchen gemacht, um eure Kinder zu warnen. Da ist zum Beispiel der Wurzelkönig, der aus dem Boden kommt und Wanderern die Füße

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