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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Immerhin konnten wir ihre Beute sicherstellen.«
    » Was war es?«
    » Wie, Herr?«
    » Die Beute – was haben diese Männer geraubt, die Euch entwischt sind?«
    » Es waren zwei silberne Leuchter, Herr. Aus dem Haus von Zunftmeister Haaf. Er war sehr erfreut, dass wir ihm diese Erbstücke …«
    » Und die Verdächtigen, wurden sie erkannt?«
    » Leutnant Aggi behauptete damals, wenigstens einer hätte vorher im Schuldturm gesessen, ein Fischer, unten vom See. Doch meines Wissens hat dieser Mann die Stadt lange schon verlassen. Jedenfalls hat man ihn seither nicht mehr gesehen.«
    Hamoch seufzte. Hatte etwa ein gewöhnlicher Dieb versucht, in die Burg einzudringen? Und Ludgar? Ein Helfershelfer? Warum war er ermordet worden? Das alles passte nicht zusammen.
    » Gut, ich danke Euch für Eure Bemühungen, Hauptmann, aber ich fürchte, Ihr müsst weitersuchen.«
    Der Hauptmann nickte und sah nicht sehr begeistert aus, während seine beiden Männer es wohl kaum noch abwarten konnten, den Raum endlich zu verlassen. Bei anderer Gelegenheit hätte ihr Unbehagen den Magier vielleicht sogar amüsiert, aber die Sache war zu ernst. » Ist noch etwas?«, fragte er, weil der Hauptmann an der Tür zögerte.
    » Nun, Ludgars Leiche, Herr. Seine Witwe wird fragen, wann sie ihn beerdigen kann.«
    Der Adlatus nickte gedankenverloren. » Gut, sagt ihr, dass wir sie gründlich untersuchen müssen. Ich werde ihr seine Asche zukommen lassen.«
    » Seine Asche, Herr?«
    » Eine gründliche Untersuchung macht es vielleicht erforderlich, dass ich den Mann aufschneiden muss, und das ist ein Anblick, den man einer Witwe doch ersparen sollte, findet Ihr nicht? Ich werde dabei selbstverständlich die Gebote der Götter beachten.«
    » Selbstverständlich, Herr.« Der Hauptmann salutierte und ging endlich.
    Der Adlatus rief nach Esara, seiner Dienerin und rechten Hand. Als sie eintrat, war er mit der Untersuchung der Wunde bereits fertig. Es war ein einfacher Stich mit einer langen, leicht gebogenen Klinge, also eher von einem Dolch als von einem Messer. » Esara, bring mir Wasser und ein Tuch für meine Hände. Dann bereite eine Urne vor und bring sie morgen zu Ludgars Witwe. Du kannst Asche aus dem Kessel nehmen. Und dann sorge dafür, dass unsere Helfer den Bottich vorbereiten und den Körper in der Schlachtkammer auf meinen Tisch legen. Ich würde mich gerne sofort und selbst darum kümmern, aber ich denke, es ist klüger, erst Meister Quent meine Aufwartung zu machen.«
    Hochmeister Nestur Quent schritt durch die Flure von Burg Atgath. Er hatte nur drei Stunden geschlafen, aber er brauchte zum Glück nicht mehr viel Schlaf und war schon wach gewesen, als ihm der Adlatus die Neuigkeiten überbracht hatte. Vermutlich hatte Hamoch Recht, und der Tod des Verwalters hing irgendwie mit dem geheimnisvollen Eindringling vom Dach zusammen. Der Adlatus hatte in der kurzen Zeit erstaunlich viel in Erfahrung gebracht, was Quent das gute Gefühl gab, sich richtig entschieden zu haben, als er ihm die Sache überlassen hatte. Hamoch schien wenigstens dieser Sache gewachsen, und er konnte sich um wichtigere Dinge kümmern. Er blickte aus dem Fenster. Wie er vorhergesagt hatte, würde es ein klarer Tag mit wenigen Wolken und höchstens sehr kurzen Schauern werden. Seine Vorhersagen waren berühmt, und die Bauern der Gegend verließen sich – vollkommen zu recht – auf seine Fähigkeiten in dieser Frage.
    Er musste plötzlich daran denken, dass er früher noch viel weiter gegangen war: Er hatte Regen gemacht, zum letzten Mal in jenem berühmten trockenen Sommer vor fast dreißig Jahren. Seine Miene verdüsterte sich. Die Bauern hatten seiner Kunst nie getraut, und bedauerlicherweise hatten sie damals Recht behalten: Am See waren einige Häuser überschwemmt worden, und dann hatte in einem Dorf oberhalb der Stadt ein Bergrutsch sieben Menschen unter sich begraben. Natürlich war es, wie die Bauern dachten, seine Schuld gewesen. Es hatte viel böses Blut gegeben, als er in das Dorf gekommen war, um die Schäden und die Toten mit eigenen Augen zu sehen. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätten ihn angegriffen. Auch am See hatte es Tote gegeben. Zwei Kinder waren ertrunken, und die Mutter, die sich ins Wasser gestürzt hatte, um die beiden Kleinen zu retten, war ebenfalls umgekommen. Hier hatte es keine Vorwürfe gegeben, nur stumme Blicke. Aber diese drei Leichen, sie erschienen ihm noch heute von Zeit zu Zeit im Traum und sahen ihn aus ihren toten

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