Schattennächte: Thriller (German Edition)
in meinen Briefkasten gesteckt«, sagte Ballencoa. »Ich habe es heute Morgen gefunden.«
»Haben Sie sie dabei beobachtet?«, fragte der Sheriff.
»Nein.«
»Woher wissen Sie dann, dass sie es war?« Dixon besah sich beide Seiten der Karte und anschließend den Umschlag. »Die Karte ist nicht unterschrieben. Wenn Sie sie nicht dabei beobachtet haben und es keine Unterschrift gibt oder sonst einen Hinweis, dass die Karte von Mrs. Lawton stammt, weiß ich nicht, wie wir Ihnen helfen sollen, Mr. Ballencoa.«
»Es sind garantiert ihre Fingerabdrücke darauf«, sagte Ballencoa. »Sie haben ihr doch gestern Abend Fingerabdrücke abgenommen, als Sie sie verhaftet haben, oder etwa nicht?«
»Nein, das haben wir nicht«, sagte Dixon. »Wir warten auf eine Anweisung des Staatsanwalts.«
Ballencoa erstarrte wie eine Schlange, die sich zum Angriff bereit machte. »Es wird kein Verfahren gegen sie eingeleitet? Die Frau hat mich angegriffen. Sie hat meinen Fotoapparat und das Objektiv zerstört, das mehr als fünfhundert Dollar gekostet hat. Und jetzt droht sie mir auch noch.«
»Es handelt sich lediglich um eine Tätlichkeit, Mr. Ballencoa«, sagte Dixon. »Ein minderschweres Delikt. Und Mrs. Lawton kann sich mit Recht darauf berufen, dass sie Angst um ihr Kind hatte. Es liegt im Ermessen der Staatsanwaltschaft, ob sie das verfolgen will. Sie können sich gerne direkt an Kathryn Worth wenden, aber offen gestanden bezweifle ich, dass sie Anklage erheben wird. Natürlich steht es Ihnen frei, die Angelegenheit auf eigene Kosten zivilrechtlich verfolgen zu lassen.«
»Das ist ein Skandal!«, rief Ballencoa. »Sie werden von meinem Anwalt hören, Sheriff. Diese Frau muss ins Gefängnis.«
»Dasselbe sagt sie von Ihnen, Mr. Ballencoa«, erwiderte Dixon. »Ich schlage Ihnen vor, Sie halten sich beide voneinander fern, sonst werde ich dafür sorgen, dass Sie beide in eine Zelle gesteckt werden. Meine Detectives haben Besseres zu tun. Auf jeden Fall werde ich sie nicht auf so etwas Albernes wie diese Karte ansetzen.«
»Das ist eine Drohung«, erklärte Ballencoa.
Dixon sah die Karte an und zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie meinen«, sagte er, »aber egal, wie Sie es interpretieren, Mr. Ballencoa: Verschwenden Sie bitte nicht meine Zeit oder die meiner Leute mit solchen Kindereien.«
Damit drehte sich Dixon um und verließ den Raum.
Trammell, der die ganze Zeit über entspannt am Tisch gesessen hatte, sah Ballencoa an und breitete die Hände aus. »So haben Sie sich das nicht vorgestellt, was?«
Dixon kam in den Aufenthaltsraum und reichte Mendez die Karte. »Legen Sie das ab.«
»Am besten unter ›Arschloch‹«, sagte Tanner.
Mendez musterte die Karte. In der Mitte stand in Schreibmaschinenschrift: Hast du mich vermisst?
Darunter war in fahriger Handschrift zu lesen: Wenn wir uns wiedersehen, dann in der Hölle.
Röte überzog seinen Hals und sein Gesicht. Er spürte Tanners Blick auf sich ruhen.
»Stimmt was nicht?«
Leise fluchend reichte er ihr die Karte und ging mit großen Schritten durch die Tür. Im Besprechungsraum stellte er sich vor die Tafel, die Hände in die Hüften gestützt, und starrte auf die Zeitleiste.
»Wo liegt das Problem?«, fragte Tanner. »Ballencoa hat diese Karte vermutlich selbst geschrieben, um sie zu nerven. Was hat das mit den Einbrüchen zu tun?«
Er sah noch Lauren Lawtons Gesicht vor sich, als sie ihm gestern Abend davon erzählt hatte.
»Sie sagte mir gestern Abend, dass Ballencoa eine Nachricht in ihrem Briefkasten hinterlassen hat, auf der stand: ›Hast du mich vermisst?‹ Dann sagte sie noch, dass sie die Karte weggeworfen hätte, weil sie wusste, dass wir nichts deswegen unternehmen würden.«
»Das heißt nur, sie hat dann selbst was draufgeschrieben und sie ihm zurückgebracht«, sagte Tanner. »Na und?«
»Woher weiß sie, wo er wohnt?«, fragte Mendez. »Bill und ich haben zwei Tage gebraucht, um herauszukriegen, ob er überhaupt in Oak Knoll ist. Und sie fährt einfach so zu seinem Haus und steckt das Ding in seinen Briefkasten.«
Die knöpf ich mir vor , dachte er.
»Mist«, murmelte er und starrte auf die Tafel, »verdammter Mist.«
Mitte April hatte jemand in der Umgebung von Ballencoas Haus herumgeschnüffelt und ihn beobachtet. Am ersten Mai war Roland Ballencoa nach Oak Knoll gezogen.
»Wann sind die Lawtons hierhergezogen?«, fragte er.
»Keine Ahnung«, sagte Hicks. »Ihre Tochter muss in Santa Barbara in die Schule gegangen sein. Daher kann man
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