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Schattenspiel

Schattenspiel

Titel: Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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schön, wenn du meinem Plan zustimmen und ihn nicht aus falschem Stolz ablehnen würdest. Du weißt, ich habe keine Erben. Wenn ich einmal sterbe, muß jemand das Bredow—Imperium übernehmen, und ich habe beschlossen, daß David das sein wird. Nein, unterbrich mich nicht. Ich liebe deinen Sohn. Verstehst du, ich habe kein Kind, und er hat keinen Vater mehr, und
deshalb sehe ich ihn ein bißchen...als meinen Sohn an. Er ist ein zauberhafter, kluger, schöner Junge. Für mich verkörpert er die Welt, wie sie sein soll, nachdem der Schrecken vorüber ist. Menschen wie er können uns und alle, die nach uns kommen werden, davor bewahren, je wieder das zu erleben, was wir erlebt haben. Er soll alle Möglichkeiten haben, verstehst du? Ich möchte, daß er die beste Ausbildung bekommt, ich werde das bezahlen. Ich möchte, daß er einmal ein reicher, mächtiger Mann wird, auf dessen Worte man etwas gibt, dem man zuhört und den man respektiert. Christine, ich wünsche es mir so sehr. Ich will an ihm teilhaben, und ich will ihm alles geben, vor allem die Fürsorge, die ich erst zu spät bekommen habe.« Leise fügte er hinzu: »Wir werden so stolz auf ihn sein.«
    Er sprach Christine aus der Seele. Sie lächelten einander still an, zwei Menschen, die in den gehegten und gepflegten Bildern ihres Gedächtnisses verwurzelt blieben und ein Kind zum Mittelpunkt ihres Daseins auserkoren hatten.
    Sie widmeten sich diesem Kind mit aller Hingabe und einem Übermaß an Liebe.
     
    Andreas lag noch immer auf dem Boden, und draußen zerbarsten die Feuerwerkskörper, und der Ring seines Vaters schnitt ihm in die Wange. Für einen Moment fühlte er sich kräftig genug, noch einen Versuch zu unternehmen, das Telefon zu erreichen, aber seine Finger griffen erneut ins Leere. Während er auf dem Teppich zusammenbrach, überlegte er. Hatte er den Apparat mit sich herumgetragen, so wie früher? Nein, das tat er nie, seitdem er sein Augenlicht verloren hatte. Er bewegte das Telefon nicht mehr vom Fleck, weil er darauf angewiesen war zu wissen, wo es stand. Keine Sekretärin, keine Putzfrau hätte gewagt, es auch nur zu verschieben. Er würde diesen mysteriösen Fall nicht mehr lösen, er wußte es. Er würde sterben.
    Wenn Journalisten über ihn schrieben, hatten sie immer sein märchenhaftes Leben, die »Verwirklichung des amerikanischen Traums« beschworen. Danach gefragt, hatte er stets geantwortet: »Es war mein Schicksal. Das ist alles.«

    Der Gedanke an das Schicksalhafte im Leben eines Menschen ging ihm auch in seinen letzten Minuten durch den Kopf. Erst jetzt, im nachhinein, verketteten sich einzelne Ereignisse und wurden zu einer Geschichte, deren Ende er gerade erlebte. Ein Attentäter hatte vor sieben Jahren auf ihn geschossen, als er das Plaza verließ; er hatte nicht einmal ihn gemeint, sondern seine Sekretärin, die den Schützen wegen eines anderen Mannes verlassen hatte. Er hatte schlecht gezielt, Andreas stürzte zu Boden, blieb in einer Blutlache liegen. Tagelang kämpften die Ärzte um sein Leben. Er hatte dicke Verbände um den Kopf und konnte nichts sehen, und als sie ihm die Verbände abnahmen, konnte er immer noch nichts sehen. So schonend wie möglich brachte man ihm bei, daß er blind geworden war. Wäre er nicht blind, könnte er jetzt das Telefon sehen.
    Und daß er alleine war in jener Neujahrsnacht, hing nur mit dem Flittchen zusammen, das David zu seiner großen Liebe erkoren hatte. Eine blutjunge Beautie aus der Bronx, die sich einen zweifelhaften Ruhm dadurch erworben hatte, daß sie nackt durch den »Hustler« getanzt war. Andreas hatte sie natürlich nicht gesehen, aber er hatte ihre Stimme gehört, ihre Aura gespürt.
    »Sie liebt dich nicht, David. Glaub mir das doch. Sie will dein Geld, sie will das gute Leben, das sie an deiner Seite haben kann. Sie nutzt dich nur aus!« Er hätte genausogut Felsen predigen können. Sein letzter Versuch hatte diese Nacht sein sollen. Er schickte das Personal fort, ließ ein kaltes Buffet aus einem Restaurant kommen, stellte den Champagner kalt, bat David, eine Schallplatte aufzulegen. Eine Weile, während des Essens, plauderten sie nur über Nebensächlichkeiten, dann brachte Andreas vorsichtig das Gespräch auf Laura Hart. David ließ ihn kaum ausreden. Er explodierte sofort: »Kein Wort gegen sie, Andreas! Kein einziges Wort!«
    »David, wenn du nur begreifen wolltest, daß ich dein Bestes will. Diese Frau ist nichts für dich. Du solltest das erkennen, ehe es zu spät

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