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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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näher kennenlernen. Willst du das auch?«
    » Aber ich habe nichts Unrechtes getan!«
    » Nun gut. Beginnen wir also von vorn. Seit wann kennst du diesen Schatten? Und wie viel hat er dir bezahlt, damit du ihn in die Stadt schmuggelst? Und vor allem, was weißt du über seine Pläne?«
    Ela biss die Zähne zusammen und schwieg. Der Adlatus wiederholte seine Fragen, wieder und wieder. Da Schweigen wohl doch keine Lösung war, erzählte Ela noch einmal die Geschichte vom Fremden, der gegen eine Fahrt auf der Kutsche seine Hilfe beim Beladen des Karrens angeboten hatte. Der Zauberer schüttelte den Kopf, begann erneut, und sie wiederholte die Aussagen.
    » Du lebst nicht alleine dort draußen, oder?«, fragte er dann.
    » Nein, Herr. Ich habe zwei Brüder und einen Vater. Aber die waren nicht dort, als der Fremde kam.«
    » So ein Zufall«, bemerkte der Zauberer in spöttischem Ton. » Du willst mir also sagen, dass sie nichts über den Schatten wissen?«
    » Die haben Anuq überhaupt nicht zu Gesicht bekommen.«
    » Ah, du gibst also zu, dass er ein Schatten ist. Und – Anuq? Das ist sein Name? Der Mann soll heißen wie ein Vogel?«
    Ela schwieg darauf, und der Zauberer begann das Verhör von vorne.
    Bahut Hamoch studierte das Mädchen während der Befragung genau. Ihre Jugend und Lebhaftigkeit faszinierten ihn. Sie sagte ihm sicher nicht die Wahrheit, das war offensichtlich, aber viel schien sie nicht zu wissen. Der Schatten hatte sich wohl einfach ein naives, gutgläubiges Mädchen gesucht und es gefunden. Vielleicht war sie doch nicht ganz so klug, wie er gehofft hatte, aber das war keine Entschuldigung für ihr Verbrechen. Sie hatte sich mit dem Schatten verschworen, hatte ihn in die Stadt gebracht, hatte an seiner Seite gegen die Soldaten der Burg gekämpft, dem armen Fals fast die Augen ausgekratzt. Damit war sie des Hochverrats schuldig. Hamoch wusste, dass Richter Hert das genauso sah. Sollte man nun also einen kostspieligen Prozess anstrengen, dessen Ausgang doch schon feststand? Sollte man sie auf den Richtblock legen – das junge Leben mit der Henkersaxt beenden? Bahut Hamoch seufzte. Es wäre eine tragische Verschwendung.
    War es nicht besser, dass sie ein anderes, sinnvolleres Ende fand, hier in seinem Laboratorium? Selbst aus dem Leben einer Verräterin würde so am Ende noch etwas Gutes erwachsen können. Und sie war ideal für seine Zwecke. Nachdem er, mehr der Form halber, zum dritten oder vierten Mal dieselben Fragen gestellt und annähernd dieselben Antworten bekommen hatte, stand er auf und schob seinen Stuhl zur Seite. » Ich sehe, du bist eine geübte Lügnerin, Kind. Doch wirst du am Ende die Wahrheit sagen, denn so ist es immer. Ich gebe dir nun eine Weile Zeit, über deine Lage nachzudenken. Wenn ich zurückkehre, solltest du dich klüger verhalten, denn dann werde ich weit weniger rücksichtsvoll sein.«
    Er ging hinüber zu Esara, die an einem kleinen, grauen Kleidungsstück nähte. » Hab ein Auge auf sie. Sie hat einen starken Willen.«
    » Ja, Herr. Ist sie schuldig?«
    » Wie? Ja, ohne Zweifel. Ich werde Richter Hert unterrichten. Aber sieh sie dir nur an, jung, stark, voller Leben! Sie ist vollkommenes Material, Esara, und sie ist ohne Zweifel schuldig genug, um sie zu verurteilen. Ich nehme an, niemand wird viel fragen, wenn sie noch vor dem Prozess durch unglückliche Umstände zu Tode kommen sollte, ganz im Gegenteil, Hert wird dankbar sein, dass dieses Verfahren ein schnelles Ende hat. Vielleicht können wir mit dem Aufbereitungsprozess sogar schon beginnen, wenn ihr Herz noch schlägt, das wäre von unschätzbarem Wert. Also achte darauf, dass sie sich nicht etwa selbst ein Leid zufügt. Sperr sie ein, wenn sie zu viele Schwierigkeiten macht.«
    » Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Herr.«
    » Ich weiß, Esara, ich weiß.«
    Der Adlatus begab sich in sein Arbeitszimmer, um seine Aufzeichnungen durchzusehen und neue Berechnungen anzustellen. Es war das erste Mal, dass er einen weiblichen Körper verwenden würde, und das Mädchen wog schon viel weniger als alles, was er vorher auf dem Tisch gehabt hatte. Eine Frau – würde das Auswirkungen auf die eigentlich geschlechtslosen Homunkuli haben? Er dachte nach. Er hatte in den alten Unterlagen nichts darüber gefunden. Seine Vorgänger hatten alle dieselben Probleme geschildert: Auch ihnen war jeder Homunkulus nach wenigen Wochen gestorben. Er hatte immerhin herausgefunden, dass es am Alter der Leiche lag. Je kürzer der

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