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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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haben.«
    Draußen auf dem Flur trafen die beiden Ermittler auf Revierleiter Manfred Watzlaff, der sich nach dem neuesten Stand der Ermittlungen erkundigen wollte. Häberle begrüßte den Uniformierten mit einem kräftigen Handschlag und der ironischen Feststellung: »Wieder was los in der Provinz.« Die beiden schätzten sich gegenseitig als bodenständige Praktiker, die Land und Leute kannten. Watzlaff war einen halben Kopf kleiner als Häberle, neigte ebenso wie der Kriminalist zu leichtem Übergewicht, was aber seinen sportlichen Ambitionen als leidenschaftlichem Radfahrer keinen Abbruch tat.
    »Drei Leichen, mein lieber Mann …«, witzelte Watzlaff. »Damit ist das Mordkontingent in Geislingen für die nächsten 10 Jahre erfüllt.«
    »Und das noch in der Kirche«, entgegnete Häberle. »Ich bin schon auf die Schlagzeilen gespannt.«
    »Habt ihr denn schon Anhaltspunkte?« Watzlaff wurde ernst.
    »Die Kollegen der Elektrotechnik haben was entdeckt, ja«, erklärte der Chefermittler. »Wir wollen es uns mal zeigen lassen. Aber sag mal …« Häberle grinste ihn an. »Du kennst doch hier Gott und die Welt. Was war denn das für einer, dieser Simbach?«
    Watzlaff zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls kein Gewöhnlicher«, antwortete er. »Bekannt wie ein bunter Hund – durch seine Getränkehandlung und seine Tätigkeit in der Kirche. Und andererseits …« Wieder zuckte er mit den Schultern. »Na ja, den schönen Dingen des Lebens nicht abhold, um es mal so auszudrücken.«
    »Weiber?«, hakte Häberle direkt nach, während Linkohr vielsagend grinste.
    »Genaues weiß man nicht. Er soll sich in letzter Zeit verstärkt auch in den Kreisen der russischen Aussiedler herumgetrieben haben – was natürlich zunächst nichts heißen muss.«
    »Simbach kommt aus Ossiland, hat mir der Kollege Linkohr gesagt …?«, vergewisserte sich Häberle.
    »Ja, aus unserer Partnerstadt Bischofswerda. Von dort sind nach der Wende einige rübergekommen. Manche als Lehrlinge, und sind hier hängen geblieben. Wie das halt so ist.«
    Linkohr sah die Gelegenheit gekommen, auch seine Orts- und Personenkenntnisse einzubringen: »Und nicht alle Ossis scheinen hier Freundschaften geschlossen zu haben.«
    Häberle nickte. »Ich befürchte, dass uns die deutsch-deutsche Vergangenheit noch ein paar Tage beschäftigen wird.«
    »Wie heißts doch so schön …?«, beendete Watzlaff das Gespräch. »Wir sind das Volk.«
     
    »Menschenskind, die Sache ist verdammt heiß«, zischte Konrad Faller, nachdem ihn Torsten Korfus mit in das kleine Büro seiner Kfz-Werkstatt genommen hatte, damit die beiden Monteure nicht mithören konnten. Es roch nach Öl und Reifen, und auf dem Schreibtisch herrschte ein heilloses Durcheinander. Korfus wischte sich die öligen Hände an seinem blauen Arbeitsanzug ab und ließ sich auf einen abgegriffenen Bürostuhl fallen. »Sie sollten jetzt endlich rausrücken mit der Sprache«, erklärte Faller, der auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz genommen hatte. Sein Gesicht war aschfahl, was der schwarze Vollbart im grellen Licht der Leuchtstoffröhre noch besonders hervorhob.
    »Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass es ganz persönliche Probleme waren«, gab Korfus trotzig zurück. »Was zwischen Alexander und mir war, geht die Öffentlichkeit nichts an und hat mit seinem Tod nichts zu tun.«
    »Ihr habt euch geprügelt. Öffentlich. Wie dumme Jungs.« Faller war nicht mehr länger bereit, Zurückhaltung zu üben. »Die Dekanin hat alles versucht, die Angelegenheit zu klären. Und was haben Sie getan? Drumrum geschwätzt. Ihr hättet euch über frühere politische Ansichten gestritten.«
    Korfus verschränkte die Arme vor der breiten Brust.
    »Soll ich Ihnen mal was sagen?«, wetterte Faller und schlug mit der Faust auf die zerkratzte Schreibtischplatte. »Wenn Sie jetzt nicht klipp und klar sagen, was da gelaufen ist, dann wird Sie die Polizei dazu zwingen. Und – was noch viel schlimmer ist: Sie bringen uns in die Zwickmühle. Jawohl. Uns alle. Man wird fragen, weshalb es die Kirche geduldet hat, dass sich zwei ihrer …« Er suchte nach Worten. »Ja, zwei ihrer Funktionäre – dass sich zwei ihrer Funktionäre prügeln wie die Idioten.«
    »Wir haben uns hier nichts zuschulden kommen lassen«, beharrte Korfus und bemühte sich, den sächsischen Akzent zu unterdrücken.
    »Hier nicht«, wiederholte Faller scharf. »Das hab ich auch nicht gesagt. Natürlich hier nicht. Aber vielleicht drüben. Denn ich sag

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