Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
Schritte weiter, und ich wusste auch warum: Der Parkplatz der Fabrik war von einem zweieinhalb Meter hohen Maschendrahtzaun umgeben, und das Tor hatte ein Vorhängeschloss.
    »Rauf«, sagte er.
    Ich packte den Draht und begann zu klettern. Er versuchte mich hochzustemmen, aber ich winkte ihm zu, er sollte aufhören und mir folgen. Ich war beinahe oben, als die Wand des Fabrikgebäudes plötzlich von zwei Kreisen aus Licht erhellt wurde. Ich warf einen Blick über meine Schulter. Der Motor des Geländewagens brüllte auf, als das Auto beschleunigte.
    »Los, los, los!«, drängte Derek.
    Das Auto kam mit kreischenden Bremsen zum Stehen. Ich schwang das Bein über die Oberkante des Zauns und begann, auf der anderen Seite hinunterzuklettern. Neben mir kauerte Derek auf der Kante und sprang. Er landete sauber auf den Füßen und fuhr herum, als die Tür des Autos aufgerissen wurde.
    »Spring!«
    Ich war schon halb unten, aber ich ließ los. Er fing mich auf, drehte mich um und setzte mich mit einem Schubs in Richtung des Fabrikgebäudes hin ab.
    »Derek! Chloe!«
    Es war eine Frauenstimme. Ich blieb nicht stehen, aber beim Klang meines Namens konnte ich nicht anders, als mich umzusehen. Eine kleine grauhaarige Frau umklammerte den Draht des Zauns. Eine Fremde.
    Ein Mann rannte um den Kühler des Autos herum. Er hatte einen langen dunklen Gegenstand in den Händen, und als er ihn hob, setzte mein Herz einen Schlag aus.
    »Gewehr!«, brüllte ich im Rennen.
    Derek sah mit weiten Augen zu mir herüber.
    »Die haben …«
    Er sprang mich an, gerade als etwas an uns vorbeizischte, und wir landeten in einem Haufen Holzpellets. Sie prasselten rings um uns herab und prallten hart von meinem Rücken und meinen Schultern ab. Ich rappelte mich auf und machte einen Satz hinter den nächsten Haufen. Dann rannten wir weit nach vorne gebeugt weiter, bis wir die Wand des Gebäudes erreicht hatten.
    Wir stürzten an seiner nördlichen Seite entlang und retteten uns in eine Lieferanteneinfahrt. Derek zog mich hinter einen rostigen Metallcontainer.
    »D-die h-haben auf uns geschossen«, flüsterte ich, kaum imstande, die Worte herauszubringen. »Nein. Ich m-muss mich … Ein Funkgerät vielleicht. Oder ein Handy. Ich habe mich geirrt.«
    »Hast du nicht.« Er drehte sich nach hinten und griff nach etwas an seinem Rücken.
    »A-aber die haben auf uns g-
geschossen
. Die haben versucht, uns umzubringen. D-das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
    Er zog etwas aus den Falten am Saum seines T-Shirts. Ein dünnes Metallrohr mit einer Spitze an einem Ende.
    »Das Ding ist in meinem T-Shirt hängen geblieben. Hat mich gekratzt, aber es wird wohl nicht wirken. Es braucht eine ganze Menge, um mich umzuhauen.«
    »Dich umzuhauen?« Ich starrte es an. »Das ist ein Betäubungspfeil?«
    »Ich glaube schon. Hab außer in Tierfilmen noch nie einen gesehen.«
    Aber wir waren keine Tiere. Die Leute jagten Teenager doch nicht mit Betäubungsgewehren.
    »D-das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Aber worauf es hinausläuft ist klar. Die wollen uns zurückholen.
Dringend.
Umso mehr Gründe, in Bewegung zu bleiben.« Er ließ den Pfeil fallen, schob sich bis zur Kante des Containers und atmete tief ein. Er gab sich jetzt keine Mühe mehr, es zu verstecken. »Simon ist hier. Nicht in unmittelbarer Nähe, aber er ist vor kurzem hier vorbeigekommen.«
    »Kannst du ihn finden?«
    »Yeah. Aber im Moment verlasse ich mich drauf, dass er auf sich aufpassen kann, und kümmere mich lieber um uns. Er wird sich irgendwo verkriechen, bis du auftauchst. Wir sollten uns ein Versteck suchen und das Gleiche machen, bis die wieder weg sind.«
    Er ging zum Einfahrtstor hinüber, aber es war verschlossen, und Klinken schien es nur innen zu geben. Ich schlich mich zur Ecke des Containers und sah hinaus in den Fabrikhof.
    »Das da drüben sieht aus wie ein Lagerhaus. Du hast am Freitag gesagt, dass Lagerhäuser gute Verstecke abgeben.«
    Er sah über meine Schulter hinweg. »Dieses ist zu nah bei der Fabrik, um stillgelegt zu sein.« Er betrachtete es aufmerksam. »Aber für den Moment dürfte es gut genug sein. Wahrscheinlich kann ich einbrechen.«
    Er musterte den Hof. Dann schob er mich an der dunklen Mauer entlang, und wir rannten zu dem Lagerhaus hinüber. Ein ruckartiges Drehen am Türknauf, und wir waren im Inneren.
    Derek hatte recht gehabt, es war nicht stillgelegt. Es war voller Stahlrollen, die uns viele Verstecke boten. Ich musste langsam gehen und mir den Weg

Weitere Kostenlose Bücher