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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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zusammen mit einigen Freunden und seinen Schwägern – selbst renoviert, Wände eingerissen und Küche und Badezimmer neu gemacht. Die Hintertür führte in einen kleinen, von einer Mauer umgebenen Garten, in einer Ecke plätscherte ein Springbrunnen vor sich hin.
    Neben der Garage hatte er eine überdachte Terrasse gebaut, wo er trainierte. An einem Balken hatte er einen Punchingball und einen Sandsack aufgehängt und zwischen zwei Pfosten eine Reckstange befestigt.
    Gerade arbeitete er am Punchingball. Er war in einen hypnotisierenden Rhythmus verfallen, seine Fäuste hämmerten gegen den Ball, während sein Geist dahintrieb, fast so, als würde er meditieren. Seine Brust war von einem Schweißfilm überzogen, er wandelte Ärger und Frustration in Energie für seine Schläge um. Schweißperlen liefen ihm zwischen den Schulterblättern hinunter, sammelten sich in der kleinen Kuhle an seinem unteren Rücken und versickerten im Bund seiner Shorts.
    Auf dieselbe Weise hatte er den Tag begonnen. Da er nicht mehr schlafen konnte, war er aufgestanden und hatte an seinem Punchingball trainiert, dann war er eine Runde gelaufen. Jetzt würde er dasselbe machen, um Dampf abzulassen.
    Zwei Tage ohne Bezahlung. Arschloch.
    Zwei Tage ohne Bezahlung. Sein eigener blöder Fehler.
    Zwei Tage ohne Bezahlung. Er würde sie zu nutzen wissen.
    Er hatte Vince Leone angerufen, um sich mit ihm zu einem Gespräch über Ballencoa zu verabreden. Vince würde zwar heute Abend zurückkommen, aber er wollte den Abend mit Anne und den Kindern verbringen. Vince nahm es sehr genau, was die Zeit mit seiner Familie anging.
    Eigentlich war Mendez das ganz recht. Er hatte sowieso vorgehabt, nach Santa Barbara zu fahren, um sich noch einmal die Akten zum Fall Lawton vorzunehmen. Bevor er mit Vince sprach, wollte er so viel wie möglich über Ballencoa in Erfahrung bringen.
    Er zweifelte keine Sekunde daran, dass Vince auf den Fall Roland Ballencoa anspringen würde.
    Mendez war immer noch erstaunt und gleichzeitig wütend, dass dieser Typ, als er ihnen die Haustür öffnete, ein Diktiergerät in der Hosentasche gehabt hatte. Er musste sie vom Fenster aus gesehen haben, als sie auf der Veranda standen und darauf warteten, dass er die Tür aufmachte. Offenbar hatte er sofort gewusst, dass sie Cops waren. Er war ein Querulant, der die Polizei schon zweimal verklagt oder damit gedroht hatte, es zu tun. Wahrscheinlich war es nichts Neues, dass er dieses Diktiergerät benutzte.
    Mit neunzehn Jahren war Ballencoa das erste Mal nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt worden. Jetzt war er achtunddreißig. Dazwischen lagen fast zwanzig Jahre, in denen er sein Unwesen getrieben und seine Fähigkeiten weiterentwickelt hatte. Mendez wollte wissen, was er in dieser Zeit gemacht hatte. Er wollte alles über ihn wissen: Wo Roland Ballencoa gewohnt, wo er geschlafen, wo er geschissen und wo er seinen Opfern aufgelauert hatte. Er wollte es wissen, falls sich Roland Ballencoa 1982 in Salinas am Hintern gekratzt hatte.
    Aussagen über zukünftiges Verhalten ließen sich am besten anhand des früheren Verhaltens treffen. Mendez hatte nicht vor, sich von diesem Schwein noch mal reinlegen zu lassen. Er würde sich zum Roland-Ballencoa-Experten entwickeln.
    Wenn Ballencoa glaubte, er könnte sein mieses Spielchen in Oak Knoll treiben, dann hatte er sich geschnitten, und wenn er glaubte, er könnte mit ihm, Mendez, sein Spielchen treiben, dann hatte er sich erst recht geschnitten.
    Mendez versetzte dem Punchingball einen letzten harten Schlag, dann trat er einen Schritt zurück, atmete tief durch und ließ seine Schultern kreisen. Die Sonne war vor einer Weile untergegangen und hatte die Hitze, die tagsüber geherrscht hatte, mitgenommen. Seine verschwitzte Haut kühlte in der Abendluft schnell ab. Er schnappte sich ein Handtuch und trocknete sich ab, dann streifte er ein sauberes schwarzes T-Shirt über und verließ den Garten durch das Tor an der Seite.
    Seine Route führte ihn vorbei an der presbyterianischen Kirche auf dem Piedra Boulevard, wo sich die Teilnehmer des abendlichen Treffens der Anonymen Alkoholiker auf dem Rasen versammelt hatten, um eine zu rauchen. Er kannte zwei Männer von der Arbeit, einen Feuerwehrmann und einen Sanitäter, und winkte ihnen im Vorbeilaufen zu.
    Ein paar Minuten später kam er an den Tennisplätzen der städtischen Sportanlage vorbei. Motten umschwirrten die gleißend hellen Flutlichter. Es wurden Einzel und Doppel gespielt. Am Kiosk

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