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Schattenspieler (German Edition)

Schattenspieler (German Edition)

Titel: Schattenspieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Michael Römling
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verschwörerisch, was in seinem Zustand
lächerlich wirkte. Dann fügte er hinzu: »Und wenn wir
es nicht getan hätten, dann hätten sich andere die Sachen
unter den Nagel gerissen. Aber jetzt ist sowieso alles dahin.«
    Friedrich blickte eine Weile mit zusammengepressten Lippen
aus dem Fenster. Dann schien er sich zusammenzureißen
und fragte: »Wer war denn dieser Aufkäufer?«
    Mackensen zögerte eine Weile. Ein Anflug von Misstrauen
kehrte zurück auf sein Gesicht.
    »Warum interessiert dich das so? Ich dachte, du suchst deinen
Vater?«
    »Schon, aber … Das ist doch ein Teil seiner Geschichte.«
    Mackensen nickte.
    »Ist ja jetzt auch alles egal. Die Wolowski-Sammlung wurde
von Erich Koch gekauft. Gauleiter von Ostpreußen und kurz
darauf Reichskommissar in der Ukraine. Er hat die Bilder nach
Königsberg schaffen lassen.«
    »Und da sind sie immer noch?«, bohrte Friedrich weiter.
    Mackensen lachte laut auf. »Junge, du fragst mich Sachen«,
sagte er. »Es gibt Gerüchte, dass Koch seine ganzen Schätze
nach Westen geschickt hat, kurz bevor die Stadt von der Roten
Armee eingeschlossen wurde. Aber er dürfte jetzt andere Sorgen
haben als seine Sammlung. Er steht bei den Russen ganz
oben auf der Liste, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Er fuhr sich mit der Handkante über den Kehlkopf.
    »Wenn Koch nur ein bisschen Verstand hat, dann sitzt er
jetzt im tiefsten und dunkelsten Erdloch, das der Krieg übrig
gelassen hat. Mit oder ohne seine Bilder.«
    Er dachte kurz nach, als wollte er noch etwas sagen. Dann
überlegte er es sich doch anders und erhob sich von seinem
Stuhl, musste sich aber gleich an der Lehne festhalten, um
nicht umzufallen. Die Unterhaltung schien für ihn beendet
zu sein.
    »Es tut mir leid, dass ich dir nicht weiterhelfen konnte, was
deinen Vater angeht«, sagte Mackensen, während er zur Tür
wankte.
    Er begleitete sie nach draußen. Als sie schon im Treppenhaus
waren, erschien sein Gesicht noch einmal in der schon
fast geschlossenen Wohnungstür.
    »Einen Rat kann ich dir vielleicht doch noch geben«, sagte
er. Er lallte jetzt leicht.
    Friedrich drehte sich um und blickte Mackensen fragend
an.
    »Wir hatten in Paris viel mit einem Kunsthändler namens
Gerhard Schlimm zu tun. Er hat auch den Verkauf der
Wolowski-Sammlung über das Büro in Den Haag abgewickelt.
Später ist er in Königsberg gewesen, weil Koch ihn als
Sachverständigen geholt hat. Ich habe ihn irgendwann aus
den Augen verloren, aber soweit ich weiß, hatte dein Vater die
ganze Zeit Kontakt zu ihm. Schlimm war der Beste in seinem
Fach. Wusste immer, was läuft, und konnte alles beschaffen.
Wenn man dem genügend Geld hingelegt hätte, dann hätte
er einem auch noch das Bernsteinzimmer besorgt!«
    »Wo steckt denn dieser Schlimm jetzt?«, fragte Friedrich.
Seine Stimme klang müde.
    Mackensen lachte wieder sein freudloses Lachen. »Schon
wieder so eine Frage. Glaubst du, diese Leute rufen bei mir
an und melden sich ab, wenn sie verschwinden? Von der Vergangenheit
wollen die meisten nichts mehr wissen. Wir müssen
nach vorn schauen. Neue Aufgaben warten auf uns. Und
manchmal auch neue Namen. Denk daran, wenn du nach
jemandem suchst!«
    Damit schloss er die Tür. Seine schleppenden Schritte entfernten
sich in der Wohnung.
    Als sie wieder auf die Straße traten, war der Panzer beim
Zooeingang verschwunden. Dafür stand auf dem Platz vor
der Kirchenruine eine rundliche Frau in einer sowjetischen
Uniform auf einem Podest und regelte den Verkehr. In übertrieben
abgehackten Gesten schwenkte sie eine rote und eine
gelbe Fahne.
    »Schlimm«, sagte Leo.
    »Allerdings«, wetterte Friedrich. »Widerlicher Kerl! Neue
Aufgaben warten, hast du das gehört? Die haben halb Europa
geplündert und schämen sich noch nicht mal! Wo sind
sie denn alle hin, die Leute, denen die ganzen Bilder gehört
haben? Das interessiert ihn nicht. Damit will er nichts zu tun
haben. Hast du gesehen, wie seine Augen geleuchtet haben, als
er von den Bankschließfächern gesprochen hat?«
    »Ich fand, seine Augen sind eher geschwommen, als dass sie
geleuchtet haben«, sagte Leo.
    Es sollte ein Spaß sein. Aber er wusste genau, warum Friedrich
sich so aufregte. Mackensen hatte ihm vorgeführt, wie sein
Vater gewesen war. Keiner von der allerschlimmsten Sorte. Allerdings
in dieser Kategorie einer der schlimmsten.
    »Und mein Vater war genauso einer. Zum Kotzen!« Da war
es.
    Marlene, die in der Wohnung die ganze Zeit über geschwiegen
hatte, zog ihren Bruder

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