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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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erbarmte sich meiner dann der Schlaf.
    Eine Elster tschilpte an meinem Ohr und riss mich aus dem Schlaf. Der schwarz-weiße Vogel saß auf einem Zweig und linste mich mal mit dem einen, mal mit dem anderen Auge an.
    »Mach, dass du wegkommst, du Plapperschnabel!« Ich warf ein Stöckchen nach der Elster, die daraufhin wütend keckerte und den Wald mit ihren empörten Schreien aufrührte, bevor sie hinter den Bäumen verschwand.
    Ich fröstelte. Selbst gegen Morgen war es recht kühl. Wie es dann wohl mitten in der Nacht gewesen sein mochte? In den kommenden Nächten würde ich mir mit Sicherheit eine Erkältung einhandeln. Nach einer Weile schlief ich glücklicherweise noch einmal ein.
    Als ich das zweite Mal aufwachte, war die Sonne eben erst aufgegangen. Der Himmel hatte sich sehr zum Missfallen meiner bescheidenen Diebesperson mit Wolken von wenig angenehmer Farbe bezogen. Wenn es bloß nicht regnete!
    Doch Sagoth sei Dank hielt sich das Wetter. Ich legte ein gutes Stück des Weges durch Sagraba zurück. Im Laufe des Tages stieß ich auf einen Pfad, danach kam ich noch schneller voran. Weder Walder noch das Horn des Regenbogens gaben irgendein Lebenszeichen von sich. Wie absurd das war. Da besaß ich nun eines der mächtigsten Artefakte – und hatte nicht den geringsten Nutzen davon. Weder warme Kleidung noch eine solide Armbrust oder Essen, ja, es brachte mich noch nicht einmal geradewegs nach Awendum, sondern bestand darauf, dass ich mich durch den Herbstwald schlug.
    Irgendwann verschwand der Pfad unter einem Strauch, der verflucht nach Heckenrose aussah. Ich kam auf die glorreiche Idee, mit Anlauf über den Busch zu setzen – worauf ganz Sagraba zu hören bekam, was ich von einem pikenden Nichtsnutz hielt, der sich einem friedfertigen Wanderer in den Weg stellte. Immerhin brachte mich der Pfad anschließend zu einem kleinen Waldsee mit hohem Schilfrohr am Ufer und rostig braunem Wasser. Da konnte ich mich erst einmal satt trinken.
    Bis zur Dunkelheit blieb mir noch etwa eine Stunde, sodass ich hoffte, noch ein angenehmeres Plätzchen für mein Nachtlager zu finden. Ein See verströmt im Herbst eine grausige Kälte, und ich konnte gut darauf verzichten, mich dem auszusetzen. Natürlich führte von dem Gewässer kein Pfad mehr weg, sodass ich mich erneut durch das Dickicht schlagen musste.
    Nach einer Weile gelangte ich zu einer großen Lichtung, die mit jungen Kiefern bestanden war. An diesem Ort hätte ich zu gern genächtigt, doch ich witterte Gefahr. In der Luft hing ein schwacher Geruch nach Rauch, der mit Herbstduft vermengt war.
    »Entweder es brennt irgendwo, oder jemand hat ein Lagerfeuer entfacht«, murmelte ich, während ich im Schutz eines Kiefernstammes mein Messer zog.
    Jeder andere, der sich in den Wäldern Sagrabas verirrt hätte, wäre nun wahrscheinlich unter Freudenschreien zum Feuer und zu jenen vernunftbegabten Wesen gerannt, die es entzündet hatten. Nicht so ich, denn ich war ein Mann von Verstand. Zuweilen kann die Gesellschaft vernunftbegabter Wesen nämlich weit gefährlicher sein als die Einsamkeit. Deshalb würde ich mich nicht blindlings ins Maul des H’san’kor stürzen.
    Bei diesen Wesen könnte es sich durchaus um eine Einheit von Orkspähern handeln, vielleicht auch um eine Elfeneinheit, die auf Orkjagd war. Aber natürlich führte so oder so kein Weg daran vorbei, in Erfahrung zu bringen, mit wem ich es zu tun hatte. Deshalb pirschte ich mich vorsichtig weiter. Als ich dem Brandgeruch folgte, kam ich erneut in einen dichten Wald aus Goldbirken, Espen und Eschen. Da mir die Bäume die Sicht versperrten, konnte ich jedoch nicht erkennen, was sich hinter der rotgoldenen Wand aus Blättern und Baumstämmen verbarg.
    Die Äste knackten verräterisch unter meinen Füßen. Obwohl es nur ein sehr leises Geräusch war, blieb ich unverzüglich stehen, als sei mir jemand auf mein geliebtes Hühnerauge gelatscht. Wie ungelegen das kam! Zu meinem Glück hatte mich aber niemand gehört.
    Sei vorsichtiger, Garrett!, ermahnte ich mich zum hundertsten Mal, wechselte das Messer von der rechten in die linke Hand und wischte mir die schweißbedeckte Hand ab. Du tust ja gerade so, als fingerst du zum ersten Mal in deinem Leben einem Passanten was ab!
    Schließlich erspähte ich zwischen den Bäumen das Feuer. Sogleich brachte ich mich hinter dem Stamm einer Goldbirke in Schutz. Das Feuer flackerte, verschwand und schimmerte erneut auf.
    Pass bloß auf, Garrett! Sei auf der Hut! Geh langsam!
    Das

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