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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Lagerfeuer, anfangs kaum mehr als ein Sandkorn, wuchs rasch auf die Größe meines Fingernagels an und machte schließlich eine halbe Hand aus. Von dort wehte Essensgeruch heran. Inzwischen war die Nacht ganz hereingebrochen. Der Duft von Fleisch, das ich zuletzt vor über hundert Jahren gegessen hatte, raubte mir schier den Verstand und ließ meinen Magen laut knurren. Das Feuer betörte mich, und ich näherte mich ihm behutsam, immer weiter und weiter. Lautlos und unbemerkt.
    Als mich nur noch fünfzig Yard von ihm trennten, blieb ich abermals hinter einem Baumstamm stehen. Ich versuchte zu erkennen, wer da am Feuer saß. Aber vergeblich.
    Ich ging weiter – und der Himmel stürzte über mir zusammen. Er fiel mir in den Rücken und warf mich zu Boden. Ich zappelte und fuchtelte blindlings mit dem Messer, aber jemand, der sehr unhöflich war, trat mir auf den Arm.
    Ich schrie auf und ließ das Messer fallen. Meine Knochen waren mir mehr wert als die Klinge. Ich wollte mich umdrehen, was aber misslang, denn derjenige, der von einem Baum aus auf mich gesprungen war, saß mir nun genau auf den Schulterblättern. Selbstverständlich zeichnete sich der Schuft durch ein gewaltiges Gewicht aus.
    Anfangs dachte ich, ein Luchs oder eine Waldkatze habe mich angefallen, aber nach allem, was ich wusste, setzten einem diese Tiere nicht den Arm außer Gefecht, der eine Waffe hielt. Nun nahm auch noch ein zweiter Feind auf meinen Beinen Platz und drehte mir den linken Arm auf den Rücken. Ich wimmerte auf. Der Kerl hätte ihn beinahe ausgekugelt. Als auch der rechte Arm seinen Weg nach hinten antreten sollte, leistete ich keinen Widerstand, was mir zumindest einen Teil der Schmerzen ersparte.
    Der Kerl auf meinem Rücken sagte kein Wort, presste nur meinen Hinterkopf mit seiner Pranke nach unten und zwang mich, den Geruch der verfaulten Blätter und der feuchten Erde einzuatmen. Der andere fesselte mir derweil die Hände. All das geschah schnell und völlig lautlos.
    Danach stand wenigstens der Kerl auf, der es sich auf meinen Beinen gemütlich gemacht hatte. Sein Gefährte dachte jedoch gar nicht daran, sich zu einem ähnlich edlen Verhalten herabzulassen und sich von Garrett zu erheben. Er packte mich bei den Haaren, zog meinen Kopf derart nach oben, dass mir die Tränen aus den Augen schossen, und hielt mir etwas Spitzes und widerlich Kaltes an die Kehle. Ich hielt es für geboten, in den Himmel zu starren und zu schweigen.
    »Was für ein dummer Falter da an unser Feuer geflogen kommt!«, sagte derjenige, der schon stand. »Wen uns die Waldgeister da wohl beschert haben?«
    »Eine Meerkatze, würde ich sagen«, antwortete der, der mich an den Haaren gepackt hielt.
    »Dreh ihn um!«
    Ich wurde recht grob herumgeschleudert. Damit ich auch ja nicht aufsprang, bekam ich gleich einen Fuß auf die Brust gepresst, noch dazu so fest, dass mir beinah die Luft wegblieb.
    Ich vermochte nicht zu erkennen, mit wem ich die Ehre hatte. Bei diesen dunklen Silhouetten konnte es sich ebenso um Menschen handeln wie um Elfen oder Orks.
    »In der Tat, eine Meerkatze«, frohlockte der, der mich herumgeworfen hatte. »Karad drag su’in tar?«, fragte er auf Orkisch. Schicken wir ihn ins Dunkel?
    »Kro! Alle bar natisch, kita’l u Bagard. Nein! Wir bringen ihn zum Feuer. Bagard soll über ihn entscheiden. «
    Weiß das Dunkel, was diese Burschen da redeten, aber sie bedienten sich für ihren Plausch ohne Zweifel des Orkischen. Ich überlegte mir ganz vernünftig, dass Menschen das wohl kaum täten. Also durfte ich sie von meiner Liste etwaiger Gegenüber streichen. Blieben Orks und Elfen. Die beiden setzten ihr Palaver unterdessen fort, wobei der eine ständig »Kro« ausstieß, während der andere unablässig ein »Tara« im Munde führte. Offenbar konnten sie sich nicht einigen. Da auch ich ein gewichtiges Wort einwerfen wollte, fing ich an zu zappeln. Sofort erhöhte sich der Druck des Beins auf meiner Brust, ich nickte ergeben und schwieg. Irgendwann gab der »Tara«-Sager nach.
    »Von mir aus, einer mehr, einer weniger, das spielt keine Rolle. Nehmen wir ihn mit.« Diese Worte waren für meine Ohren bestimmt.
    Mit einem Ruck wurde ich auf die Beine gestellt.
    »Eine falsche Bewegung, Falter, und wir versengen dir deine Flügel gleich hier. Hast du mich verstanden, oder soll ich es dir einbläuen?«
    »Ich hab es verstanden.«
    »Es geschehen also noch Wunder.« Ich spürte einen recht unhöflichen Stoß im Rücken. »Misat’u no alddi Olag.

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