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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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unten. Einer der Schals hatte sich am Fensterladen verfangen und geöffnet. Sie wickelte den schlaffen Körper, der sich halb aus dem Laken befreit hatte, wieder fest ein, warf ihn sich auf die Schulter und beschwor einen Schatten, den sie über sich und ihre Last legte. Dann ging sie hinunter zum Hafen.
    Es war fast niemand auf den Straßen, nur einmal sah sie einen Betrunkenen, der auf einer kleinen Kiste saß und sie anzustarren schien. Aber vermutlich starrte er einfach nur ins Nichts. Unten am Hafen war etwas mehr Leben. Schiffe machten sich bereit, um mit der Flut auszulaufen. Es waren auch Wachen dort unten, und das Feuer im Leuchtturm brannte hell. Aber niemand sah sie, als sie an der schadhaften Außenmauer der langen Mole hinabkletterte. Sie legte ihre Last ab, packte einige Steine in das Laken, stellte sicher, dass es sich nicht wieder öffnen würde, und dann versenkte sie Ainas Leib in der kalten See. Sie sah zu, wie das helle Etwas in den nachtschwarzen Wellen unterging, und sie fragte sich, warum sie sich nicht abwenden konnte. Dann schüttelte sie den Kopf und kehrte dem Meer und der darin Versunkenen den Rücken zu. Prinz Sahif würde der Nächste sein.
    Endlich hatten sie die letzten Ausläufer der Berge erreicht, und vor ihnen lag die Stadt. Ela war ziemlich erschöpft. Sahif hatte sie ohne Gnade angetrieben, denn er ging davon aus, dass die Bergkrieger ihnen folgen würden, und sie konnten leicht erraten, wo ihr Ziel lag. Den wärmenden Zaubermantel hätte sie bald nicht mehr gebraucht, so warm wurde ihr von der Rennerei. Sie hätte ihn gerne abgelegt, aber natürlich war das nicht möglich. Ela war ganz froh darüber, dass sie, während sie in der Dunkelheit über Stock und Stein hasteten, kaum miteinander redeten, denn sie wusste nicht, was sie hätte sagen sollen. Sie hatte Sahifs Gesicht gesehen, als er dem Zauberer die Kehle durchgeschnitten hatte. Dieser Ausdruck von – ja, was war es? Brennender Zorn? Eiskalter Hass? So etwas hatte sie noch bei keinem Menschen gesehen, und sie fragte sich, was sie davon halten sollte. Es hatte sie schon abgestoßen, dass er den Krieger in der Lawine getötet hatte, aber dieser Blick in seinen Augen … sie wollte nicht mehr daran denken, aber das war schwer. Wusste sie wirklich, wen sie begleitete?
    Sie schob diese Gedanken jetzt zur Seite. » Wir haben es geschafft«, sagte sie keuchend, als sie kurz stehen blieben und die Stadt betrachteten. Der Spiegelturm überragte alles, und sein helles Licht hatte für Ela etwas Tröstliches, es war ein Versprechen, dass das Schlimmste hinter ihnen lag.
    » Noch nicht ganz«, erwiderte Sahif und wies in Richtung des großen Tores, das aus der hohen Stadtmauer hervorstach. » Die Pforten der Stadt sind geschlossen, und sie werden sie sicher nicht vor dem Morgen öffnen.«
    Daran hatte Ela nun gar nicht gedacht, dabei wurde doch auch in Atgath des Nachts niemand eingelassen. » Und was machen wir jetzt?«
    » Wir sollten uns weiter von der Straße entfernen. Diese Krieger, die uns verfolgen, werden sicher die Gegend vor dem Tor absuchen.«
    » Es gibt noch ein zweites Tor«, rief Ela. » Onkel Dorn hat es mir erzählt. Für die Straße nach Niederharetien.«
    » Und auf welcher Seite liegt dieses Tor?«
    Ela runzelte die Stirn. Das hatte Wulger Dorn nicht gesagt, vielleicht hatte sie es aber auch nur vergessen. Sie blickte zurück. Die Ausläufer des Paramar ragten im Westen schwarz in die Nacht. Dort lag Niederharetien sicher nicht. » Im Osten«, verkündete sie stolz.
    » Gut, dann lass uns dort hingehen. Wir umgehen die Stadt aber weiträumig, denn ich bin sicher, dass unsere Verfolger nicht weit sind. Ja, ich halte es für möglich, dass einige ihrer Krieger sogar schon hier sind. Sie sind schlau, diese Damater, das muss ich ihnen lassen.«
    » Schlau?«, fragte Ela.
    Sahif war ihr empörter Unterton wohl entgangen, denn er sagte: » Diese Falle, ich muss zugeben, sie war gut ausgedacht. Die Lawine hinter uns, die Pechfeuer um uns, Berge auf allen Seiten und zum guten Schluss dieser Zauberer, der mich lähmen konnte. Ich hätte es nicht besser machen können.«
    » Dann bist du ebenso hinterhältig und feige wie diese Wilden!«, rief Ela.
    Sahif zuckte kurz, dann wurde er ganz ruhig. » Wenn du meinst, Ela Grams«, sagte er, und es schwang eine Kälte in diesen Worten mit, die Ela frösteln ließ. Dann drehte er sich um und ging einfach los.
    Ela biss sich auf die Lippen und lief ihm nach. » Ich meinte nicht,

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