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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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machten ihm Sorgen.
    Jetzt fiel ihm ein Mann auf, der über die leeren Marktgassen schlenderte. Er rief ihn an: » Heda, Bürger!«
    Der Mann blieb stehen, brauchte einen Augenblick, um ihn zu entdecken, und nickte ihm dann freundlich zu.
    Aggi erkannte ihn wieder: Es war der Pilger, der am Morgen am Bach aufgetaucht war, als sie die Leiche von Apei Ludgar gefunden hatten. Auch dieser Mann war also schon lange auf den Beinen. Aggi erhob sich und ging dem Fremden ein Stückchen entgegen.
    » Wohin so spät noch, Bürger?«, fragte er.
    » Ich suche ein Gasthaus, in dem ich mir einen Krug für die Nacht gönnen kann, ohne dass es mich meine letzten Groschen kostet«, erwiderte der Fremde.
    » Das dürfte schwer werden, Bürger, denn die meisten Gastwirte schließen jetzt. Aber ich kenne Euch, Ihr seid der Fremde vom Bach.«
    » Ihr habt ein ausgezeichnetes Gedächtnis, Herr Soldat«, erwiderte der Fremde.
    » Ich habe auch ein gutes Namensgedächtnis, Fremder. Wenn Ihr also so freundlich sein wolltet …?«
    » Ured, Faran Ured ist der Name, und fremd bin ich in der Tat. Ihr wisst nicht zufällig vielleicht doch ein Wirtshaus, das noch geöffnet haben könnte?«
    » Habt Ihr nicht gesagt, dass Ihr ausgeraubt wurdet?«
    » So ist es, so ist es, aber die Räuber haben die Münzen, die ich am Leibe führe, übersehen.«
    » Wenn Ihr nicht noch einmal überfallen werden oder gar Schlimmeres erleben wollt, empfehle ich Euch, die Gassen jetzt zu meiden, denn es sind gefährliche Menschen in diesen Straßen unterwegs. Geht in Euer Quartier, das wäre das Beste. Ihr habt doch eines, oder? Sonst müssten wir Euch aus der Stadt weisen.«
    » Ja, in der Tat bin ich untergekommen, Herr Soldat, ich wohne bei Asa Ludgar, in der Korbgasse. Sie war so freundlich …«
    » Bei Apei Ludgars Witwe? Da wollt Ihr übernachten?«
    » So ist es, Herr Leutnant.«
    Aggi grinste breit und sagte: » Ich weiß nicht, ob Ihr dort viel Schlaf finden werdet, Faran Ured, ja, ich weiß nicht, ob Ihr dort nicht sogar in größerer Gefahr seid als hier draußen in den Gassen.« Er wusste, das war abgeschmackt, aber er musste es einfach sagen und schob das auf die Anspannung.
    Der Fremde lachte höflich, dann fragte er: » Sagt, Herr Soldat, was für eine Gefahr ist es denn, die Euch und Eure Kameraden so beunruhigt?«
    Aggi seufzte. Normalerweise hätte er die Frage wohl nicht beantwortet, denn das alles ging einen Fremden wenig an, aber er war übermüdet, fühlte sich zerschlagen und fand, es könne nicht schaden, seine Gedanken mit diesem überaus freundlichen Menschen zu teilen. » Ein Schatten ist es, und ich meine keinen von der Sorte, wie sie Mond und Sonne werfen. Er treibt sich in der Stadt herum. Der Mann, den wir heute Morgen tot aus dem Bach gezogen haben, Verwalter Ludgar, er fiel ihm vermutlich zum Opfer. Und eben habe ich ihn nahe der Burg gesehen. Ich möchte wissen, was er dort wollte.«
    » Ein Schatten? Ich habe von diesen Männern gehört. Wie furchtbar!«
    Als er es sagte, ging Teis Aggi plötzlich auf, dass der Schatten womöglich nicht nur bei, sondern sogar in der Burg gewesen war. Das wäre dann das zweite Mal. » Irgendwer da drin muss ihm helfen«, murmelte er.
    » Wo drin?«, fragte Faran Ured höflich.
    Aggi sah ihn stirnrunzelnd an. Die fortwährende Freundlichkeit des Mannes war beinahe schon anstrengend. » Nirgendwo«, sagte er. » Doch jetzt, Fremder, bitte ich Euch, geht in Euer Quartier, denn sonst ist es möglich, dass einer meiner Leute am Ende Euch für den Schatten hält und auf Euch schießt. Ihr seid hier nicht bekannt, und ich kann für Eure Sicherheit nicht garantieren.«
    » Ganz, wie Ihr meint, Herr Soldat. Ich will Euch keinesfalls im Wege stehen. Dann hoffe ich, dass vielleicht die Witwe Ludgar auch einen Krug Bier im Hause hat. Ansonsten müssen wir uns eben mit Tee behelfen.« Er lachte, verneigte sich leicht und zog sich zurück.
    Der Leutnant sah ihm nach, bis er zwischen den Ständen verschwunden war. Ein seltsamer Mann, dachte er. Er fand, Faran Ured sah nicht aus wie jemand, der um diese Uhrzeit noch ein Bier trinken ging. Und er fragte sich, was dieser Mann denn dann so spät noch auf dem Marktplatz, ja, was er überhaupt in Atgath wollte. Er wohnte also bei Witwe Ludgar. War das ein Zufall?
    Faran Ured fluchte lautlos, als er über den Platz Richtung Korbgasse lief. Er hatte den Leutnant im Schatten des Brunnens zu spät entdeckt. Der Mann war leider nicht dumm, und seine Neugier machte es jetzt

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