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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Lauren ließ sie liegen, es war ihr egal, dass es eine Gucci-Brille war, die mehr als hundert Dollar gekostet hatte.
    Sie stieg in ihr Auto, startete den Motor, legte den Rückwärtsgang ein und gab Gas, dass die Reifen durchdrehten.
    Mit abgewandtem Kopf fuhr sie vom Parkplatz. Sie wusste, auch ohne hinzusehen, dass Anne Leone an der Tür stand und mitbekommen hatte, wie sie sich zur Idiotin machte.
    Es war eine Flucht – nicht vor Anne oder aus Annes Büro, auch wenn sich die Wände dort immer enger um sie geschlossen hatten, bis sie das Gefühl hatte, in einem Schrank eingesperrt zu sein. Vielmehr wollte sie vor sich selbst und dem Aufruhr in ihrem Inneren fliehen.
    Sie entschied sich, dass ihr dabei eine Schusswaffe helfen sollte.

14
    Der Raffzahn, wie Mavis Whitaker ihn genannt hatte, war ein dicker, etwa siebzigjähriger Mann mit schlechter Haltung in ausgebeulten grünen Shorts, die allem Anschein nach einmal eine Anzughose gewesen waren. Unterhalb seiner knotigen Knie reichten schwarze Feinstricksocken bis auf halbe Wadenhöhe, befestigt mit einem Paar schwarze Sockenhalter. Dazu trug er frisch polierte braune Oxfords.
    »Mavis Whitaker«, grummelte der alte Mann und musterte eine Zündkerze, die er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Missbilligend schob er seine dicke rote Unterlippe vor. »Neugierige alte Schachtel. Es geht sie einen feuchten Kehricht an, wem ich mein Haus vermiete.«
    Sie standen in einem nach Benzin und Öl stinkenden Schuppen hinter Carl Eddards bescheidenem Häuschen, nur ein paar Blocks von dem Haus entfernt, das er an Roland Ballencoa vermietet hatte.
    »Sein Geld ist auch nicht schlechter als das anderer Leute«, sagte er.
    »Wussten Sie von Mr. Ballencoas Problemen in Santa Barbara?«, fragte Mendez.
    »Das interessiert mich nicht. Er hat mir die ersten beiden Monatsmieten bar auf den Tisch gelegt und seither immer pünktlich gezahlt. Er macht keine Scherereien und hat keine Extrawünsche.«
    »Er wurde verdächtigt, ein sechzehnjähriges Mädchen entführt zu haben«, erklärte Mendez.
    »Wenn er das getan hätte, dann würde er im Kittchen sitzen, oder?«, erklärte Mr. Eddard. »Niemand wollte ihm hier etwas vermieten, hat er gesagt. Er war bereit, mir fast die Hälfte mehr zu zahlen als das, was ich normalerweise für das Haus verlange.«
    Ein kleiner Aufschlag für den hervorragenden Jagdgrund auf der anderen Straßenseite, dachte Mendez, angeekelt von Carl Eddards Gleichgültigkeit gegenüber der öffentlichen Sicherheit.
    »Wann ist er ausgezogen?«, fragte Hicks.
    Eddard wischte die verdreckte Zündkerze mit einem noch dreckigeren Lappen ab, dann drehte er sie wieder in den Rasenmähermotor.
    »Keine Ahnung«, sagte der Alte gereizt und zog den Kopf wie eine Schildkröte ein, so als fühlte er sich bedrängt. »Ich wusste nicht mal, dass er überhaupt ausgezogen ist.«
    »Haben Sie eine Telefonnummer von Mr. Ballencoa?«, fragte Hicks und zückte seinen Stift, um die Nummer in sein Notizheft zu schreiben.
    »Nein. Er hat kein Telefon.«
    »Können Sie uns sagen, bei welcher Bank er sein Konto hatte?«, fragte Hicks.
    »Keine Ahnung. Er hat immer per Postanweisung gezahlt.«
    »Merkwürdig.«
    »Besser als ein Scheck, wenn Sie mich fragen«, sagte der alte Mann. »Schecks können platzen.«
    Er ging in den hinteren Teil des Schuppens, wegen seiner O-Beine schwankend wie ein Matrose.
    »Wann hat er die Mietzahlungen eingestellt?«, fragte Mendez, der ihm gefolgt war.
    »Das hat er nicht«, sagte Eddard und nahm einen Schraubenschlüssel von einem Haken über der Werkzeugbank. »Die Miete ist bezahlt.«
    »Bis wann?«
    »Ende des Monats.«
    »Er hat also nicht gekündigt?«, fragte Hicks.
    Der alte Mann ging zurück und steckte den Schraubenschlüssel auf eine völlig verrostete Mutter des alten Rasenmähers. »Nein.«
    Mendez wechselte einen Blick mit seinem Partner. Laut Mavis Whitaker war Ballencoa irgendwann zwischen Ende April und Anfang Juni ausgezogen. Aber die Miete hatte er inklusive Juli gezahlt. Damit niemand mitbekam, dass er wegzog?, fragte sich Mendez. Oder war er so plötzlich aufgebrochen, dass er keine Gelegenheit gehabt hatte, sein Geld zurückzufordern?
    »Ist einem von euch Schlaumeiern mal in den Sinn gekommen, dass er vielleicht gar nicht weggezogen ist?«, fragte Carl Eddard, während er die Mutter zu lösen versuchte. »Vielleicht ist der Mann ja bloß verreist. So was soll schon vorgekommen sein.«
    »Könnten wir uns mal im Haus umsehen?«, fragte

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