Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
Angriff bereit. Nie in ihrem ganzen Leben war ihr jemand begegnet, dessen Verhältnis zu Gewalttätigkeit so ungezwungen war.
Jebediah begehrte auf, doch seine Worte klangen beinah versöhnlich. »Sie ist meine Schwester, und ich bin für sie verantwortlich, Jack. Es hätte sie das Leben kosten können.«
»Ich habe sie deswegen bereits zusammengestaucht. Einmal ist genug.« Jacks Tonfall riet ihm, das Thema fallenzulassen.
Briony ließ sich auf die Bettkante sinken und blickte zu ihrem Bruder auf. »Es tut mir leid. Ich musste dringend Luft schnappen. Ich konnte nicht hierbleiben, von all diesen Menschen umgeben …«
Jacks Arm schnellte hervor, und seine Finger legten sich wie ein Schraubstock um ihr Handgelenk. »Entschuldige dich nicht. Du bist kein Anker. Du kannst nicht unter so vielen Menschen sein, ohne ihr Elend zu fühlen. So gut sollte dein Bruder dich mittlerweile kennen.«
»Wovon zum Teufel sprichst du, Jack?«, mischte Jebediah sich ein. »Meine Schwester geht dich nichts an.«
Jack setzte sich langsam auf. Das Laken fiel herunter, und die Unmenge von Schnittwunden und Verbrennungen
an seinen Armen und an seinen Schultern und der Namenszug, der in seine Brust geritzt war, kamen ans Licht.
»Mein Gott, Jack.« Jebediah schluckte schwer, und sein Blick richtete sich sofort auf Briony. »Wer hat dich zu fassen bekommen? Du brauchst einen Arzt.«
»Briony hat meine Wunden versorgt.«
Jebediahs Züge verhärteten sich. » Briony? Was geht zwischen euch beiden vor?«
»Wilder Sex, Jebediah«, fauchte Briony, und ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. »Ich bin keine Sechzehnjährige, falls dir das neu ist, und dein Benehmen ist mir ausgesprochen peinlich.« Sie reichte Jack den Kaffee. »Macht er auf dich den Eindruck, er sei dazu fähig?«
Jack sah ihr über den Rand des Bechers hinweg in die Augen, und ein jähes unbändiges Aufflammen verwandelte das Dunkelgrau seiner Augen in flüssiges Silber. »Wenn du mich dazu aufgefordert hättest, wäre ich deinem Wunsch nachgekommen.«
Die Andeutung eines Lächelns hob ihre Mundwinkel, aber ihr Magen schlug einen seltsamen kleinen Purzelbaum. Er sah nicht so aus, als scherzte er. Ihr Schoß zog sich unerwartet zusammen, und sie musste den Blick von ihm abwenden.
»Das ist nicht komisch, Jack«, fauchte Jebediah. »Wage es nicht, in diesem Zusammenhang an meine Schwester zu denken.«
»Ich gehe jetzt ins Bad, und ich habe nicht viel an«, hob Jack hervor. »Falls einer von euch schüchtern ist, schaut ihr vielleicht besser weg.«
Sie hatte bereits hingeschaut. Briony wandte sich dem Fenster zu, da sie nicht wollte, dass einer von ihnen die Röte sah, die in ihren Hals und ihr Gesicht aufgestiegen
war. »Ich habe deine Sachen gewaschen«, sagte sie, »und sie in der Dusche aufgehängt, aber ich bezweifle, dass sie schon trocken sind. Jebediah, würdest du ihm eine Jeans und ein Hemd besorgen?«
Ihr Bruder wartete, bis Jack im Bad verschwunden war, ehe er vor ihr in die Hocke ging. »Bist du verrückt geworden? «, zischte er. »Machst du dir eine Vorstellung davon, wer dieser Mann ist? Oder wozu er fähig ist?«
Obwohl Jack das Zimmer verlassen hatte, bewahrte seine Nähe sie davor, dass die Wut, der Schock und die Sorge, die ihr Bruder verströmte, sie so heftig trafen wie sonst. »Soweit ich das beurteilen kann, Jeb, ist er gefoltert worden und braucht Hilfe. Kannst du ihn aus dem Land rausschaffen?«
»Die Soldaten in der Stadt sind samt und sonders außer Rand und Band. Deshalb habe ich dir den Kaffee gebracht. Es ist besser, wenn du heute Morgen nicht aus dem Haus gehst. Ein paar Leichen sind heute am frühen Morgen gefunden worden. Angeblich handelt es sich dabei um Rebellen. Es steht zu befürchten, dass sie die Stadt infiltrieren werden, und deshalb ist die Armee in Alarmbereitschaft. Letzte Nacht haben sie zahlreiche Bars durchsucht.«
»Die Rebellen suchen Jack. Er ist aus ihrem Lager geflohen. «
»Und sie sind so scharf darauf, ihn wieder einzufangen, dass sie nach Kinshasa kommen, obwohl an jeder Straßenkreuzung Soldaten stehen?« Jebediah kratzte sich den Kopf. »Du hast Recht, wir werden ihn hier rausschaffen müssen. Sie werden uns unter die Lupe nehmen, weil wir Ausländer sind. Ich besorge ihm etwas zum Anziehen, und du sorgst dafür, dass er sich nicht blicken lässt. Ist er stark genug für die Reise?«
»Ja, aber ich habe keine Erklärung dafür. Einen Arzt braucht er trotzdem. Falls du Antibiotika in deiner Reiseapotheke
Weitere Kostenlose Bücher