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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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meinen Körper. »Shokren, nimm dir unsere Meerkatze hier mal vor!«
    Ein Ork trat aus dem Schatten. In meinem Innern gefror alles. Der Kerl trug einen Hut, der verflucht an einen Schamanenhut erinnerte. Wenn das mein Glück nicht abrundete! Irgendwie ähnelte Shokren Bagard, vielleicht waren sie ja Verwandte. Der Schamane trat an mich heran und strich in der Luft mit der offenen Hand an meinem Körper entlang.
    »Am Hals ist was«, stieß der Schamane aus, worauf mir flinke Hände unverzüglich Kli-Klis Medaillon abnahmen. Der Schamane nickte zufrieden. »Und an der linken Hand.« Egrassas Armreif gesellte sich zu Kli-Klis Medaillon. Shokren bewegte die Hand bis zu meinen Stiefeln hinunter. »Das war’s«, stellte er fest. »Jetzt ist er sauber.«
    »Was sind das für Sächelchen?« Olag ließ den Armreif aus rötlichem Kupfer um seinen Finger kreisen.
    »Würde zu lange dauern, das zu erklären.« Shokren nahm das Medaillon an sich und steckte es in seine Tasche. Den Armreif musterte er eine Weile, eher er ihn ins Gras warf. »Zurück!«, befahl er. »Alle!«
    Die Orks wichen gehorsam zurück, wobei Olag sogar an mein Wohl dachte und mich ohne jede Vorwarnung mit sich zog. Der Schamane murmelte bereits etwas und formte die Finger der linken Hand zu einem seltsamen Zeichen – worauf der Armreif zu einer kleinen Lache zerfloss.
    »Jetzt können sie lange nach dir suchen, Meerkatze«, meinte der Schamane grinsend.
    »War das eine Leine?«, wollte Bagard wissen.
    »Ja.«
    »Von den Niederen?«
    »Vermutlich.«
    Die Niederen? So nannten die Ersten die Elfen, wenn ich mich nicht täuschte.
    »Unser Falter hat sich also mit den Elfen eingelassen, ja?«, fragte Fagred, und sein Grinsen verhieß nichts Gutes.
    »Gebt mir seine Tasche!«, befahl der Schamane.
    Sofort hielt ihm einer der Orks meine Tasche hin. Muss ich noch sagen, was geschah, als der Schamane das Horn des Regenbogens herauszog? Sicher, die meisten Orks begriffen nichts, aber Shokren, Bagard und Olag wechselten beredte Blicke. Dem Schamanen zitterten sogar die Hände.
    »Was ist das?«, fragte Fagred, der einen langen Hals machte.
    »Das ist das, was Hand, unserm Heerführer, in der Schlacht gegen die Niederen den Sieg bringen wird«, verkündete Bagard feierlich. »Erinnert euch an diesen Tag, Soldaten.«
    »Was für ein Falter!« Olag grinste schief. »Die reinste Schatztruhe!«
    Shokren legte das Horn behutsam auf einen Umhang, den einer der Orks ausgebreitet hatte, und wandte sich wieder meiner Tasche zu. Die restlichen Früchte aus der Ameisenhöhle warf er verächtlich weg. Als er jedoch den Schlüssel aus der Tasche zog und die Drachenträne im Schein des Feuers funkelte, ging ein Raunen durch die Reihen der Orks. Offenbar wussten alle, was der Schamane in der Hand hatte. Er hielt den Schlüssel mit nur zwei Fingern, als fürchtete er, die Reliquie könnte zerbrechen.
    »Der Schlüssel vom Flügeltor!«, rief einer der Orks.
    »Richtig. Aber wie kommt diese Reliquie der Niederen in die Hände eines Menschen?« Shokren sah mich an. »Du bist in Hrad Spine gewesen?«
    »Ja.« In einer Lüge sah ich keinen Sinn.
    »Hast du das von dort geholt?« Der Schamane nickte zum Horn hinüber.
    »Ja.«
    »Verstehe.«
    »Hat uns der Falter noch mehr Geschenkchen mitgebracht?«, erkundigte sich Fagred.
    Der Schamane drehte die Tasche schweigend um, sodass sich ein Smaragdregen auf den Umhang ergoss. Einer der Orks lachte leise.
    »Was sollen wir mit ihm machen, Bagard?«, wollte Fagred wissen.
    Gelangweilt zuckte Bagard die Achseln. »Auf weitere Münder, die wir stopfen müssen, können wir verzichten.«
    Daraufhin griff Fagred nach seinem Messer.
    »Warte, Bagard!« Shokren verstaute die Schätze wieder in der Tasche. »Diese Meerkatze ist nicht so harmlos, wie sie aussieht. Ich würde mich gern noch mit ihr befassen. Und Hand dürfte wohl auch noch ein paar Fragen an sie haben.«
    »Hand ist weit weg«, gab Bagard zu bedenken.
    Warum bedienten sich die Orks eigentlich nicht ihrer eigenen Sprache?
    »Ich werde einen Raben mit einer Botschaft zu ihm schicken, dann soll er entscheiden, wie wir mit der Meerkatze verfahren. Auf jeden Fall wird der Falter eine gute Figur bei unserem Mittherbstfest abgeben. Bringt ihn zu den anderen.«
    »So sei es«, sagte Bagard.
    Daraufhin verloren die Ersten jedes Interesse an meiner bescheidenen Person, ließen sich wieder am Feuer nieder und unterhielten sich aufgeregt auf Orkisch. Der Schamane warf sich meine Tasche über die

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