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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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er es nicht gewesen wäre, hätte er keinen Grund gehabt, die Frau, die die Kette gefunden hat, zu entführen und zu versuchen, sie umzubringen.«
    »Das mit der Verurteilung wegen versuchten Mordes werde ich nie verstehen«, sagte Tanner und schüttelte den Kopf. »Warum lässt man diese Leute davonkommen, nur weil sie es nicht geschafft haben? Das Opfer sollte schließlich sterben, oder?
    Erinnern Sie sich an Lawrence Singleton?«, fragte sie. »Er hat ein junges Mädchen entführt und vergewaltigt, ihr mit einer Axt die Arme abgehackt und sie zum Sterben in einem Abwassergraben in der Nähe von Modesto liegen lassen. Er hat vierzehn Jahre gekriegt und war nach acht Jahren wieder draußen. Dabei war es ein reines Wunder, dass das Mädchen überlebt hat. Singleton sollte lebenslänglich sitzen. Stattdessen läuft er frei herum. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er es wieder tut.«
    »Wir hatten Glück, dass Crane wenigstens zu fünfundzwanzig Jahren verurteilt wurde«, sagte Mendez. »Er war nicht vorbestraft. Nach außen hin war er ein unbescholtener Bürger. Er hatte Frau und Kind. Wir wissen beide, dass er wegen guter Führung nach der Hälfte der Zeit entlassen wird.«
    »Mein Gott«, sagte Tanner. »Aus diesem Grund fressen manche Spezies ihre Jungen auf. Hätte seine Mutter das bloß geahnt, als sie ihn aus sich herauspresste!«
    Sie aßen zu Ende, und Tanner bestellte Dessert und Kaffee.
    »Zahlen die Ihnen in Santa Barbara nicht genug, dass Sie sich davon ernähren können?«, fragte Mendez.
    Tanner sah ihn an. »Was denn? Ich esse immer so. Vielleicht kommt heute Nacht ein neuer Fall herein, und ich hab in den nächsten vierundzwanzig Stunden keine Zeit zum Essen. Was ist, Mendez? Sind Sie etwa knauserig?«
    »Nein, natürlich nicht. Das ist lediglich eine Beobachtung«, erwiderte er. »So wie Sie habe ich bisher nur wilde Tiere essen sehen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich keine Dame bin?«, fragte sie, und es war nicht zu übersehen, dass es ihr Spaß machte, ihn in Verlegenheit zu bringen.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber gedacht.«
    Mendez schwieg.
    Tanner lachte, ihre grünen Augen funkelten.
    »Was ist mit Mr. Lawton passiert?«, fragte er, als der Kaffee serviert wurde.
    »Autounfall. Er war betrunken und ist mit seinem BMW von der Brücke am Cold Spring Canyon gestürzt.«
    »Lieber Gott.«
    Die Brücke lag auf der Strecke zwischen Santa Ynez Valley und Santa Barbara und spannte sich vierhundert Meter weit über einen gähnenden Abgrund. Eine berühmt-berüchtigte Stelle für Selbstmörder.
    »Von dem Auto war kaum etwas übrig«, sagte Tanner. »Er muss mindestens hundertdreißig gefahren sein. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach war das kein Unfall.«
    »Sie glauben, dass er sich umgebracht hat.«
    »Ich glaube, dass er die Trauer nicht mehr ertragen hat. Lauren hat ihre ganze Kraft darauf verwendet, um Gerechtigkeit zu kämpfen und dafür zu sorgen, dass die Medien sich weiter mit dem Fall befassen. Lance ist dabei draufgegangen. Er hat es nicht geschafft, damit fertigzuwerden.«
    Aber er hat es geschafft, seine Frau zurückzulassen, damit die damit fertigwird , dachte Mendez und runzelte die Stirn. Er hatte ihr die ganze Last aufgebürdet und sich selbst aus dem Staub gemacht. Das konnte Mendez nicht nachvollziehen. Kein Wunder, dass Lauren Lawton keine große Ähnlichkeit mehr mit ihrem Führerscheinfoto hatte und Dinge sah, die gar nicht existierten.
    »Sie haben ihn damals sicher auch überprüft, oder?«, fragte er.
    »Klar. In solchen Fällen nehmen wir immer die Familie unter die Lupe – und die Freunde der Familie ebenfalls. Lance und seine Tochter hatten offenbar miteinander gestritten. Am Abend vor Leslies Verschwinden gab es einen Riesenkrach.«
    »Worum ging es?«
    »Leslie war gerade sechzehn Jahre alt geworden. Sie hatte einen ziemlichen Dickkopf und war dabei, sich abzunabeln. Sie wollte mit ein paar Freunden nach San Francisco fahren. Ihr Vater hat es ihr nicht erlaubt. In einem Restaurant gerieten sie sich so in die Haare, dass man sie aufgefordert hat zu gehen. Lance verlor schnell die Geduld. Da kann einem auch mal die Hand ausrutschen, und sein Alibi für den Tag, an dem das Mädchen verschwand, wies einige Lücken auf.«
    »Aber es kam nichts dabei heraus.«
    »Nein, die Ermittlungen haben ihm trotzdem ganz schön zugesetzt. Er war überall beliebt, und jetzt sahen ihn die Leute auf einmal schief an. Jeder, mit dem wir gesprochen haben, sagte uns, er habe seine

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