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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Suche. Irgendjemand hat heute Nacht versucht, in die Burg einzudringen, und dieser Jemand muss in den Bach gestürzt sein. Ich wünsche, dass der Hauptmann nicht eher zurückkehrt, bis er etwas gefunden hat, und wenn er dem Kristallbach bis zum See oder meinetwegen auch bis zum Meer folgen muss. Habt Ihr verstanden?«
    » Jawohl, Herr«, sagte der Leutnant mit wenig Begeisterung, salutierte und verschwand.
    Der Adlatus blickte ihm nach. Die Sache begann, ihn unglücklich zu machen. Im Moment lag Meister Quent wohl noch im Bett und schlief, aber er würde Ergebnisse erwarten, wenn er erwachte – Ergebnisse, und keine neuen Rätsel.

Mittag
    Ela starrte in die Augen des Fremden, und er starrte zurück. Plötzlich wurde sein zorniger Blick weich, dann verwirrt. Er sprang entsetzt auf, die Axt immer noch in der Hand, und rief etwas in einer Sprache, die Ela nicht verstand.
    » Ruhig, es ist alles in Ordnung«, stammelte sie.
    Ihr Bruder stand wie erstarrt neben dem Bett.
    » Was ist das für ein finsterer Ort?«, fragte der Fremde nun, und nur eine leichte, südländische Klangfärbung verriet, dass er nicht aus dieser Gegend war.
    » Es ist die Hütte von Meister Grams. Und ich bin seine Tochter«, sagte Ela und lag immer noch auf dem Boden. Ihr Bruder Asgo stand, wie zur Salzsäule erstarrt, ein paar Schritte entfernt und stierte den nackten Fremden mit der Axt ungläubig an. Die Axt! Ela setzte sich auf. Es war die Axt, die sonst über der Tür hing. Wie war sie von dort so schnell in die Hände des Fremden geraten?
    » Was wollt ihr von mir? Wie bin ich hierhergekommen?«, fragte der Fremde.
    » Unser Vater hat dich mitgebracht. Aus der Stadt vielleicht. Jedenfalls warst du durchnässt, und wir dachten …«
    Der Fremde schien erst jetzt zu bemerken, dass er nackt war. Er stieß einen Schrei aus, griff sich mit der Linken den schäbigen Vorhang, der Elas Schlafstatt von der Stube trennte, und riss ihn herunter, um seine Blöße zu bedecken. In der Kammer nebenan schnaufte und stöhnte Heiram Grams. Ela befürchtete, dass er nun wach geworden war. Sie erhob sich vorsichtig. Tatsächlich hustete ihr Vater, und Ela konnte hören, wie er sich stöhnend aufsetzte und nach dem Branntweinkrug suchte. Sie hatte ihn jedoch auf die Fensterbank gestellt, denn sie brauchte ihren Vater nüchtern. Jetzt fragte sie sich, ob das vielleicht ein Fehler gewesen war. Der Fremde hob die Axt. Der Vorhang der Schlafkammer der Männer wurde zur Seite gezogen, und Heiram Grams trat blinzelnd hervor. Er blickte sich schweigend um, entdeckte den Krug, machte einen Schritt und blieb stehen. Er starrte den Fremden an. » Wer ist das, und was macht er deiner Kammer, Ela? Und wieso ist er nackt?«
    » Aber Vater, du hast ihn mitgebracht, du musst doch wissen, wer er ist.«
    » Ich würde niemals einen nackten Mann mit nach Hause bringen.« Er straffte sich und spannte sein breites Kreuz.
    Für einen Augenblick sah Ela den starken Ringer wieder, der er gewesen war, als sie klein gewesen war.
    » Tu lieber das Beilchen weg, bevor ich dir wehtun muss, mein Junge«, knurrte er.
    Scheinbar erschrocken ließ der Fremde die Axt fallen und wich einige Schritte zurück, bis er an die Wand stieß. Für einen Augenblick bewegte sich niemand, aber Heiram Grams konnte seine drohende Pose nicht lange beibehalten, sein Körper erschlaffte, und aus dem stämmigen Ringer wurde wieder ein untersetzter Köhler. Sein Blick irrte zum Krug auf der Fensterbank. » Ich muss nachdenken«, sagte er und leckte sich über die Lippen.
    » Gleich«, meinte Ela und schob sich ihm unauffällig in den Weg. » Wir müssen erst einiges klären, Vater, zum Beispiel, woher du ihn kennst.«
    Ihr Vater starrte finster auf die alten Holzdielen, und der Fremde runzelte die Stirn. Ela fand, dass er überhaupt nicht wie ein Trinker aussah. War ihm vielleicht das zum Verhängnis geworden? Hatte er sich mit ihrem Vater auf ein Saufgelage eingelassen? Auf dem schmalen Gesicht machte sich zunehmende Verwirrung breit.
    » Weiß nicht«, sagte Meister Grams jetzt, » bin wirklich nicht sicher, dass ich den da mitgebracht habe. Oder warte, vielleicht habe ich ihn unterwegs irgendwo aufgelesen. Weißt du das nicht, mein Junge?«
    Aber der Fremde schüttelte den Kopf.
    » Im Blauen Ochsen?«, fragte Ela, die die Gewohnheiten ihres Vaters kannte.
    » Nein, nicht im Ochsen. Warte, ich weiß es wieder – am Bach. Ich hab ihn aus dem Bach gezogen!«
    » Aus dem Bach …«, murmelte der Fremde.
    » Da

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