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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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war eine Verwechslung. Es gibt keine andere Erklärung.«
    »Das ist mir klar, Mr. Garrett. Trotzdem. Tinnie wurde schwer verletzt. Sie wäre gestorben, wenn Sie und Ihr Freund nicht in der Nähe gewesen wären und eingegriffen hätten. Ich habe gründlich nachgedacht. Ich will den Verantwortlichen. Und ich werde gut dafür zahlen.«
    Er mußte sich hinten anstellen, aber warum nicht? »Ich werde sie finden. Oder ihn.«
    »Ihn? Ich hatte den Eindruck, daß Sie der Meinung wären, diese Hexe …«
    »Die Schlange? Es ist wahrscheinlich. Aber wie gesagt, bin ich mit der Zeit zu der Überzeugung gelangt, daß mehr als nur eine Partei in die Sache verwickelt ist. Jemand arbeitet gegen die Schlange. Und gegen jeden anderen, der noch im Weg ist.«
    »Die blonde Frau.« Er nickte. »Sie sollten sie befragen.«
    »Ja.« Wenn sie es zuließ. »Apropos: Sie sagte, der Name ihres Auftraggebers sei Lubbock. Sagt Ihnen das etwas? Haben Sie ihn schon einmal gehört?«
    Er zögerte keine Sekunde. »Lubbock Crister, Gerber; Lubbock Tool, Klempner; Lubbock Frith, Obst und Gemüse en gros; Yon Lubbock Damascen, Schiffsmakler. Das sind alles Männer, mit denen ich irgendwann einmal Geschäfte gemacht habe. Es gibt sicherlich noch mehr. Aus der Geschichte kennen Sie Marshall Lubbock, den kaiserlichen General, Lubbock Candide, den Hexenmeister, und seine Tochter Arachne, die beide so grundschlecht und bösartig waren, daß Mütter heute noch ihre Namen benutzen, um ihre Kinder einzuschüchtern.«
    »Schon gut.« Mir waren nur die letzten beiden Namen bekannt, aber er hatte mir seinen Standpunkt klargemacht. »Es gibt also jede Menge Lubbocks. Und dieser Lubbock heißt vermutlich nicht mal wirklich so. Es könnte auch die Schlange sein, die einfach diesen Namen angenommen hat.«
    Der kleine, alte Mann nickte wieder, und sein Haar flatterte ihm um den Kopf. Er setzte den Designer-Zwicker wieder auf die Nase. Das Gespräch war vorbei, und er ging an die Arbeit. »Danke, Mr. Garrett. Bitte informieren Sie mich, wenn Sie den entscheidenden Moment herbeigeführt haben. Und nehmen Sie sich Zeit, Tinnie zu besuchen. Sie hat nicht viele Freunde.«
    »Mach ich.«
    »Leo!« Er rief einen aus der Horde seiner Neffen. »Bring Mr. Garrett zum Tor.« Er wollte sichergehen, daß ich nicht unterwegs ›verlorenging‹.
    Als ich auf die Straße trat, fühlte ich mich seltsam erleichtert, als hätte ich eine unangenehme Pflicht erfüllt, vergleichbar mit dem Besuch bei der unerfreulichen Tante eines Mädchens. Jetzt konnte ich mich wieder um die wichtigen Dinge kümmern.
    Das sah mir gar nicht ähnlich. Tinnie war keine alte Jungfer, die vor Einsamkeit sauertöpfisch wurde. Ich würde wohl meine Gefühle ihr gegenüber genauer untersuchen müssen.
    Ich blieb stehen, lehnte mich an eine Wand und begann mit dem Prozeß der Selbsterforschung, während ich mit meiner anderen Gehirnzelle den nächsten Schachzug ausheckte.
     
     

 
23. Kapitel
     
    »Garrett!«
    Ich stellte zwar keinen neuen Rekord im Hochsprung auf, aber ich ging in die Luft, als hätte ich Flügel.
    Als ich wieder herunterplumpste, stand ich Winger gegenüber. Hätte sie es gewollt, wäre ich jetzt tot.
    Das war ein Warnschuß. Die Götter würden es mir nicht noch einmal durchgehen lassen, wenn ich auf offener Straße pennte. »Heh, Winger.« Hoffentlich bebte meine Stimme nicht zu stark.
    Wie hatte sie mich so schnell gefunden?
    Wahrscheinlich hatte sie einfach nur meinen Rat befolgt und ihre Hausaufgaben gemacht. Es bestand noch Hoffnung für sie.
    Ich blickte mich um, konnte aber die Typen nicht entdecken, die mich gejagt hatten. »Wo sind deine Brunos?«
    »Häh?«
    Ich hatte vergessen, daß sie kein Stadtmensch war und folglich unseren Slang nicht kannte. Brunos sind untergeordnete Handlanger. »Die harten Kerls, mit denen du vor meinem Haus gewartet hast.«
    »Sie gehören nicht zu mir. Ich wußte nicht mal, daß sie da waren, bis du losgelaufen bist und sie hinter dir hergerannt sind.«
    »Ach ja?« Die Götter sind tatsächlich mit den Dummen. »Vielleicht solltest du dir einen anderen Beruf suchen. In dem hier wirst du jedenfalls nicht alt.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Möglich. Aber wenn ich abtrete, dann in einem Job, den ich wollte, und nicht ausgelutscht davon, den Pflug zu ziehen und Babies zu werfen.«
    Da hatte sie recht. Ich mache diesen Job unter anderem, weil ich mein eigener Boß bin und nicht irgendeine Kreatur, die in einem Netz von Verpflichtungen und

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