Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
gegenüber doch war – ihm, dem Mörder Sahif. Was suchte sie in Atgath? Sie war voller Hass auf ihren Vater, das hatte er begriffen, doch was hatte sie vor? Wozu brauchte sie einen Schatten – oder sogar zwei, denn da war ja noch Almisan an ihrer Seite. Er sah zum Fenster. Lärm aus der Stadt drang durch die geschlossenen Läden, vielleicht vom Jahrmarkt. Ihm wurde endlich mit erschreckender Kälte klar, dass er hierhergekommen war, um Tod und Unglück über diese Stadt zu bringen, denn das war der Zweck, das Wesen der Schatten. Jetzt beschlich ihn noch ein anderes Gefühl: Grauen. Ihm graute vor seinem alten Ich, und vor dem, was es, nein, was er getan hatte.
    Sahif biss sich auf die Lippen. Das Seil lag noch dort an der Wand. Er blickte zur Tür und zögerte. Shahila war seine einzige Verbündete, die Einzige, die ihm einen sicheren Unterschlupf bieten konnte, und das in einer Stadt, in der beinahe jeder hinter ihm her war. Wieder blickte er zum Fenster. Wenn er flüchtete, bedeutete das den Bruch mit seiner Halbschwester. Da draußen war er auf sich allein gestellt, beinahe hilflos, in einem Meer von Feinden. Wie sollte er Ela helfen, wenn er sich doch nicht einmal selbst helfen konnte? Er wusste doch nicht einmal, wo sie war. Shahila würde es vielleicht in Erfahrung bringen können. Er hielt inne. Als er nach Ela gefragt hatte, hatte sie gezögert, nur eine Winzigkeit, kaum spürbar, aber er hatte es bemerkt. Sie wusste etwas, natürlich! Also hatte sie ihn angelogen. Sahif schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Wenn sie ihn in diesem Punkt belog, dann sicher auch in anderen. Shahila war vor der Tür und sprach mit Almisan, seinem Schattenbruder, aber er konnte sie nicht hören. Also gab es wohl noch mehr Geheimnisse. Vielleicht sollte er versuchen, sie zu belauschen. Er war sich ziemlich sicher, dass es das war, was der alte Sahif getan hätte.
    » Ich bekomme den Tisch aber wieder, Herr Leutnant, nicht wahr?«
    » Natürlich, keine Sorge«, brummte Teis Aggi.
    Sie hatten den Köhler auf dem zusammengebrochenen Tisch gelassen und dort festgebunden, denn er war nicht aufzuwecken, und Aggi dachte, es sei am einfachsten, ihn auf dieser improvisierten Trage in die Burg zu schaffen.
    » Und wer zahlt den Schaden? Und wer das Bier, das Eure Männer so reichlich genießen?«
    Aggi warf dem Mann angewidert zwei Silbergroschen zu. Offensichtlich hatte er vergessen, wie sehr er sie um Hilfe angefleht hatte. Es war ja nicht ihre Schuld, dass der Kampf sich von selbst erledigt hatte. Allerdings war der Schaden wirklich beträchtlich. » Und Ihr seid sicher, dass das alles dieser eine Mann angerichtet hat?«, fragte er noch einmal nach.
    Der Wirt nickte. » Ich wollte ihm kein Bier mehr geben, denn er konnte nicht zahlen. Da ist er wütend geworden und hat uns angegriffen.«
    » Einfach so?«
    » Einfach so, Herr Leutnant.«
    » Und es kann nicht sein, dass Eure Gehilfen vielleicht zuerst handgreiflich geworden sind?«
    » Aber nicht doch, Herr Leutnant, sie haben ihn lediglich höflich gebeten zu gehen.«
    Aggi glaubte ihm kein Wort, aber damit sollte sich Richter Hert herumschlagen. Es war schon spät, und er wollte endlich ins Bett. Dennoch fragte er sich, was Grams in der Riesenbuche gewollt hatte, denn für gewöhnlich verkehrte er doch im Ochsen. Ob er wusste, dass seine Tochter eine Gefangene war? Und wie war er überhaupt in die Stadt hineingekommen? Die Wachen am Tor hätten ihn festnehmen müssen, und Köhler Grams war nun wirklich jemand, der leicht zu erkennen war.
    » Hatte er eigentlich einen besonderen Grund, hierherzukommen?«, fragte Aggi.
    Der Wirt sah ihn schief an. » Er fragte immer wieder nach einem Mädchen. Er war schon sehr lästig für meine anderen Gäste. Ich hätte ihn wohl besser gar nicht erst hereinlassen sollen.«
    » War er denn allein?«
    » Ja, war er, aber er erwähnte einen Marbic oder Marbelic oder so ähnlich. Zu dem wollte er, um sich Geld zu borgen, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    » Aber Ihr habt ihn nicht gehen lassen?«
    » Ich kenne den Mann doch kaum. Dies ist ein ehrbares Haus, mit ehrbaren Gästen. Wäre nicht Jahrmarkt, hätte ich ihn wohl gar nicht erst hereingelassen, was klüger gewesen wäre. Aber ihn hinausgehen lassen, um von einem angeblichen Freund Geld zu borgen? Ich bitte Euch! Am Ende sehe ich ihn nie wieder.«
    » Nun, spätestens im Winter, wenn Ihr bei ihm Kohlen bestellt, seht Ihr ihn sicher wieder. Und vermutlich müsst Ihr ihn sogar

Weitere Kostenlose Bücher