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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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was mir dein Bruder aus Elagir Neues berichten kann. Dort Botschafter zu sein ist sicher keine leichte, aber eine sehr ehrenvolle Aufgabe«, warf Shahila ein. Sie blickte aus dem Fenster. Kalt und abweisend schien ihr alles, was sie sah.
    » Vielleicht hätten wir doch in Felisan auf ihn warten sollen«, meinte der Baron nachdenklich.
    Shahila lächelte, weil sie so ihre Gedanken besser verbergen konnte. Ihr Mann war der gutherzigste Mensch, der ihr je begegnet war, aber sie konnte keine Rücksicht auf seine sentimentalen Gefühle nehmen. Prinz Gajan stand ihren Plänen im Weg, das war sein Pech. Und es wäre doch sinnlos gewesen, auf ein Schiff zu warten, das den Hafen nie erreichen würde. Natürlich konnte sie das Beleran schlecht verraten. » Vielleicht ist er uns sogar schon voraus und wartet in Atgath auf uns«, sagte sie. » Und die Straßen in diesem Land sind so schlecht, dass ich sehr froh bin, dass du mir den Umweg über diese Hafenstadt erspart hast, Liebster.« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, und er lächelte sie verliebt an.
    Heiram Grams führte Anuq, der sicher ganz anders hieß, in die unterirdische Vorratskammer, schob das Regal mit den Äpfeln beiseite und öffnete den geheimen Raum dahinter. Einer seiner Vorfahren musste seinerzeit viel Mühe und Schweiß darauf verwendet haben, ihn anzulegen.
    » Sehr groß ist er nicht«, meinte der Fremde stirnrunzelnd.
    » Er ist gebaut für ein halbes Dutzend, also stell dich nicht so an«, brummte Grams. Natürlich war er weder groß noch behaglich, es war ein feuchtes Erdloch, ein Unterschlupf für den Notfall, denn auch, wenn schon lange keine Feinde mehr nach Atgath gekommen waren, konnte doch niemand sagen, ob das so bleiben würde, und sicher war nun einmal sicher. Grams fragte sich, ob der junge Mann das kleine Fach unter dem gestampften Lehm finden würde – das Fach, von dem nicht einmal seine Kinder etwas wussten –, aber er nahm es eigentlich nicht an. Es war ohnehin beinahe leer. Irgendwie schien ihm in letzter Zeit das Silber immer schneller durch die Finger zu rinnen. Er gab dem Fremden seine Kleider. Sie waren noch feucht. » Hier hast du auch eine Kerze, aber besser, du machst sie nicht an. Ela holt dich dann, wenn die Luft wieder rein ist, verstanden? Du hast doch keine Angst vor der Dunkelheit, oder? Gut. Und verhalte dich ruhig!«
    Er schob den zögernden Fremden in die Kammer, verschloss sie und stellte das Regal wieder auf seinen Platz. Dann schnappte er sich den Milchkrug und verschloss ihn sorgfältig. Die Kuh war neben dem Karrengaul sein wertvollster Besitz, wenn er es recht bedachte. Vor einem Jahr hatte er auch noch einige Hühner besessen und ein Schwein, aber er hatte sie verkaufen müssen. Plötzlich knurrte sein Magen, und er fühlte sich schwach und müde. Er hatte ja noch nicht einmal gefrühstückt. Er warf einen Blick auf die Ecke, in der der Branntwein gelagert war. » Nur einen Schluck«, sagte er sich. Es wurde dann ein sehr großer Schluck, aber er widerstand der Versuchung, sich für unterwegs etwas mitzunehmen, auch wenn er am Eingang lange zögerte. Stattdessen steckte er sich zwei Äpfel ein. Dann hörte er Stimmen näher kommen. Vermutlich waren das schon die Soldaten. Er schloss die Klappe so leise wie möglich und schlich mit dem Milchkrug im Arm durch das Unterholz davon.
    » Sieh an, Leutnant Aggi«, sagte Ela, nachdem sie auf sein nachdrückliches Klopfen hin die Tür geöffnet hatte. Er hatte fünf Männer der Wache mitgebracht und strahlte erfreut. Ela achtete darauf, den Leutnant nicht etwa durch Freundlichkeit in seinen vergeblichen Hoffnungen zu bestärken.
    » Ela Grams, wie schön, Euch zu sehen«, antwortete er.
    » Habt Ihr diese Soldaten mitgebracht, weil Ihr Euch alleine nicht hierhertraut, Herr Leutnant? Ihr braucht keine Angst zu haben, mein Vater ist nicht hier.«
    Einer der Soldaten lachte leise, und Aggi warf ihm einen feindseligen Blick zu. » Wir sind hier, weil wir einen Toten im Bach gefunden haben. Und nun fragen wir in der Umgebung, ob jemand etwas Verdächtiges bemerkt hat.«
    Ela schüttelte den Kopf. Sie stand mit verschränkten Armen in der Tür und dachte nicht daran, die Soldaten hereinzubitten.
    » Es wäre gut, wenn wir in dieser Angelegenheit Euren Vater sprechen könnten, Ela Grams, denn ich glaube, er ist heute Morgen aus der Stadt gekommen, und wir fanden den Toten unweit der Furt, die auf seinem Weg liegt.«
    Ela nahm zur Kenntnis, dass der Leutnant sich taktvoll

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