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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Nähe knallte eine Tür.
    »Chloe? Derek? Ich weiß, dass ihr hier drin seid. Die Tür ist aufgebrochen.«
    Ich riss den Ärmel los und spürte einen brennenden Schmerz. Als ich hinauskletterte, klirrte die Scherbe auf den Asphalt draußen.
    Ich landete auf dem Boden, fing mich und rannte zur nächsten Deckung, einen mit einer Plane abgedeckten Holzstoß. Ich ließ mich auf alle viere fallen und kroch unter die Plane, während Derek mich von hinten weiterschob. Ich fand eine Stelle, wo die Abdeckung einen Hohlraum bildete, und streckte mich auf dem Bauch aus. Sobald ich Gelegenheit hatte, zu Atem zu kommen, begann mein Oberarm zu pochen – die Scherbe hatte offensichtlich mehr angerichtet, als mir nur die Haut aufzukratzen.
    »Du bist verletzt«, flüsterte Derek, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Bloß ein Kratzer.«
    »Nein, ist es nicht.«
    Er packte meinen Arm und zog ihn gerade. Ein Stich des Schmerzes. Ich verschluckte ein Keuchen. Es war zu dunkel, um etwas zu sehen, aber der Ärmel fühlte sich auf der Haut nass an. Blut. Er musste es gerochen haben.
    Er krempelte vorsichtig meinen Ärmel nach oben und fluchte.
    »Schlimm?«, flüsterte ich.
    »Tief. Muss die Blutung stoppen. Wir brauchen einen Verband.«
    Er ließ meinen Arm los. Ein weißes Aufblitzen, und mir wurde klar, dass er sich das T-Shirt auszog.
    »Warte«, sagte ich. »Du hast bloß das eine. Ich hab mehrere Schichten an.«
    Er wandte den Kopf ab. Ich zog alle drei Oberteile aus und biss die Zähne zusammen, als der Stoff über die Wunde rutschte. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass ich es kaum gespürt hatte, bevor er gesagt hatte, dass es schlimm war.
    Ich zog Pullover und Sweatshirt wieder an und gab ihm mein T-Shirt. Er zerriss es, das Geräusch hallte. Ich muss alarmiert gewirkt haben, denn er sagte: »Keiner in der Nähe. Ich höre sie, sie durchsuchen das Lagerhaus.«
    Er wickelte mir die Streifen um den Arm. Dann hob er den Kopf, als spürte er irgendetwas nach, und ich hörte ein entferntes Rufen, dann eine zweite Stimme, die antwortete.
    »Jetzt sind sie alle drin«, flüsterte er. »Zeit zum Gehen. Ich kann Simon riechen. Mach genau das, was ich mache.«
    Derek suchte uns einen Zickzackkurs zwischen Schutt und Trümmern hindurch und zögerte kein einziges Mal. Glücklicherweise war ich hinter ihm, so dass er nicht sehen konnte, wie oft ich mir Knie oder Ellbogen rammte, wenn ich um irgendein Hindernis herumrannte.
    Schließlich wurde er doch langsamer. »Hab ihn«, flüsterte er und zeigte zur Südwand des Fabrikgebäudes hinüber. Wir schlugen diese Richtung ein, und als wir uns der Ecke näherten, beugte sich eine Gestalt aus einer Türnische und verschwand sofort wieder. Simon. Eine Sekunde später erschien Rae und winkte wild, bevor sie wieder nach hinten gerissen wurde – von Simon vermutlich.
    Wir rannten hinüber und trafen sie in einer tiefen, nach Zigarettenrauch stinkenden Türnische an, die einer der Haupteingänge zu sein schien.
    »Was machst denn du hier?«, fragte Rae, während sie Derek alarmiert anstarrte. »Du wolltest doch …«
    »Planänderung.«
    »Schön, dich zu sehen, Bro«, sagte Simon, während er Derek auf den Rücken schlug. »Ich hab mir Sorgen gemacht, Chloe würde uns nicht finden. Da draußen ist ein Haufen Leute auf der Suche nach uns.«
    »Ich weiß.«
    Simon schob sich wieder vor bis zur Ecke, sah hinaus, kam dann zurück und gab mir meinen Rucksack. »Alles okay?«
    Ich nickte, wobei ich den verletzten Arm möglichst außer Sichtweite hielt. »Die haben Gewehre.«
    »Was?« Raes Augen wurden rund. »Nie im Leben. Die können doch nicht …«
    »Betäubungsgewehre«, rückte Derek zurecht.
    »Oh.« Sie nickte, als gehörten Betäubungsgewehre zur Standardausrüstung, wenn man nach weggelaufenen Teenagern suchte.
    »Wen habt ihr gesehen?«, fragte Derek Simon.
    »Van Dop, Davidoff und die Talbot, glaube ich, aber da bin ich mir nicht sicher. Keine Spur von Gill.«
    »Die ist noch im Haus«, sagte ich. »Aber es sind noch zwei weitere dabei, die wir nicht kennen. Ein Mann und eine Frau.« Ich sah Derek an. »Polizisten vielleicht, was meinst du?«
    »Keine Ahnung. Das können wir später noch rauskriegen. Im Moment sitzen wir hier in der Falle, wir müssen raus.«
    Als Derek zu der Öffnung ging, um hinauszusehen, beugte Simon sich zu meinem Ohr hinunter. »Danke. Dass du ihn gefunden hast. War alles in Ordnung?«
    »Später«, sagte Derek. »Dort weiter hinten ist noch ein Lagerhaus, mit

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