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Schattenspieler (German Edition)

Schattenspieler (German Edition)

Titel: Schattenspieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Michael Römling
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vorbei. Wie konnten solche Leute eigentlich
immer noch das große Wort führen?
    Schritte näherten sich, dann wurde geöffnet. Ein kräftiger,
aber etwas heruntergekommener Mann im Unterhemd stand
in der Tür. Er hatte blonde, kurz geschnittene Haare und ein
kantiges Gesicht, das, anders als Leo erwartet hatte, keinerlei
Misstrauen zeigte, eher Gleichgültigkeit. Seine Augen waren
glasig.
    »Ja?«
    »Herr Mackensen?«, fragte Friedrich.
    »Steht vor euch.«
    »Ich würde gern mit Ihnen reden«, sagte Friedrich und gab
sich schüchtern. »Ich bin auf der Suche nach meinem Vater.«
    Mackensen verzog sein Gesicht zu einem etwas schiefen
Lächeln. »Und da bin ich in der engeren Auswahl?« Seine
Stimme war etwas heiser, aber er sprach noch deutlich. Doch
seine Augen verrieten, dass er betrunken war.
    Friedrich tat, als hätte er den Scherz nicht verstanden. »Nein,
also … Mein Vater kannte Sie. Aus dem Krieg. Gustav Häck.«
    Mackensen runzelte die Stirn. »Schau an, Gustav Häck.
Stimmt. Von einem Sohn hat er mal was gesagt. Ist aber schon
länger her.«
    Er trat einen Schritt zurück und öffnete die Tür ganz.
»Wollt ihr das im Treppenhaus besprechen?«
    Zögernd trat Friedrich ein und zog Marlene mit sich. Leo
folgte und Mackensen zeigte auf die erste Tür links hinter dem
kurzen Eingangsflur.
    »Ich schlage vor, wir setzen uns in die Küche«, sagte er.
»Mein Wohnzimmer haben die Briten vor drei Monaten in
eine Freilichtbühne verwandelt.«
    Sie betraten die Küche, an der die Bombenangriffe ebenfalls
nicht spurlos vorübergegangen waren. Die Wand war voller
Risse und auch der geflieste Boden hatte gelitten. Dennoch
sah man noch, dass die Einrichtung einmal teuer gewesen war.
    Sie setzten sich an den Küchentisch, auf dem eine halb volle
Flasche mit russischem Wodka und ein Wasserglas standen.
Mackensen sah Leo und dann Marlene an, fragte aber nichts
weiter. Dass Friedrich in Begleitung gekommen war, schien
ihn nicht zu stören.
    Mackensen starrte eine Weile vor sich hin. »Ich fürchte, ich
kann dir nicht helfen«, sagte er schließlich an Friedrich gewandt.
»Ich habe deinen Vater zuletzt im August gesehen, auf
einer Tagung in Königsberg. Er war eigentlich in Kiew im Einsatz
und ich in Paris. Und kurz darauf mussten wir alle unsere
Sachen packen. Die letzten Monate waren wir eigentlich nur
noch damit beschäftigt, die Depotbestände von einem Bunker
zum anderen zu schaffen. Die ganze Herrlichkeit. Und jetzt ist
alles weg. Alles weg.«
    Mackensen füllte das Wasserglas halb mit Wodka, nahm
einen Schluck und verzog das Gesicht, als erfüllte er mit dem
Trinken nur eine lästige Pflicht.
    »Was waren das denn für Bestände?«, fragte Friedrich vorsichtig.
    Mackensen stieß auf. »Du weißt, was der Einsatzstab Reichsleiter
Rosenberg war? Der ERR?«
    »Nur so ungefähr.«
    Mackensen holte Luft und blickte eine Weile an die rissige
Decke, als überlegte er, wo er anfangen sollte.
    »Alfred Rosenberg war so etwas wie Hitlers Hoflieferant
für Ideologie. Der ganze Unsinn von der jüdisch-bolschewistischen
Weltverschwörung stammt zu großen Teilen von ihm.
Alle guten Parteigenossen hatten seine Bücher im Schrank
stehen, aber keiner hat sie wirklich gelesen. Ist auch kein
Wunder. Rosenbergs gesammelter Unsinn auf siebenhundert
Seiten. Kein Schwein kapierte das Zeug. Vielleicht noch nicht
mal er selbst. Es reichte, so zu tun, als ob man es kannte.«
    Er lachte freudlos auf und nahm noch einen Schluck, bevor
er weitersprach. Seine Stimme bekam einen spöttischen Unterton.
    »Doch weil der Führer Rosenberg so maßlos bewunderte,
bekam er alle möglichen Titel und Ämter, die seiner Eitelkeit
schmeichelten. Reichsminister für die besetzten Ostgebiete
und so weiter. Am Ende hatte er die ganze Verwaltung
vom Baltikum bis zum Schwarzmeer unter sich. Das Problem
war nur, dass seine Leute vor Ort machten, was sie selbst für
richtig hielten. Rosenberg saß in Berlin und hielt Vorträge
über die reine Lehre. Und währenddessen führten seine Untergebenen
sich auf wie die Renaissancefürsten. Sie wohnten
in Schlössern und ließen Heerscharen von Lakaien um sich
herumtanzen.«
    Leo spürte, wie die Unruhe in ihm wieder wuchs. Am liebsten
wäre er aufgestanden und weggegangen. Wenn er etwas
über diese Dinge hören wollte, dann jedenfalls nicht aus dem
Mund von diesem Säufer, der selbst davon profitiert hatte. Er
fing wieder einen beruhigenden Blick von Friedrich auf.
    »Und was hat das alles mit dem ERR zu tun?«,

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