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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Auch verfolgte man in der Silbernen Flamme sehr enge Vorstellungen davon, womit sich ein Magier zu beschäftigen hatte und womit nicht, und man hatte wenig Verständnis für sein Interesse an der Alchemie aufgebracht. Er hatte sich wirklich bemüht, es ihnen recht zu machen, aber seine Lehrer waren nur mäßig zufrieden gewesen, und am Ende hatten sie ihm klargemacht, dass er es wohl nie über die unterste Stufe der Meisterränge hinausschaffen würde. Nun, vielleicht hatten sie Recht und seine Begabung war nicht sehr groß, aber er hatte inzwischen Dinge vollbracht, die sie nie geschafft hätten.
    Voller Stolz blickte Hamoch in das große Laboratorium hinab und beobachtete die Homunkuli. Sie achteten darauf, dass die Temperatur im Kessel konstant blieb, und sie überwachten die Glaskolben, in denen ihre neuen Brüder heranwuchsen. In den Kolben bewegten sie sich bereits, er sah die kleinen Arme und Beine in der Nährlösung zucken. Einer der Älteren hinkte zwischen den Glaskolben hin und her. Bahut Hamoch runzelte besorgt die Stirn. Es war Ilep, benannt nach dem zwölften Buchstaben des Alt-Miretischen Alphabets. Er war noch keine zwei Monde alt. Setzte der Verfall schon ein? Er gab Esara einen Wink. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen, eine so verschwiegene und gute Gehilfin gefunden zu haben. Sie verstand sofort, was er wollte, und ging, um diese Beobachtung festzuhalten. Sie teilte seine Besorgnis, denn sie machten zwar unbestritten Fortschritte – jeder Homunkulus lebte schon etwas länger als seine älteren Brüder –, doch ein Hinken war ein erstes Zeichen für das beginnende Ende. Sie konnten es nicht ändern, denn sie waren einfach abhängig von dem Material, das ihnen zur Verfügung stand.
    Und nun saß dort unten dieses Mädchen, jung und voller Leben. Hochverrat? Sie sah gar nicht aus, als sei sie zu so etwas fähig, andererseits hatte er schon oft Überraschungen erlebt: Es war eben doch so, dass man nicht jedem Menschen ansah, ob er gut oder schlecht war. Die junge Frau war vielleicht nicht böse, aber womöglich war sie dumm genug, sich mit einem Schatten einzulassen. Wer weiß, was ihr der Fremde versprochen hatte? Und ob es nun aus Dummheit oder aus bösem Willen geschehen war, wenn sie sich mit einem Schatten verbündet hatte, stellte sie eine Gefahr für die Sicherheit der Stadt und der Burg dar. Er durfte sich von ihrem hübschen Gesicht nicht täuschen lassen. Verängstigt wirkte sie jetzt – er konnte sehen, wie sie gleichzeitig gebannt und abgestoßen seine Kinder betrachtete. Er würde sie verhören, in der gebotenen Gründlichkeit. Er hatte Richter Hert in der Wachstube getroffen, und dieser teilte seine Meinung, dass das Mädchen eine Gefahr darstellte, die es auszuschalten galt. Der Richter war schwermütig und streng, und er ging seinen Pflichten ohne falsche Rücksichtnahme nach, aber Hamoch hatte herausgefunden, dass der Mann im tiefsten Inneren die Folter verabscheute. Er war sichtlich froh gewesen, dass er das Verhör nicht selbst durchführen musste, denn Verhöre in so einem Fall liefen früher oder später auf die Folter hinaus, vor allem, wenn die Angeklagten darauf beharrten, unschuldig zu sein. Am Ende hat noch keiner geschwiegen, den man aufs Rad geflochten oder mit glühenden Eisen traktiert hatte.
    Der Magier schüttelte den Kopf. Er zweifelte nicht an der Wirksamkeit dieser Methode, denn man bekam immer das Geständnis, das man wollte. Eine andere Frage war, ob es auch nur das Pergament wert war, auf dem es niedergeschrieben wurde. Und die Methoden der Folterknechte führten unweigerlich dazu, dass der Körper ernsthaft verletzt wurde. Das galt es in diesem besonderen Fall unter allen Umständen zu vermeiden. Als Zauberer gehörte es zu seinen lästigen Pflichten, solchen Verhören beizuwohnen, oder – das war die andere Möglichkeit – die Wahrheit durch Magie ans Licht zu bringen. Auch das hatte seine Tücken, denn Menschen unter einem Bann neigten nun einmal dazu, das zu sagen, was man hören wollte, und so waren auch diese Geständnisse nicht viel wert. Meister Hamoch hätte das nie zugegeben, denn er verstand es, den Schein zu wahren. Der Ruf der Zauberer war nicht mehr so gut, wie er es in den großen, alten Zeiten gewesen war. Da konnte es nicht schaden, wenn die Leute ihm wenigstens die Fähigkeit zubilligten, hin und wieder Wahrheit und Recht zum Sieg zu verhelfen.
    Er stieg hinab ins Labor. Die Methode der Zauberer hatte noch einen zweiten Nachteil:

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