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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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über ihm zusammen. Kumar hatte vermutlich Recht: Das Wetter würde nicht so ruhig bleiben. Es war Herbst, die Zeit der Stürme. Er setzte sich auf und blickte in die Runde. Wieder einmal fragte er sich, wie diese graue, endlose Wassermasse zu dem Namen Goldenes Meer gekommen war. Hie und da stachen andere schwarze Felsen aus den langen Wellen hervor. Wenn es weit genug entfernt war, war es leicht, sich einzubilden, dass da ein Schiff die Wogen teilte. Gajan starrte lang in die Ferne. Da war kein Schiff.
    Er kam zur gleichen Zeit am Fuß der Felsen an, als auch Kumar und Hadogan mit den Muscheln vom steilen Ufer kamen. Gajan sah, wie die beiden miteinander sprachen, und ihm entging nicht, dass sein Sohn zu dem schwarzen Rudersklaven aufblickte. Es gibt schlechtere Vorbilder, dachte er.
    » Ihr wart auf dem Felsen, Prinz?«, fragte Kumar.
    » Eine Möwe. Sie hatte einen Fisch. Aber sie ist mir entwischt.«
    » Ich wollte, ich hätte die Schwingen von Schwester Möwe, ich kehrte zu dir heim, so singen bei uns in Tikkara die Fischer, wenn sie weit draußen sind«, sagte Kumar mit einem versonnenen Lächeln und breitete seine Beute neben der Feuerstelle aus. » Ihr habt Euch ein paar schöne Schrammen zugezogen, Prinz. Ich finde, Ihr hättet ein paar Nester mitbringen können, für das Feuer, dann hätte sich die Mühe wenigstens gelohnt«, meinte er dann grinsend.
    Gajan nickte erst düster, dann stimmte er in das Lachen ein. Niemals hätte er sich in seinem alten Leben diese Unverschämtheit von einem Galeerensklaven bieten lassen, aber auf dieser Insel kam es auf Standesunterschiede wohl kaum noch an.
    » Hast du ein Schiff gesehen, Vater?«, fragte Hadogan.
    » Nein, mein Sohn, ich habe leider kein Schiff gesehen, aber ich werde nachher wieder hinaufklettern. Irgendwann wird schon ein Segel am Horizont auftauchen«, sprach er ihm Mut zu.
    » Niemand wird hierherkommen«, meinte Kiet düster. Der Seemann hatte die Arbeit am Floß aufgegeben und war zu ihnen gekommen. » Dies ist die Schärensee, und jeder, der kein Narr ist, meidet sie. Wir werden auf diesem elenden Felsen krepieren. Einer nach dem anderen. Und wenn wir viel Glück haben, wird irgendjemand irgendwann einmal unsere vermoderten Gebeine finden und von uns berichten, von uns und unserer eigenen Insel der Toten.«
    Gajan sah Hadogans erschrockene Miene und tauschte einen schnellen Blick mit Kumar. Der Haretier hatte zwar behauptet, diese Gewässer zu kennen, das aber auf ihrer Irrfahrt bislang nicht bewiesen. Ja, bis jetzt hatte er überhaupt noch nicht bewiesen, dass er irgendwie von Nutzen für sie sein konnte. Und nun raubte er mit seinen düsteren Reden seinem Jungen auch noch den Mut. Nun, sie alle sind verzweifelt, sagte sich Gajan und starrte auf die Muscheln, die Kumar an die Feuerstelle schob. Er zählte sie, und er konnte nicht verhindern, dass er sie in Gedanken zuerst durch vier und dann durch drei teilte.
    Sahif hatte im Morgengrauen einen Weg über die Mauer gesucht, aber keinen gefunden. Nun war der Tag angebrochen, und er war am Meer angelangt. Die Felisaner waren so klug gewesen, die Mauer ein gutes Stück ins Meer hinauszubauen, und Sahif war sich nicht sicher, ob er gut genug schwimmen konnte, um sie auf diesem Weg zu umgehen. Aber da er keinen anderen Weg fand, versuchte er es. Er zog den Tarnmantel aus, packte ihn in seinen Beutel und stieg ins Wasser. Den Beutel hielt er über dem Kopf, denn er hatte keine Ahnung, ob der Zaubermantel Wasser vertrug. Die See war kalt, sehr kalt, aber Sahif biss die Zähne zusammen und tastete sich dicht unter der Mauer weiter hinaus.
    Als er schon bis zum Hals im Wasser stand, entdeckte er plötzlich, dass die Mauer einen Bruch erlitten hatte. Vielleicht waren die Fundamente abgesackt, jedenfalls war die äußere Mauer ein Stück abgeknickt, und die Bruchkante konnte für einen geübten Kletterer außerordentlich hilfreich sein. Er zog sich, erleichtert, dass ihm das Schwimmen erspart blieb, aus dem Wasser und kleidete sich wieder an. Er schloss den magischen Verschluss des Tarnmantels und kletterte hinauf zur Mauerkrone. Natürlich standen Wachen dort oben, und es gab einen Turm, in dem Fackeln die Anwesenheit weiterer Wächter verrieten. Sahif glitt geräuschlos über den Wehrgang. Dichter Morgendunst hing schwer über der Stadt und war so gnädig, auch seine nassen Fußabdrücke auf den Steinen zu verbergen.
    Als er die erste Treppe erreichte, sah er, dass er es schwimmend vermutlich nicht in die

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