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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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drängten sich dort mehrere Kriminalisten. Werkzeugkoffer waren geöffnet, diverse Prüfgeräte lagen am Boden. Die Männer begrüßten sich, worauf sofort einer aus der Runde zur Sache kam: »Das müssen Sie sich anschauen«, forderte er die Ankömmlinge auf und deutete in den schmalen Gang, der zwischen dem Metallgestänge und der Außenmauer den Zutritt zu einem großen Verteilerkasten ermöglichte, der an der rückwärtigen Wand in Augenhöhe montiert war. Von seiner Unterseite führte ein verstaubtes, nahezu armdickes Kabelbündel senkrecht nach unten, wovon knapp überm Fußboden jeweils die Hälfte davon nach links und rechts abzweigte.
    Häberle und Linkohr folgten dem Elektroexperten und hatten Mühe, in der Enge des Raumes nah genug an den Kasten heranzukommen, dessen Deckel abgeschraubt war, sodass sich ein Gewirr von Kabeln und Klemmen zeigte. »Genial gemacht«, erklärte der Kollege und deutete mit einem isolierten Schraubenzieher auf einige Verbindungen. »Keine Angst, wir haben die Hauptsicherung rausgedreht. Hier hat jemand die Stromzufuhr zum Motor der großen Glocke angezapft. Mit diesem Kabel …« Er deutete auf ein Kabel, dessen weiße Ummantelung sauberer erschien als das der anderen. Es führte durch ein fachmännisch herausgebrochenes Loch an der linken Seite des Kastens ein Stück an der Wand entlang und endete an einer dort im Mauerwerk verankerten Metallstrebe des Glockenstuhls.
    Häberle begriff sofort. »Sobald die Glocke eingeschaltet wird, steht das ganze Zeug hier unter Strom. Seh ich das richtig?«
    Der Kollege nickte, während Linkohr sofort nachfragte: »Aber ich denk, diese Metallkonstruktion muss mit einem Schutzleiter geerdet sein.«
    »Richtig. So ist es Vorschrift. Aber auch daran hat der Bastler gedacht.« Er deutete mit dem Schraubenzieher auf einen Draht, der offenbar aus einer Klemme gelöst worden war. »Einfach weggemacht.«
    »Sie sagen Bastler«, griff Häberle die Aussage des Experten auf. »So einfach dürfte das aber nicht sein. Wenn ich mir das so anschau, dann gehört doch wohl schon eine gewisse Fachkenntnis dazu.« Er besah sich die Klemmen und Verschraubungen. »Man muss zumindest wissen, wohin welches Kabel verläuft und was von alledem der Schutzleiter ist.«
    »So ist es«, bestätigte der Kollege und fügte lächelnd hinzu: »Die Mesnerin wird es kaum gewesen sein.« Häberle klopfte ihm grinsend, aber anerkennend auf die Schulter und gab gleichzeitig Linkohr mit einer Geste zu verstehen, dass sie den engen Gang wieder verlassen sollten.
    »Danke, das habt ihr super gemacht«, lobte der Chefermittler die umstehenden Männer und bat sie, jedes technische Detail zu dokumentieren. »Vor allem sollten wir versuchen, am Schaltkasten und an dem neuen Kabel dort hinten DNA-Material zu sichern.« Seit es die Möglichkeit gab, aus winzigsten Hautpartikeln eine Erbgutanalyse herzustellen, waren unzählige Verbrechen auf diese Weise geklärt worden. Häberle musste sich jedoch eingestehen: »Das wird hier aber vermutlich nicht ganz einfach sein.«
    »Noch was, Herr Häberle«, meldete sich einer der jungen Männer zu Wort, die das Gespräch aufmerksam verfolgt hatten. »Wir haben unter dem hinteren Metallsockel …«, er zeigte zur größten Glocke hinüber, »einen Schraubenzieher gefunden. Wohl ein ziemlich altes Modell.« Häberle zeigte sich interessiert, worauf der Kollege einen Folienbeutel hob, in dem ein knapp 10 Zentimeter langer Schraubenzieher mit mausgrauem Griff sichergestellt war. Der Chefermittler besah ihn sich aus der Nähe und nickte. »Nicht gerade ein Designermodell.«
    »Kann natürlich sein, dass er schon seit Jahrzehnten hier oben liegt«, meinte einer aus der Runde.
    Häberle zuckte mit den Schultern und wandte sich ab.
    »Oder das Ding kommt von woanders her.«
     
    Noch auf dem Weg durch den schmalen Treppenabgang hatte Häberle entschieden, jetzt sofort zusammen mit Linkohr die Dekanin aufzusuchen, deren Büro sich nur knapp 100 Meter von der Kirche entfernt befand. Sie klingelten, stellten sich über die Sprechanlage der Sekretärin vor und wurden sogleich mit dem elektrischen Türöffner eingelassen. Die beiden Kriminalisten waren noch nie in diesem Altstadthaus gewesen, weshalb sie sich in dem dunklen Flur zunächst orientieren mussten. Weil dort nichts auf das Büro des Dekanats hindeutete, entschied Häberle, rechts die Holztreppe hochzusteigen. Die Stufen knarrten, als sie sich dem ersten Obergeschoss näherten, wo die Dekanin bereits

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