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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Ihr, Bruder?«
    » Cifat, er kommt aus Cifat«, beeilte sich das Mädchen zu sagen.
    » Ach, Cifat, ein schöner Flecken Erde, und eine noch schönere Stadt, wirklich eine der schönsten Perlen am Goldenen Meer, nicht wahr, mein Freund?«
    Der junge Mann nickte.
    » Ich war einige Male dort. Wie ist der Name Eurer Familie, Anuq? Vielleicht kenne ich sie, oder vielleicht haben wir gemeinsame Bekannte.«
    Das Mädchen knallte einen Teller mit Brot, Butter und Hartkäse vor ihn auf den Tisch. » Grams. Er ist ein Grams wie wir. Und er wohnt nicht in der Stadt, sondern in einem der Dörfer, Herr.«
    » Vielen Dank, mein Kind. Es gibt nicht viele Haretier in Cifat, aber wenn ich Euch so anschaue, dann kann der Verwandtschaftsgrad auch nicht so hoch sein, wie es der Name vermuten lässt«, sagte Faran Ured und brach ein Stück Brot ab. Das Mädchen war offensichtlich nicht dumm, und er fragte sich, ob sie Verdacht geschöpft hatte. Vielleicht hatte er es mit der freundlichen Harmlosigkeit übertrieben. Er war eben doch aus der Übung. Plötzlich stand auch ein Becher mit frischem Wasser neben ihm. Der Junge war zurückgekehrt. Ured nickte erst ihm zu, dann dem Mädchen und begann zu essen.
    » Ihr habt gesagt, Ihr seid unter Räuber geraten?«, fragte die Köhlertochter jetzt.
    Ured nickte wieder. » Es waren zwei – schreckliche, streitsüchtige Kerle. Sie haben mir meine bescheidenen Vorräte weggenommen, viel mehr konnte ich ihnen nicht geben, und ich fürchtete sehr um mein Leben.«
    » Immerhin haben sie Euch Euren Beutel gelassen«, meinte das Mädchen, und Misstrauen lag in ihrer Stimme. » Und für jemanden, der vom Tode bedroht war, macht Ihr einen sehr gefassten Eindruck.«
    Ured gestand sich ein, dass er sie wirklich unterschätzt hatte. » Das Leben gibt, und das Leben nimmt, wie der Wanderer sagte. Ich hatte tatsächlich Glück. Wisst Ihr, ich pflege meinen Kopf auf diesen Beutel zu betten, wenn ich draußen schlafe. So lagen die Vorräte, die sie mir nahmen, auf der Seite. Und in der Dunkelheit haben die beiden mein Kopfkissen wohl übersehen, was ein Glück war, denn so sind mir wenigstens ein paar Groschen geblieben.« Er stopfte sich Brot und Käse in den Mund, um Zeit zu gewinnen. Vorräte nicht im Beutel verwahren? Im Wald? Was redete er für einen Unsinn?
    » Und Ihr nennt Euch Jünger des Wanderers? Was ist das?«, fragte sie weiter. Ihr Vater saß auf der Bank und stierte teilnahmslos vor sich hin.
    Ured spülte den Bissen mit etwas Wasser hinunter, dann sagte er: » Der Wanderer war ein heiliger Mann, der vor vielen Jahrhunderten durch die Welt zog, um den Menschen zu helfen. Davor ist er ein angesehener Prediger gewesen, doch er verzweifelte, weil er glaubte, mit Gebeten und Worten nicht viel zu bewirken. Es ist eben nicht genug, sich auf die Güte der Götter zu verlassen, der Mensch selbst muss dem Menschen Gutes tun, das ist seine Lehre, wenn Ihr so wollt.«
    » Und Ihr tut es ihm gleich?«, fragte sie, und immer noch schien sie misstrauisch.
    » Mit meinen bescheidenen Möglichkeiten. Ich verfüge leider nicht über die große Tatkraft meines Meisters, doch kann ich von ihm erzählen und so die Menschen anspornen, seinem Beispiel zu folgen, und ich helfe dort, wo ich kann.« Ured sah, dass sie keineswegs überzeugt war. Ihrem Vater war es offensichtlich gleich. Er hielt sich an einem großen Steinkrug fest, und es kostete ihn offenbar viel Willenskraft, nicht daraus zu trinken. Der angebliche Vetter mit dem unwahrscheinlichen Namen starrte düster vor sich hin und schien kaum zuzuhören, und der Knabe staunte ihn einfach nur groß an. Aber die Tochter, die Tochter des Hauses war nicht überzeugt. Er selbst musste zugeben, dass seine Geschichte einige Lücken hatte, und sie hatte sie bemerkt. Und wenn sie an ihm zweifelte, dann würde sie vielleicht jemandem davon erzählen, und dann war sein ganzer Auftrag in Gefahr. Er fluchte innerlich noch einmal über die beiden Räuber, die ihn am Morgen überrascht hatten, und seine Unvorsichtigkeit, durch die es überhaupt so weit gekommen war. Bei diesem verfluchten Auftrag ging nichts so, wie es sollte. Es wäre mehr als ärgerlich, wenn er wegen dieser dummen Unachtsamkeit nun noch einen weiteren Menschen töten müsste.
    Er lächelte freundlich, aß noch einen Bissen und sagte dann: » Wisst Ihr, ich war einst ein Kaufmann und bin weit in der Welt herumgereist. Ich machte gute Geschäfte, sehr gute Geschäfte, doch ich muss es zugeben, nicht alle

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