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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wette, er hatte zahllose Stunden geübt, um diese Wirkung zu erzielen. »Ich habe mich schon gefragt, ob es nicht ein Fehler war, Sie zu engagieren.«
    Ich war eher der Meinung, daß Winger einen Fehler gemacht hatte, als sie diesen Blasebalg als Arbeitgeber akzeptiert hatte. Aber manchmal hat man keine Wahl, wenn man Leib und Seele zusammenhalten will. »Wie geht’s denn so, Lubbock?« fragte ich
    Er streckte die Hände in die Luft und kreuzte die Handgelenke vor seinem Herzen. Die Handflächen streckte er mir zu. Dann ballte er die Hände zu Fäusten, ließ aber die kleinen Finger abstehen und wackelte mit ihnen heftig hin und her. Seine Fingernägel waren mindestens zwei Zentimeter lang. Vermutlich war das irgendeine Zauberbewegung, die mich beeindrucken sollte.
    Da gibt es Leute, die glauben, daß ich in die Psychiatrie des Aderlaß-Spitals gehöre, weil ich Probleme mit der Realität hätte.
    »Versuch wenigstens, höflich zu sein, Garrett«, flüsterte Winger.
    »Ich habe ihn gefragt, wie es ihm geht, obwohl es mich nicht die Bohne interessiert, oder etwa nicht? Was willst du noch?« Reine Nervensache. Wenn Leute mir eine Gänsehaut verursachen, werde ich schnippisch. »Bring ihn zum Reden.« Ich wollte Antworten von Lubbock, aber mir war so unheimlich, daß ich mit dem Gedanken spielte, sofort zu verschwinden.
    Er fing von allein an. »Mr. Garrett.« Das hatten wir schon. »Ein guter Tag. Ich habe unser Treffen schon sehr ungeduldig erwartet.«
    »Bin erfreut, Sie kennenzulernen. Wer auch immer Sie sein mögen.« Siehste. Ich kann höflich sein. Genausogut hätte ich auch sagen können: ›Was auch immer Sie sein mögen.‹
    Er versuchte ein zweites Lächeln, mit demselben kläglichen Ergebnis. Es blieb einfach im Fett stecken. »Ja. Wie Sie ganz richtig annehmen, ist mein wirklicher Name nicht Lubbock. O nein, Sir. Das ist nur ein Traum, das tiefempfundene Bedürfnis, auf demselben Pfad zu wandeln wie die großen Lubbocks vergangener Jahrhunderte.«
    Er hob die Hände über Kreuz vor sein Gesicht und sah mich durch die abgespreizten Zeigefinger an, die so – mehr oder weniger – das altertümliche Bannzeichen gegen den bösen Blick bildeten. »Unglücklicherweise wird mir dieser Traum von der gnadenlosen Realität versagt.«
    Ich erinnerte mich daran, daß Willard Tate ein paar tote, besonders widerliche Lubbocks erwähnt hatte. Zauberer. Und dieser Windbeutel hier hatte offenbar noch weniger magisches Talent als ich. Seine ›gnadenlose Realität‹. Also spielte er hier irgendwelche perversen Spielchen.
    Na ja, wenn man genug Taler hat, nennt man das exzentrisch.
    »Wie Sie annahmen, Sir«, wiederholte er, »ist mein Name nicht Lubbock. Die Wahrheit vor einem Mann mit Ihrem Beruf zu verbergen, wäre närrisch. Sie brauchen nur die Nachbarn zu fragen, um zu erfahren, daß hier der verrückte Fido Ostermann wohnt.«
    »Fido?« Die Leute nennen nicht mal mehr ihre Hunde so.
    »Es bedeutet ›treu‹, Mr. Garrett. O ja. Treu und ehrlich. Mein Vater – Friede seiner Seele – war ein leidenschaftlicher Anhänger der kaiserlichen Historie. Fido war ein kaiserlicher Ehrentitel. Er würde heute einem Rittertitel entsprechen. Allerdings konnte er jedem verliehen werden, nicht nur denen edlen Geblüts. Ja, Sir. Der Mann, dessen Namen ich angenommen habe, sozusagen als vorübergehende Verkleidung, mein Verwandter Lubbock Candide, hatte genau dieses Ziel erreicht. Er war einer meiner Vorfahren, müssen Sie wissen. Der funkelnde Stern am Wipfel des Stammbaums meiner Familie. Aber die Macht unseres Blutes verließ uns nach dem Tod seiner Tocher Arachne. Wie ich die Götter für diesen schlechten Scherz verfluche.«
    O Mann. Dieser Kerl war ein Ein-Mann-Orkan. »Was hat das alles mit mir zu tun?« Ich versuchte, zum Punkt zu kommen. »Warum bin ich hier?« Genauso vergeblich war es, unter all dem Fett seine Augenfarbe zu erkennen.
    »Geduld, mein Junge, Geduld. Man soll den Führer niemals treiben.« Er kicherte hinterhältig. »Nur ein kleiner persönlicher Scherz, Sir, nur ein kleines Scherzchen. Hier sind Sie nicht in Gefahr.«
    Von wegen. Noch ein bißchen mehr von dieser Show, und ich bekam Schaum vor den Mund und unterhielt mich mit kleinen grünen Männchen, die gar nicht da waren.
    Ich musterte die Angestellten. Sie huschten im Hintergrund hin und her und waren scharf darauf, ihren Boß in Aktion zu erleben. Es war eine echte Schau. Alle trugen Kostüme und waren unheimlich geschminkt. Ostermann konnte es sich

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