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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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zerbrochenen Fenstern. Wahrscheinlich stillgelegt. Wenn wir das erreichen können …«
    »Chloe?« Rae starrte auf meinen Arm hinunter. »Was ist das an deinem Ärmel? Das sieht ja aus wie …« Sie berührte den Stoff. »O mein Gott. Du blutest. Du blutest. Aber
richtig

    Simon schob sich um mich herum. »Der Ärmel ist ja total durchgeweicht. Was …«
    »Hab mich geschnitten«, sagte ich.
    »Es ist tief«, bemerkte Derek. »Muss genäht werden.«
    »Ich brauche …«
    »Es muss genäht werden«, wiederholte er. »Ich überlege mir was. Im Moment …« Er fluchte und fuhr von der Öffnung zurück. »Sie kommen.« Er sah sich um und runzelte die Stirn. »Das ist ein dermaßen erbärmliches Versteck hier.«
    »Ich weiß«, sagte Simon. »Ich hab was Besseres suchen wollen, aber …« Ein demonstrativer Blick zu Rae hin teilte uns mit, dass sie sich geweigert hatte, die Eingangsnische zu verlassen.
    »Was stimmt mit diesem hier nicht?«, fragte sie. Sie lehnte sich rückwärts an die Wand. »Es ist stockfinster hier drin. Die sehen uns nicht.«
    »Solange sie dir nicht mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchten.«
    »Oh.«
    Derek ging mit langen Schritten zur Tür, packte die Klinke und zog versuchsweise daran. Dann stemmte er die Füße gegen die Wand, nahm die Klinke in beide Hände und zerrte, bis seine Nackenmuskeln hervortraten. Die Tür zitterte, dann flog sie mit einem lauten Knall auf, der sich wie ein Gewehrschuss anhörte.
    Derek winkte uns hektisch ins Innere. »Sucht euch ein Versteck!«, flüsterte er, als ich an ihm vorbeirannte.
    Wir stürzten in einen breiten Gang mit Türen auf beiden Seiten, manche davon offen, andere geschlossen. Rae lief auf die erste davon zu, aber Derek schob sie weiter.
    »Weiterlaufen!«, flüsterte er.
    Er überholte Rae und führte uns in einen zweiten Gang. Dann winkte er uns zu, wir sollten still sein, damit er lauschen konnte. Aber selbst ohne Supersinne hörte ich das Geräusch der sich öffnenden Tür und den Lärm der Schritte.
    »Offen!«, schrie ein Mann. »Hier sind sie reingekommen!«
    »Wir müssen raus hier«, flüsterte Derek. »Trennt euch. Findet einen Ausgang – irgendeinen. Dann pfeift, aber leise. Ich höre euch schon.«

44
    H inter der nächsten Ecke trennten wir uns, um nach Ausgängen zu suchen.
    Die erste Tür, mit der ich es versuchte, öffnete sich in einen langen schmalen Raum mit Werkbänken. Kein weiterer Ausgang zu sehen.
    Als ich wieder im Gang stand, hörte ich Stimmen, aber sie waren weit entfernt. Sie durchsuchten die Räume in der Nähe des Haupteingangs und glaubten wahrscheinlich, wir hätten uns in den ersten geflüchtet, den wir gesehen hatten.
    Als ich zur nächsten Tür rannte, entdeckte ich in dem Raum auf der anderen Seite des Gangs eine Gestalt. Ich blieb abrupt stehen, aber es war zu spät. Ich stand bereits mitten in seinem Blickfeld.
    Als ich über den ersten Schreck hinweggekommen war, wurde mir klar, dass der Mann mir den Rücken zuwandte. Er trug Jeans und ein kariertes Hemd und war etwa so groß wie der Mann mit dem Gewehr. Auch das gleiche dunkle Haar hatte er. An das Hemd erinnerte ich mich nicht, aber vorhin hatte er eine Jacke angehabt.
    Er stand auf einer Plattform, beide Hände um das Geländer geschlossen, und sah auf eine große Sägeanlage hinunter. Er schien vollkommen von dem in Anspruch genommen zu sein, was er dort sah.
    Ich machte einen vorsichtigen Schritt vorwärts. Als der Mann sich bewegte, erstarrte ich, aber er schien lediglich seine Hand auf dem Geländer bewegt zu haben. Ich hob einen Fuß. Der Mann tat das Gleiche und setzte ihn auf die untere Stange des Geländers.
    Dann stieg er auf die oberste Stange und blieb dort in der Hocke sitzen, die Hände um das Geländer geschlossen. Etwas bewegte sich weiter unten, und mein Blick schoss zu der Sägeanlage hin. Die Räder bewegten sich. Sie drehten sich so schnell, dass das Licht der weit entfernten Notbeleuchtung wie ein Stroboskop flackerte. Aber ich hörte kein Geräusch, nicht einmal das Summen des Motors.
    Der Mann schien seinen Griff um das Geländer zu überprüfen, und dann fiel er plötzlich nach vorn. Ich sah, wie er auf den Sägescheiben auftraf, sah die ersten Spritzer Blut und fiel dann rückwärts gegen die Wand. Meine Hand flog zu meinem Mund, aber nicht bevor mir noch ein kurzer Aufschrei entfahren konnte.
    Etwas – irgendein Teil von ihm – wurde von der Anlage hochgeschleudert und landete klatschend in der Türöffnung. Ich

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