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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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entschied Faller leise, als habe er Angst, ein Fremder könnte mithören. Er ging an den Bänken vorbei nach hinten, wo es einen kleinen Veranstaltungsraum gab. Unterdessen holte die Mesnerin aus ihrer Tasche eine Taschenlampe hervor und leuchtete damit den Boden vor ihnen ab. Somit konnten sie wesentlich schneller zur Treppe gehen. Faller stieg als Erster hinauf, gefolgt von der Mesnerin, die ihm die Stufen ausleuchtete. Stumper folgte mit gemischten Gefühlen. Sie hatten gerade das Orgelpodest erreicht, als ein Blitz das Kircheninnere für den Bruchteil einer Sekunde taghell erleuchtete und ein Donner das gesamte Gebäude erbeben ließ.
    »Das Gewitter ist dicht über uns«, stellte Stumper fest.
    Niemand antwortete. Faller war jetzt an der Tür zum Dachboden angelangt. »Verschlossen«, meinte er knapp und griff wieder zum Schlüsselbund.
    Maria Gunzenhauser leuchtete ihm. »Natürlich verschlossen. Ich hab doch gestern verriegelt.«
    »Dann hätten Sie ihn ja eingesperrt«, kommentierte Stumper. »Wenn er droben gewesen wäre, mein ich.«
    Die Tür schwenkte auf und Faller umgab ein Schwall warmer Luft. Der Geruch nach Holz und Sägespänen machte sich breit. »Also, rauf«, entschied er. Die drei Personen blieben eng beieinander, um den Lichtkegel der kleinen Taschenlampe nutzen zu können.
    Faller spürte Spinnweben im Gesicht und schloss daraus, dass hier in den letzten Stunden niemand gegangen war. Schwer atmend erreichten sie den ersten Absatz, an den sich rechts der geräumige Dachboden des Kirchenschiffs anschloss. Vor ihnen standen die Metallkästen mehrerer Mobilfunkbetreiber, die hier, wie in vielen Kirchen landauf, landab, Sendeanlagen installiert hatten und dafür fürstliche Nutzungsgebühren bezahlten – soviel, dass zumindest ein Teil der Instandhaltung der Gebäude finanziert werden konnte. Die Kühlgebläse rauschten und übertönten den prasselnden Regen auf dem Ziegeldach. Dazwischen mischte sich die Musik, die vom Kirchplatz heraufdrang.
    Stumper blieb stehen und atmete schwer. »Hier waren Sie?«, wandte er sich an die Mesnerin, die vor ihm stand.
    »Dort, ja«, erwiderte Maria Gunzenhauser und ließ den Lichtkegel der Taschenlampe im Dunkel des Dachbodens gleiten. Sie schwitzte.
    Faller war bereits ein paar Schritte weitergegangen und tastete sich zu einer alten Holztür vor, hinter der sich eine steil nach oben führende Treppe verbarg. Er kannte hier jeden Winkel, schließlich war er lange genug Mitglied des Kirchengemeinderats und hatte sich anfangs sogar um die Glocken gekümmert. Erst seit es den Arbeitskreis zur Erhaltung der Kirche gab, war diese Aufgabe an Torsten Korfus delegiert worden.
    Faller war bereits fünf Stufen vorausgeeilt, als durch die schmalen Luken im Turmgemäuer ein aufzuckender Blitz ihm Orientierungshilfe bot. Wieder folgte ein Donnerschlag.
    »Bei so einem Gewitter ist es nicht gerade gemütlich hier oben«, hörte er hinter sich Stumpers Stimme. Er schien außer Atem zu sein.
    Inzwischen leuchtete die Taschenlampe wieder durch Fallers Beine.
    »Hier drin passiert uns nichts«, versicherte die Mesnerin, die offenbar Mühe hatte, bei Fallers Tempo mitzuhalten. »Wir haben doch überall Blitzableiter. Außerdem …« Sie senkte die Stimme. »Außerdem wird uns Gott, der Herr, beschützen. Wir glauben doch alle an ihn, oder?«
    Die beiden Männer erwiderten nichts. Faller hatte bereits den nächsten Zwischenboden erreicht. Dort befand sich der Schaltkasten für die elektrische Uhr, die von hier aus Zeiger, Stundenschlag und das Geläut droben im Glockenstuhl steuerte. Die Mesnerin leuchtete den kleinen Raum aus und wies mit dem Lichtkegel den Weg zur rechten Seite, wo eine Holztreppe weiter nach oben führte. »Ich glaub ja kaum, dass Simbach bis zu den Glocken hochgestiegen ist, warum auch?«, meinte Faller, während er bereits wieder deutlichen Vorsprung hatte. Er spürte, wie sich unter seinem regennassen Hemd Schweiß bildete. Seine beiden Begleiter hechelten jetzt schnell atmend hinter ihm her. »Wir habens gleich geschafft«, meinte die Mesnerin, als wolle sie sich damit selbst Mut zusprechen.
    Faller näherte sich der Glockenstube. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er beim Hochsteigen bereits jene Metallkonstruktion erkennen konnte, zwischen der die Glocken wie schwarze Kolosse hingen. Bei der letzten Sanierung, vor rund 30 Jahren, hatte man das morsch gewordene Holz gegen ein Stahlgerippe ausgetauscht.
    Die heiße Luft

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