SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
und Mimi hatten längst begonnen, Küche und Haus zu untersuchen. Inzwischen war auch klar, dass zwei Koffer fehlten. Das sah ganz stark nach einer Beziehungstat aus, fand Wolf und schüttelte sich. Er konnte nicht begreifen, dass das, was einmal zwischen Menschen in Liebe begonnen hatte, solche Ausmaße annehmen konnte.
Keine seiner Beziehungen war jemals im Streit zu Ende gegangen. Manches hatte sich einfach verlebt und kurz wehgetan. Anderes war von längerem Schmerz begleitet gewesen und hatte wie Blei in seiner Seele gehangen. Seine Verlobte war ihm brutal aus dem Leben gerissen worden, Moni wollte jetzt fortgehen. Das waren Dinge, die er nicht verstehen konnte. Sie verblassten nur und würden immer bleiben. Er war sehr traurig darüber, dass Moni ihn verlassen wollte, aber er konnte sich nicht im Traum vorstellen, wie es tatsächlich sein würde, wenn sie ganz fort war.
Mühsam riss er sich aus seinen eigenen Gedanken. Vielleicht konnte er Thorsten Büthe jetzt erreichen. Er holte sein Handy heraus und wählte die Nummer aus seinem Telefonbuch.
„Büthe.“
„Hallo Thorsten, ich bin’s, Wolf!“
„Grüß dich, mein Freund. Na, was verschafft mir die Ehre?“
„Eigentlich wollte ich erst mal um den heißen Brei herumreden, so smalltalkmäßig, aber wenn du so direkt fragst. Ich habe Probleme mit einem Fall, eigentlich einer Reihe von Fällen.“
Ohne ein wichtiges Detail zu vergessen, erklärte Wolf seinem Freund vom LKA, mit welchen Morden sie es in der jüngsten Vergangenheit zu tun hatten und dass er vermutete, dass es einen Zusammenhang mit dem Fall aus dem letzten Jahr gab.
Thorsten Büthe hörte aufmerksam zu und stellte dann einige Fragen.
„Ist es nicht merkwürdig, dass ihr so gar nichts in der Hand habt?“, fragte er.
„Das stimmt schon. Der Mörder ist eben außerordentlich sorgfältig“, gab Wolf zu.
„Oder er kennt sich besonders gut aus!“, schlug Thorsten vor.
„Wie meinst du das?“
„Er weiß möglicherweise, wie er es vermeiden kann, Spuren zu hinterlassen.“
„Jemand aus unserem inneren Ermittlerkreis?“, fragte Wolf.
„Nicht unbedingt, aber jemand, der sich gut auskennt.“
„Hmm …“, machte Wolf.
„Was mir noch komisch vorkommt, ist, dass zwischen dem ersten Mord und den weiteren, die so kurz aufeinander erfolgt sind, eine so große Zeitspanne liegt.“
„Ja, das stimmt, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber ich kann mir keinen Reim darauf machen. Vielleicht haben wir es mit einem hochintelligenten Menschen zu tun, der bisher noch nie in Erscheinung getreten ist“, sagte Wolf.
„Dumm ist er bestimmt nicht, aber ich glaube nicht, dass es ein Unbekannter ist. Ich teile übrigens die Ansicht eurer Rechtsmedizinerin, dass er etwas abgeschlossen hat. Irgendetwas ist für ihn zu Ende gegangen. Es wird keine weiteren Morde dieser Art mehr geben. Wenn ihr Pech habt, werdet ihr ihn deshalb niemals kriegen. Wenn ihr Glück habt, verfolgt er eine neue Strategie und wird wieder auffällig. Das wäre eure Chance, ihn zu packen.“
„Ich werde über all das nachdenken, was du gesagt hast, danke Thorsten!“
„Gib mal Bescheid, wenn ihr ihn erwischt habt. Für mich ist es immer wichtig, eine Rückmeldung zu bekommen, ob meine Überlegungen richtig waren.“
„Mach ich, Thorsten, bis dann!“
Wolf legte auf.
Er
Für seine Begriffe war es dennoch zu schnell gegangen. Frank Habichthorst, dessen Klavierschüler er einmal gewesen war, hatte nicht sehr lange durchgehalten. Die Schläge und Tritte gegen Oberkörper und Unterleib hatten zu massiven inneren Blutungen geführt, denen Frank schließlich erlegen war. Seine Wut war zu groß gewesen, er hatte sich schlecht zügeln können.
Warum hatte Frank auch sein Liebstes, seinen Augapfel berührt? Er musste sie jetzt retten, damit sich kein anderer Mann jemals mehr an ihr vergreifen konnte.
Vorsichtig schlich er ums Haus und sah durchs Wohnzimmerfenster. Da lag sie auf dem Sofa und schlief. Sie war so zart und so süß, so zerbrechlich. Sein Blick wanderte im Raum umher. Er sah, dass die Terrassentür nur angelehnt war, ging um die Ecke, zwängte sich durch einen schmalen Spalt und trat ein. Sie bemerkte nichts und schien im Tiefschlaf zu sein. Wie wunderschön sie war mit ihrem rotgoldenen Haar, das wie flüssiges Feuer um sie herumgegossen schien.
Im ersten Moment erwog er, ihr mit einem kurzen Schlag das Bewusstsein zu nehmen. Doch er wollte ihr weder blaue Flecken noch eine Beule zufügen. Er
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