Schattenstürmer
Marmotte. »Die Leute sehen sich schon nach uns um.«
»Schön«, gelobte der Kobold feierlich und tat so, als versperre er sich den Mund mit einem Schloss, »von mir hört ihr kein Sterbenswörtchen mehr.«
»Was soll das heißen?«, polterte Hallas. »Deler, unterrichte den Grünling davon, dass ich nicht mehr für mich garantieren kann, wenn er mir nicht sagt, wie ich diese Zahnschmerzen loswerde!«
»Er übertreibt nicht, Kli-Kli!«, versicherte der Zwerg. »Gnome sind ein derart gnatziges Volk, sie würden ihre eigene Mutter in Stücke reißen, wenn sie den Zahnschmerz haben, von irgendeinem Hofnarren ganz zu schweigen!«
»Ich bin nicht irgendein Hofnarr! Ich bin der Hofnarr!«, stellte der Kobold voller Stolz klar. Als könnte ihn dieses Amt vor der Rache des Gnoms retten!
»Gnome sollen ein gnatziges Volk sein?« Hallas vergaß den Kobold vorübergehend und lenkte seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf Deler. »Und das muss ich mir von einem Zwerg anhören? Dabei tut ihr doch nichts anderes, als in den Bergen Fett anzusetzen! In Bergen, die noch dazu von Rechts wegen uns gehören!«
»Hör jetzt endlich auf, Deler!«, ermahnte ihn Marmotte.
»Warum ich?«, fragte Deler unerschüttert. »Was mach ich denn?! Ich sag ja keinen Ton! Wenn einer rumpoltert, dann Hallas!«
»Schweig! Mit dir rede ich sowieso nie wieder, du Maul mit Hut!«, herrschte ihn der Gnom an. »Also, Kli-Kli, was muss ich tun?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob dir das Heilverfahren der Kobolde bei Zahnschmerz gefällt, Hallas«, antwortete Kli-Kli mit einer Miene, in der sich äußerste Zweifel spiegelten.
»Kannst du mir nicht einfach sagen, worum es geht?! Ohne lange Einleitung?«
»Du würdest dich ohnehin nicht darauf einlassen«, fuhr Kli-Kli unbeirrt fort. »Und dann hätte ich das Koboldgeheimnis zur Heilung von Zahnschmerz umsonst enthüllt.«
»Ich verspreche, deine Methode auf der Stelle anzuwenden!« Es fehlte nicht mehr viel, und der Gnom würde Kli-Kli den Hals umdrehen.
Kli-Kli grinste über beide grüne Backen, was ihn wie einen hochzufriedenen Frosch aussehen ließ.
Ich zog noch verzweifelter an den Zügeln, damit Bienchen zurückfiel, bis wir mit Lämpler auf einer Höhe ritten. Mein geniales Manöver blieb nicht unbemerkt. Marmotte, Deler und Arnch ahmten es bis in die kleinste Einzelheit nach. Hallas und Kli-Kli ritten nun allein voran.
»Gut! Aber vergiss nicht, dass du versprochen hast, unsere Koboldmethode anzuwenden!«, erinnerte Kli-Kli den Gnom. »Um Zahnweh zu kurieren, muss man ein Glas mit Eselpisse eine Stunde lang im Mund behalten, sie dann über die linke Schulter ausspucken, möglichst ins rechte Auge seines besten Freundes. Danach sind die Zahnschmerzen wie weggeblasen!«
Die Explosion, mit der wir alle gerechnet hatten, blieb aus. Hallas sah den Kobold nur böse an, spuckte aus und preschte davon. Kli-Kli schien ein wenig enttäuscht, denn er hatte auf Zeter und Mordio gehofft, wie er es von jedem Streit zwischen Hallas und Deler gewohnt war.
»Sag mal, Freund Kli-Kli«, wandte ich mich an den unverbesserlichen Kobold, »hast du diese Methode selbst schon mal ausprobiert?«
Der Kobold sah mich an, als gelte es einem Schwachsinnigen zu antworten: »Sehe ich etwa so dämlich aus, Garrett?«
Ich hatte gewusst, dass ich etwas in der Art zu hören bekäme.
»Da staunst du, was, Garrett?«, sagte Met.
»Ja, wirklich«, gab ich zu, gebannt auf den Königlichen Springbrunnen blickend.
Was für ein Schauspiel! Ich hatte schon viel von dem Brunnen gehört, sah dieses Wunder nun aber zum ersten Mal. Der Springbrunnen nahm den ganzen Platz vor uns ein. Eine riesige Wassersäule erhob sich fünfzig Yard in die Höhe, um dann in einzelnen Strahlen wieder herabzurieseln und über den ganzen Platz einen feinen Schleier aus winzigen Tröpfchen zu werfen. Der Tropfenschleier und die Sonnenstrahlen lagen in heißer Umarmung und schufen einen Regenbogen, der den Himmel in zwei Teile spaltete.
Leute, die es wissen müssen, behaupten, selbst die Zwerge seien auf die Hilfe des Ordens angewiesen gewesen, um den Springbrunnen anzulegen, denn nur Magie vermag eine Wassersäule von solch atemberaubender Schönheit zu schaffen und einen Regenbogen, der jeden Tag und bei jedem Wetter aus den Wasserspritzern entstand und bei dem man glaubte, man bräuchte bloß die Hand auszustrecken – und schon könnte man die zarte Luftigkeit dieses siebenfarbigen Wunders greifen.
»Was für ein Segen«, stieß Arnch angesichts der
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