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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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älteren Verwandten vorgeschickt worden, der aus dem Nichts auftauchen würde, um mich zu erschießen oder mich anzubrüllen oder mir Säure ins Gesicht zu schütten.
    »Aus Sidelines «,sagte sie.
    Ich kam mir vor, als sei ich mitten in ein Theaterstück geraten. Molly Seabright hatte Erbarmen mit mir und kletterte vorsichtig vom Gatter. Sie war schmal gebaut und trug eine dunkle Hose und ein kleines blaues T-Shirt mit einem eingestickten Gänseblümchenkranz am Kragen. Sie kam zu D’Artagnons Schulter und hielt mir eine Zeitschrift hin, aufgeschlagen auf einer Innenseite.
    Das Foto war in Farbe. Ich auf D’Ar, auf dem Ritt durch frühmorgendliche Nebelschleier. Das Sonnenlicht lässt sein Fell glänzen wie einen neuen Kupferpenny. Mein Haar zurückgebunden zu einem dicken Pferdeschwanz.
    Ich konnte mich nicht erinnern, fotografiert worden zu sein. Mit Sicherheit war ich nicht interviewt worden, obwohl der Verfasser des Artikels Dinge über mich zu wissen schien, die ich selbst nicht wusste. Die Bildunterschrift lautete: Privatdetektivin Elena Estes genießt einen Morgenritt mit D’Artagnon auf dem Gelände des Avadonis-Reitstalls von Sean Avadon in den Palm Beach Point Estates .
    »Ich bin gekommen, um Sie zu engagieren«, sagte Molly Seabright.
    Ich drehte mich zum Stall um und rief nach Irina, der gut aussehenden Russin, die mir den Job als Pferdepflegerin weggeschnappt hatte. Stirnrunzelnd und mürrisch kam sie heraus. Ich saß ab und bat Irina, D’Artagnon zurück in den Stall zu bringen. Sie griff nach den Zügeln, seufzte, zog einen Flunsch und schlurfte wie ein verdrossenes, weggelaufenes Model davon.
    Mit der behandschuhten Hand fuhr ich mir durch die Haare, erstaunt, so schnell durchzukommen. In meinem Magen bildete sich ein angespannter Knoten.
    »Meine Schwester wird vermisst«, sagte Molly Seabright. »Ich bin gekommen, um Sie zu engagieren, damit Sie sie finden.«
    »Tut mir Leid. Ich bin keine Privatdetektivin. Da ist ein Irrtum passiert.«
    »Warum steht es dann da in der Zeitschrift?«, fragte sie, sah wieder streng und missbilligend aus. Sie traute mir nicht. Ich hatte sie bereits einmal belogen.
    »Keine Ahnung.«
    »Ich hab Geld«, sagte sie abwehrend. »Nur weil ich zwölf bin, heißt das nicht, dass ich Sie nicht engagieren kann.«
    »Du kannst mich nicht engagieren, weil ich keine Privatdetektivin bin.«
    »Was sind Sie dann?«, wollte sie wissen.
    Eine gebrochene, rausgeschmissene, Mitleid erregende Expolizistin. Ich hatte dem Leben, zu dem ich erzogen worden war, eine lange Nase gemacht, und war aus dem von mir gewählten Leben ausgestoßen worden. Was war ich also?
    »Nichts«, sagte ich und hielt ihr die Zeitschrift hin. Sie wollte sie nicht nehmen.
    Ich ging zu der kunstvollen Parkbank neben der Reitbahn und nahm einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche, die ich dort hatte stehen lassen.
    »Ich habe hundert Dollar dabei«, sagte das Mädchen, »als Anzahlung. Ich nehme an, dass Sie einen Tagessatz haben und vermutlich Auslagen berechnen. Bestimmt können wir uns da auf etwas einigen.«
    Sean kam aus dem Stall, sah blinzelnd in die Ferne, zeigte sein Profil. Er hatte das eine, in schicken Reitstiefeln steckende Bein angewinkelt und zog ein Paar Rehlederhandschuhe aus dem Bund seiner braunen Reithose. Gut aussehend und fit. Die perfekte Reklame für Ralph Lauren.
    Mit Wut im Bauch stapfte ich quer über die Reitbahn auf ihn zu. Wut, und darunter ein zunehmendes Gefühl von Panik.
    »Was zum Teufel ist das?«, brüllte ich und knallte ihm die Zeitschrift vor die Brust.
    Er trat einen Schritt zurück, sah mich gekränkt an. »Es könnte Sidelines sein, aber da ich mit den Brustwarzen nicht lesen kann, bin ich mir nicht sicher. Großer Gott, El. Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?«
    Ich schlug ihn erneut, heftiger, wollte ihm wehtun. Er riss mir die Zeitschrift aus der Hand, machte rasch einen weiteren Schritt aus meiner Reichweite und betrachtete den Umschlag. »Betsy Steiners Hengst, Hilltop Giotto. Hast du den mal gesehen? Hinreißend.«
    »Du hast einem Reporter erzählt, ich sei Privatdetektivin.«
    »Er hat mich gefragt, wer du bist. Irgendwas musste ich ja sagen.«
    »Nein, musstest du nicht. Du hättest überhaupt nichts sagen müssen.«
    »Ist doch nur Sidelines .Stell dich nicht so an.«
    »Mein Name steht in einer verdammten Zeitschrift, die von Tausenden gelesen wird. Tausende wissen jetzt, wo sie mich finden können. Warum malst du mir nicht einfach eine riesige

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