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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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tot, Schattentänzer!«
    »Darf ich zum Tanz bitten, Ladys?«, fragte ich, ohne auf ihren Einwand einzugehen.
    Nachdem ich die Urwelt auf diese Weise verlassen hatte, drohte ihr keine Gefahr mehr. Die purpurrote Flamme fauchte, die feurigen Schneeflocken trudelten in einem langsamen, betörenden Tanz um mich herum. Inmitten der ewigen Leere und des feurigen Wahnsinns gab es eine Insel, die mit hohem silbrigem Gras bewachsen war. Die Flamme und die purpurroten Schneeflocken spiegelten sich in einem kleinen See auf dieser Insel.
    Am Ufer des Sees stand eine junge Kastanie mit eisigfeurigen Blättern. Bald würden ihre Früchte reif sein und weitere Hundert Inseln entstehen lassen. Diese Insel war der erste Ziegelstein zum Wiederaufbau der Welt des Chaos. Die Urwelt würde leben und mit ihren Schatten auf mich oder einen anderen Schattentänzer warten. Meine Schuld gegenüber den drei Schatten war getilgt.
    Etwas Nasses und Kaltes in meinem Gesicht weckte mich. Welches Stumpfhirn hinderte mich eigentlich daran, endlich den wohlverdienten Schlaf zu genießen? Als ich die Augen aufschlug, erblickte ich ein großes, zottiges Wesen, das ziemlich beängstigend wirkte. Einen Oburen, den gigantischen Bären aus den Wäldern Sagrabas.
    Ich blieb wie erstarrt liegen. Vielleicht hielt mich der Obur dann ja für ungenießbar und zog ab, um ein paar Wildschweine zu fangen. Als der Obur jedoch erneut mein Gesicht beleckte, glotzte ich ihn entgeistert an. Daraufhin jaulte dieses Tierchen doch tatsächlich los!
    »Ganz ruhig«, beschwor ich ihn.
    Aber das Untier wollte mich offenbar gar nicht verschmausen (zumindest nicht gleich). Wieder schleckte mir der Obur übers Gesicht.
    Ich setzte mich ganz langsam auf und sah mich erst einmal um. Offenbar hatte es mich nach Sagraba verschlagen. Zumindest waren mir in Hrad Spine weder Tannen und Goldbirken noch Gras und blauer Himmel begegnet. Bestimmt hatte mich das Horn des Regenbogens aus den Beinernen Palästen herausgebracht.
    Das Horn! Panisch tastete ich den Boden ab und vergaß sogar den Oburen. Da war es, Sagoth sei gepriesen, verborgen unter einem Laubteppich. Rasch verstaute ich die Reliquie in der -Tasche.
    Der Obur wollte schon wieder mit seiner Zunge über mein Gesicht herfallen. Da ich inzwischen begriffen hatte, dass von dem Zottel keine Gefahr drohte, stieß ich ihn weg und stand auf. Nun sahen die Dinge gleich ganz anders aus. Der Obur war nicht mehr riesig, sondern bloß noch groß. Und er stand nicht gerade sicher auf seinen vier Beinen.
    Der schreckliche und Furcht einflößende Obur entpuppte sich als freundlicher kleiner Obur, der erst vor Kurzem zur Welt gekommen war. Offenbar war er aus seiner Höhle herausgekrochen und hielt mich für seine Mama. Genau das hatte mir zu meinem Glück noch gefehlt! Sobald seine Frau Mutter das Verschwinden ihres teuren Sohns bemerken würde, dürfte sie sich in dem Glauben auf mich stürzen, ich habe ihr Kindchen entführt. Wahrlich, ich wollte nicht in meiner Haut stecken! Die Begegnung mit einer gigantischen ergrimmten Bärin war schließlich noch niemandem bekommen. Es wurde höchste Zeit, aus dem bärigen Dunstkreis zu verschwinden!
    Leider ließ sich mein genialer Plan jedoch nicht ohne Weiteres in die Tat umsetzen, der junge Obur wich mir nämlich nicht von der Seite.
    »Aus! Sitz! Platz!«
    Keiner der Befehle für Hunde half. Das Tierchen sah mich nur verständnislos an und quiekte leise. Seufzend brach ich von der nächsten Tanne einen Zweig ab und schlug dem Oburen damit sanft auf die Nase. Der kreischte erschrocken auf, sprang zur Seite und krakeelte los, um der Welt seinen Kummer über das Schicksal und den Missetäter kundzutun und nach seiner Mutter zu rufen. Die ließ nicht lange auf sich warten: Aus dem Wald drang ihr wütendes Gebrüll heran.
    Kaum hörte ich das unangenehme Geräusch von knickenden Sträuchern, da nahm ich quer durchs Gelände Reißaus, denn ich versprach mir wenig davon, der Frau Oburin auseinanderzusetzen, ich sei nur rein zufällig vorbeigekommen und habe mir nichts zuschulden kommen lassen.
    Bei meiner Flucht landete ich sogar einmal in faulen Blättern, weil sich mir eine Baumwurzel hinterhältig vor die Füße gelegt hatte. Sofort schoss ich weiter und blieb erst stehen, als ich mir sicher war, die Oburin habe ihre Absicht, mir das Fell zu gerben, aufgegeben. Erschöpft sackte ich auf das weiche Bett aus goldenen Blättern, streckte mich auf dem Rücken aus und lugte durch die fast schon kahlen

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