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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Lager aufschlagen.«
    »Lasst uns noch fünfhundert Yard zurücklegen.« Der Elf steckte den Kristall des Toten in seine Tasche und nahm die Lanze des Grauen auf. »Wir sollten lieber nicht auf einer Lichtung mit einem Toten schlafen.«
    »Wollen wir ihn denn nicht begraben?« Aal sah Alistan Markhouse fragend an.
    »Nein«, antwortete dieser schroff. »Das würde uns den Rest der Nacht kosten. Weiter!«
    »Der Wald wird sich um den Körper kümmern«, sagte Egrassa und marschierte davon.
    Das kleine Lagerfeuer, das der Elf angefacht hatte, knisterte fröhlich und sprühte Funken. Da ich nicht einzuschlafen vermochte, lag ich da und beobachtete das kalte Funkeln der Sterne. Das da war der Bogenschütze, dort prangte der Krebsschwanz, da drüben der Schweinehirte und die Hunde Sagras. Die Krone des Nordens, die sich über den halben Himmel erstreckte, ließ ihren Stein aufblitzen. Dutzende von Sternbildern lugten durch die Zweige der Bäume zu mir herunter.
    Es hieß, wenn ein Elf stirbt, entstünde am Himmel ein neuer Stern. Selbst wenn das bloß ein dummer Aberglaube sein sollte, spähte ich nun in den Nachthimmel hinauf, um jenen Stern auszumachen, der nach Miralissas Tod aufgetaucht sein musste. Jedoch vergeblich. Sollte tatsächlich ein neuer Stern entstanden sein, dann verbarg er sich hinter den Bäumen.
    Eine Sternschnuppe flog über meinen Kopf hinweg, flackerte ein letztes Mal auf und verschwand hinter den Bäumen. Wenn ein Stern zur Erde fiel, durfte man sich etwas wünschen. Doch was sollte ich mir wünschen?
    Die Toten würden nicht mehr lebendig werden. Kater war für immer an der alten Schlucht in der Harganer Heide geblieben. Schandmaul hatte sich als Verräter herausgestellt und lag unter den Ruinen eines Anwesens vor den Toren Rannengs begraben. Arnch und Ohm hatte Lathressas Schamanenzauber auf den Grund der Isselina geschickt. Marmotte ruhte in der Erde des Grenzkönigreichs, die Asche Ells war zu einem Teil des Flusses geworden, Miralissa hatten wir im Wald verbrannt. Sie alle würde ich niemals wiedersehen. Sie hatten ihr Leben geopfert, damit ich Sagraba erreichte. Deshalb wünschte ich mir nur eins: Ich wollte dieses vermaledeite Horn des Regenbogens haben, mit dem der Orden den Unaussprechlichen aufhalten würde. Und außerdem … außerdem sollte keiner meiner Gefährten mehr während unserer Expedition sterben.
    Gleich darauf zog noch einmal eine Sternschnuppe ihre Bahn. Die Orks nannten den September Por Sa’rallo, den Monat der Sternschnuppen.
    Es folgte eine dritte Sternschnuppe.
    Wer lange genug in den Himmel hinaufblickte, würde in einer Nacht ein Dutzend Sternschnuppen beobachten, würde sich ein Dutzend Mal etwas wünschen dürfen – auch wenn diese Wünsche wohl niemals in Erfüllung gingen.
    Plötzlich hörte ich, wie jemand hustete. Ich drehte den Kopf und erblickte Deler, der ebenfalls keinen Schlaf fand. Er saß am Feuer und starrte mit finsterer Miene in die Flammen. Hallas schnarchte ganz in der Nähe, den Kopf auf den Sack seines Freundes gelegt.
    Ich stand auf, stieg vorsichtig über Lämpler hinweg und gesellte mich zu Deler. »Du kannst nicht schlafen?«
    Er riss sich vom Anblick der tanzenden Flammen los. »Du solltest schlafen, solange du noch die Möglichkeit hast«, riet er mir. »Ich muss noch eine Stunde Wache schieben, bis Hallas mich ablöst.«
    »Ich kann nicht einschlafen«, gestand ich.
    »Kann ich mir gut vorstellen. Nach allem, was geschehen ist …« Er verstummte, fuhr nach einer Weile aber fort: »Es tut mir leid um die Elfin. Was für ein dummer Tod … durch den eigenen Zauber …«
    Ich erwiderte nichts, doch das war auch nicht nötig. Alle trauerten um Miralissa, selbst wenn sich niemand etwas anmerken ließ. Bei den Wilden Herzen hieß es nun einmal: Wenn ein Freund stirbt, weine nicht, sondern finde den Feind und übe Rache.
    Deler klaubte einen Scheit auf und warf ihn ins Feuer. Das scheute erst zurück, allerdings nur, um die Speise anschließend gierig zu belecken, ihren Geschmack zu kosten und sie schließlich zu verschlingen.
    »Zu uns ins Zwergengebirge ist vor langer Zeit auch mal ein Grauer gekommen«, fing Deler plötzlich zu erzählen an. »Im letzten der Purpurnen Jahre, als uns schon nicht mehr viel zum Sieg über die Gnome fehlte. Wir hatten unsere liebreizenden Verwandten bereits zu Grahels Tor zurückgedrängt. Diesen Grauen haben wir mit allen Ehren empfangen und vor den Rat geführt. Er hat behauptet, es wäre nur zu unserem

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