Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
erklärte er.
    Der Alte lächelte erfreut. » Auch das wurde damals vermutet. Es ist schön, dass Ihr mir auch in diesem Punkt Gewissheit verschafft.«
    Ured wurde aus dem Alten nicht schlau. » Habt Ihr mit jemandem über mich gesprochen?«
    » Nein, wozu? Offensichtlich ist Euer Schicksal von dem einfacher Menschen unterschieden. Dafür muss es einen Grund geben, einen, den ich nicht kenne, den ich nicht verstehe, aber ich denke, das ist eine Sache zwischen uns beiden. Es geht niemanden etwas an, versteht Ihr?«
    Faran Ured nickte nachdenklich. Auch er war der Meinung, dass sein Geheimnis niemanden etwas anging. Seine Frau war bis zu diesem Augenblick die Einzige, die die ganze Geschichte kannte. Eigentlich war er nur ein sehr begabter junger Zauberer gewesen, damals, als er zum ersten Mal nach Atgath gekommen war. Er hatte mit Hilfe des Wassers einen Weg in das Reich der Mahre gefunden – und dann noch viel weiter hinab und damit auch zu einem Schatz, den er sich zuvor nicht einmal hätte vorstellen können. Zu seiner Überraschung hatten ihn die Mahre nicht getötet. Sie hatten ihm sogar einen Ring geschenkt, der verhinderte, dass er alterte, und dafür lediglich das Versprechen verlangt, dass er nie wiederkommen würde. Dreihundert Jahre lang hatte er sich daran gehalten. Doch nun war seine Frau mit seinen Töchtern in der Hand Prinz Weszens, und er saß in Atgath einem alten Mann gegenüber und bereitete sich darauf vor, ihn zu töten.
    » Wisst Ihr, ich bin weit in der Welt herumgekommen«, fuhr der Händler fort. » Ich war auf den Gewürzinseln, in den verschlossenen Reichen des Westens, in Tenegen, Oramar, bei Barbarenstämmen und an vielen Orten, deren Namen mir vermutlich nicht mehr einfielen, wenn ich sie nennen sollte. Ich habe vieles erlebt, Reichtümer erworben und verloren, doch nun bin ich alt. Der Tod, jener treue Begleiter, der jedem Menschen folgt, nur Euch offenbar nicht, ist mir schon dicht auf den Fersen.«
    Ured legte dem Mann in einer Art mitfühlenden Geste die Hand auf den linken Unterarm. » Ihr seht aus, als hättet Ihr noch viele gute Jahre vor Euch, Freund«, sagte er.
    Der Händler sah ihn mit seinen hellen Augen nachdenklich an. » Doch wozu, frage ich Euch? Ich bin kein armer Mann, doch meine Frau starb vor Jahren schon, und als sie noch lebte, habe ich sie oft monatelang nicht gesehen, denn immer war ich auf Reisen. Zwei Töchter habe ich gezeugt, doch habe ich sie so lange nicht gesehen, dass ich nicht einmal weiß, ob sie noch leben. Nein, das Alter ist eine Last, die ich nicht mehr lange tragen will.« Er kratzte sich nachdenklich am Arm, da, wo Ured ihn berührt hatte, dann schüttelte er den Kopf. » Ihr versteht vermutlich nicht einmal, wovon ich rede, denn das Alter kann Euch wohl nichts anhaben. Es ist eine Art Überdruss, die Sinne werden stumpf und die Gefühle mit ihnen. Bis gestern hielt ich das für unvermeidlich, doch nun sitzt Ihr vor mir, wenigstens einhundertundzehn Jahre müsstet Ihr alt sein, und doch würde man Euch eher auf vielleicht vierzig schätzen, Euer Blick ist scharf, und ich kann keine Spuren von jenem Überdruss erkennen, von dem ich sprach.«
    Ured zuckte mit den Schultern. Der Alte massierte sich den linken Arm und starrte Ured an. » Ich will es wissen«, flüsterte er. » Ich will wissen, was für ein Kraut oder welche Magie dahintersteckt. Verratet es mir, Freund, und ich verspreche, ich schwöre, dass nie jemand davon erfahren wird.«
    » Das kann ich nicht«, sagte Ured schlicht.
    Die Miene des Alten verdüsterte sich schlagartig. » Habe ich mir Euer Vertrauen nicht verdient? Ich hätte den Wachen berichten können, was ich weiß, aber ich habe es nicht getan.«
    » Dafür schulde ich Euch Dank.«
    » Dank? Ich will Euren Dank nicht, ich will Euer Geheimnis!«
    Der Alte versuchte aufzustehen, aber aus irgendeinem Grund schien seine Kraft dazu nicht zu reichen. » Was …?«, stammelte er.
    » Bleibt sitzen. Das ist der treue Freund, der Tod, von dem Ihr vorhin gesprochen habt. Er hat Euch eingeholt.«
    Der Alte wurde bleich, er rang nach Luft, sein Gesicht verfärbte sich.
    » Ihr hattet eine Frau, Kinder – glaubt mir, das ist mehr wert als ein endloses Leben.«
    Der Händler keuchte, die Augen traten aus ihren Höhlen. » Wie …?«, krächzte er.
    » Es gibt eine sehr seltene Baumechse auf einer der südlichsten Gewürzinseln. Ihre Haut ist so giftig, dass eine bloße Berührung die Lunge und das Herz eines Menschen lähmen kann. Wer von

Weitere Kostenlose Bücher